Auch in Ungarn ist es so, dass die Menschen auf dem Land irgendwie gastfreundlicher sind als in der Großstadt. In der Puszta sind die Menschen sehr herzlich (bis auf die Nationalpark-Trappe-Schutztruppe ;-)). Sie winken einem beim Vorbeireiten zu, freuen sich, und die Autofahrer hupen beim Vorbeifahren spontan und laut. Letzteres war mit wiederholtem Fast-vom-Pferd-fallen verbunden 😉 In unserem Dorfgasthof waren sie besonders nett. Wir wurden essensmäßig so verwöhnt, dass sogar die elastische Reithose eng wurde. An einem Abend hatte der Rotwein Kork. Als wir Arpad baten, dies dem Wirt zu sagen, gab es eine große Sache deswegen. Zuerst der Wirt und dann der Rest der Küchenbesatzung kamen einer nach dem andern dazu, probierten den Wein, redeten gefühlte Stunden darüber, gestikulierten und schleppten schließlich mehrere Weinflaschen zur Probe an. Ein Mordsspektakel. Generell fiel mir in Ungarn auf, dass Ungarn sehr redselig sind. Sehr sehr redselig. Jedes kleine Ding wird wortreich und ausgiebig durchdiskutiert. Wenn man nichts versteht, steht man fassungslos daneben und fragt sich, was es da so viel zu reden gibt. Fragten wir Arpad, erhielten wir erstaunliche Antworten: „Der Mann wollte wissen, wie viel Uhr es ist.“
Kein Wunder, dass die Menschen auf dem Land so freundlich sind, es ist ja auch so schön dort 🙂
In der Großstand Budapest hingegen sind die Menschen auffallend unfreundlich. Warum auch immer. Jedenfalls wurde ich in einem dieser Hop on Hop off Busse das erste mal im Leben von einem Busfahrer als Idiot beschimpft. Ich saß im Oberdeck des Busses und stützte meine Füße vor mir auf der Ablage ab. Nur so ein bisschen. Plötzlich kam der Busfahrer hochgeschossen, mit einer riesigen Sprühflasche bewaffnet und beschimpfte mich völlig unvorbereitet und sehr laut: „Du Füße Scheibe! Warum du Füße Scheibe? Steht hier Füße Scheibe? Steht hier nix Füße Scheibe!“ Dann folgte eine ungarische Schimpfkanonade und, begleitet von einem mörderischen Blick, das Wort „Idiot!“ Ich war echt fassungslos. Zum Einen hatte ich meine Füße nix an Scheibe gehabt und zum Andern, weil ich in einem öffentlichen Verkehrsmittel noch nie als Idiot beschimpft wurde. Spontan wollte ich ihn hauen, mich mit ihm zeternd durch den Bus rollen, da mich meine Mädels aber am Ärmel festhielten und meinten, sie hätten null Bock aus dem Bus zu fliegen, begnügte ich mich mit einem ebenso verächtlichen: „Du total komplett blöder Idiot. Scheiße Eier von Trappe!“ Aber wie gesagt, auf dem Land sind sie nett, die Ungarn.
Tja, ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich eine traumhaft schöne Woche hatte, einmal mehr froh war, eine Reiterin zu sein und die Puszta auf dem Pferderücken erkunden zu dürfen und einmal mehr feststellte: Mädels unter sich haben ganz schön viel Spaß 😉
Bye-bye Ungarn, bis zum nächsten Mal! Mein Reisebericht ist hier zu Ende. Wenn es euch gefallen hat, dürft ihr euch schon auf meinen nächsten Reisebericht freuen, denn Mitte November geht es für 3 Wochen nach Chile 🙂