Beiträge mit dem Schlagwort: Reisegeschichten

3 Wochen Chile: Atacama – die rote Wüste

Nach der fantastischen Wanderung im Huerquehue-Nationalpark war die Stimmung nahezu euphorisch. Bei den meisten jedenfalls. Ich muss aber sagen, dass sogar die mitreisenden, in der Minderzahl befindlichen Spaßbremsen einigermaßen beeindruckt waren und lächelnd in der Gegend herumschauten. Vor uns lag die letzte Etappe unserer Chilereise: 5 Tage Atacamawüste. Am nächsten Morgen sollte es via Flieger von Puerto Montt über Santiago nach San Pedro de Atacama gehen. Atacama. Es war dieses Wort, bei dem im Vorfeld unserer Reise jeder, der weiß, was die Atacama ist, einen träumerischen, sehnsüchtigen Blick in die Augen bekam. Die rote Wüste Atacama scheint für viele ein Traumland zu sein. Zugegebenermaßen auch für mich. Mein Mann hingegen war vor der Reise etwas zurückhaltend und nicht so begeistert bei der Vorstellung, 5 Tage in irgendeiner trockenen Wüste zu verbringen, egal ob sie rot, grün oder blau ist. In der Gruppe herrschte eine Art entspannte Vorfreude. Ganz nach dem Motto: Jetzt haben wir schon so unbeschreiblich schöne Dinge gesehen, da macht es nichts, wenn die Atacama jetzt doch nicht soooo rot und dolle ist. Ein bisschen waren wir uns einig, dass das, was wir bislang gesehen hatten, eigentlich nicht mehr zu toppen sei.Wir sollten eines Besseren belehrt werden!

Ich war der Glückspilz der Woche und ergatterte einen Fensterplatz, auf den ich total heiß war, da wir in den Sonnenuntergang hineinfliegen sollten. Aufgeregt saß ich im Flieger und drückte mir die Nase an der Fensterluke platt.

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Würde die Atacama tatsächlich so aussehen, wie ich sie von Fotos und Filmen her kannte? Ja. Sie sieht so aus. Seht selbst!

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Bei solch einem Ausblick bleibt einem einfach die Spucke weg. Ratzfatz. Ich wundere mich, dass ich nach der Reise überhaupt noch Spucke hatte.   Oder dass mein Herz vor so viel Glück nicht mit einem lauten Geräusch zerriss. Die Atacama sollte Überraschungen für uns bereithalten, die wir wir vorher nicht erwarteten. Aber dazu morgen mehr 🙂

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3 Wochen Chile: Pucon-Stadt der Abenteuer

Erstmal großes Sorry, dass es hier grad so schleppend läuft, hab aber grad turbo viel zu tun. Ich sag nur: neuer Chef (if you know, what I mean) und ein neuer Babyhund in der Familie (meine Eltern). Drum spute ich mich jetzt mal mit dem Reisebericht, damit ich euch bald schon mit den neusten Hundeinfos versorgen kann 🙂

Wo war ich nochmal stehengeblieben? Ach ja 😉 Nachdem ich also erfolgreich den Vulkan Osorno vollgekübelt habe, ging es am nächsten Tag nach Pucon, ins Herz der chilenischen Seenplatte. Pucon ist der Hammer. Man hat tatsächlich das Gefühl, in Tirol angekommen zu sein. So wundert es auch gar nicht, wenn man an Hotels mit dem Namen „Innsbruck“ vorbeifährt. Passt eben. Nicht, dass ich jetzt ein riesengroßer Tirolfan wäre, aber dieses chilenische Tirol, das nehm ich. Mein Mann und ich waren nicht die einzigen in der Gruppe, die mit akuten „Ich-bleib-jetzt-einfach-hier“-Sehnsüchten schwanger gingen. Mal Hand aufs Herz, würde euch doch auch so gehen, oder?

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Pucon gibt so viel her. Man kann sich einfach gechillt treiben lassen, am See entlangspazieren, mit dem Schiffchen drauf herumfahren, im Städtchen herumbummeln, in einem der unzähligen Cafés  in der Sonne Kuchen futtern oder aber zur verfrühten Happy Hour in einem ganz besonderen Café den stärksten Pisco Sour der Welt trinken und angetüdelt seinen Weg fortsetzen. Sehr nettes Café, muss ich schon sagen. Darüber hinaus ist Pucon ein Adventure-Eldorado, wo man Vulkane besteigen, wilde Pferde reiten oder gar reißende Flüsse im Schlauchboot bezwingen kann. Oder eben dem süßen Nichtstun fröhnen 🙂 Wir hatten in Pucon unseren Tag zur freien Verfügung. Da wir nach unserem, mittlerweile fast schon 2-wöchigem Trekking beachtliche Wanderkilometer in den Waden hatten, lockten uns die zahlreichen Angbeote. Der harte Kern unserer Gruppe machte eine Hardcore-Vulkanbesteigung, ein paar Wenige machten einfach NICHTS und der Rest raufte sich zu einem Water-Rafting zusammen. Sprich: Gatte, ich und 4 weitere Abenteurer.

Ich weiß jetzt eins: Sowas mache ich nicht mehr. Alter Schwede. Da brauchts echt Nerven für. Wir dachten alle, das wär so ein müdes Touri-Rafting. Bisschen Paddeln, 1-2 Stromschnellen, die das Herz höher schlagen lassen und gut ist. Von wegen! Zunächst hatten wir noch gut Lachen, als wir, von Kopf bis Fuß in Neoprenanzüge gehüllt, ein paar einweisende Trockenübungen machten. Vor allem, als mich der Rafting-Guide scharf ins Auge fasste und sagte:“Ok, du da, das Paddel gehört eigentlich aus dem Boot raus!“ Kann doch mal passieren 😉 Ich meine aber gehört zu haben, dass er seiner Kollegin auf spanisch so etwas zuraunte wie: „Idiota…“ oder so. Arsch. Wir lernten, dass wir im Gleichtakt paddeln mussten, vorwärts, rückwärts und auf Kommando ins Bott springen sollten und Köpfe runter. Ohne sich gegenseitig mit dem Paddel die Zähne auszuschlagen. Immer noch lachten wir.

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5 Minuten später war es mit dem Lachen vorbei. Wir paddelten nämlich um unser Leben, ich sags euch. Die Stromschnellen waren nicht nur zahlreich, sie waren auch mega gefährlich. Und im tosenden Wasser auch noch spanische Befehle zu befolgen…und im Gleichtakt zu paddeln….fassen wir es mal so zusammen: Wir haben alle überlebt. Und ich geh nie mehr raften.

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Aber Spaß hat es dann doch gemacht. Und so kam es, dass am Abend viele Helden zusammen am Tisch saßen: Vulkanbesteiger, Stromschnellenbezwinger und Powershopper. Schön wars!

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3 Wochen Chile: Shania Twain-Folter

Kennt einer von euch Shania Twain? Mag die einer? Ich kenne sie jetzt sehr, sehr gut. Und ich mag sie nicht. Zumindest nicht 3 Stunden am Stück in ohrenbetäubender Lautstärke, quasi als Gefangene im Bus. Wie es dazu kam? Das erzähl ich euch jetzt 🙂

Nach unserer gigantomanischen, fantastischen Wanderung zum Mirador del Paine und einem komatösen Schlaf ging unsere Reise am nächsten Morgen zurück nach Punto Arenas, von wo wir am nächsten Morgen nach Puerto Mont am Lago Llanquihue (na, wer weiß, wie man das ausspricht, hä? Hä?) weiterfliegen sollten. Das Wetter hatte sich wieder eingetrübt, aber uns störte das nicht. Verwöhnt vom Vortags-Sahnewetter konnte uns wettermäßig nichts in schlechte Laune versetzen. Auf dem Plan stand außerdem ein Abstecher zu den Ausläufern des Grey-Gletschers, noch im Nationalpark Torres del Paine gelegen. Ich selbst wachte leider mit einem Mega-Schnupfen-Rüssel und -Kopf auf. Nach der Anstrengung vom Vortag und der doch eher kühlen Basistemperatur rings um mich herum, setzte mich eine üble Erkältung schachmatt. Fritz bot mir als Sofortmaßnahme ein (mit Sicherheit auf dem Index stehendes) Schnupfenpulver an, ich beschloss jedoch, die Wirkung des Wundermittels im Businnern abzuwarten und die Wanderung zum Aussichtspunkt ausfallen zu lassen. Zumal es anfing zu pieseln. Und in Chile pieselt es nicht nur einfach ein bisschen, das wächst mit der Zeit. Und dauert. Also Bus.

Gemütlich schaute ich dem Aufbruch meiner, von Kopf bis Fuß in wärmende Regenklamotten eingehüllten, Mitreisenden zu und schickte Ihnen ein „Viel Spaß!“ hinterher. Mein Plan war, einfach völlig gechillt im Bus zu sitzen, meinen Krimi zu lesen und ein paar Mandarinen zu futtern (Vitamin C) und mir ansonsten alle paar Sekunden lautstark die Schniefnase zu putzen. Diese Rechnung hatte ich allerdings ohne den Wirt gemacht. In diesem Fall Pedro, unseren Busfahrer. Pedro war ein junger, sympathischer Chilene, der uns schon ein paar Tage zuvor durch sein beeindruckendes technisches Wissen beeindruckte. Bus kaputt? Mitten in der Pampa? Null Problemo! Superpedro sprang in seinen neonfarbenen Overall, schraubte am Bus herum und brummbrumm gings weiter. Außerdem war Pedro einfach süß.

Und auch im Bus. Ohne Krimi. „Kennst du Shania Twain?“ fragte er mich hoffnungsfroh, „und Enrique Iglesias?“ Shania Twain sagte mir nicht wirklich was, aber Enrique hatte ich als extrem schmalzigen, singenden Sohnemann von olle Julio in Erinnerung. Ich glaub, der hatte auch mal was mit dieser russischen Tennisspielerin, die auf dem Tennisplatz immer so gestöhnt hat. „Stört es dich, wenn ich die Musik im Bus laufen lasse?“ Also mal ehrlich, wer von euch hätte in dieser Sekunde nein gesagt. 2 Sekunden später schallte es in ohrenbetäubender Lautstärke aus den leicht scheppernden Buslautsprechern. „Uuuhuuuhuuu jodel quäk, jammer, schmacht, seufz.“ Begleitet von einem lautstark mitsingendem Pedro. Wow, absolut grauenhaft. Das Eine wie das Andere. Andererseits war die Situation auch einfach entzückend. Könnt ihr euch so eine Situation in Deutschland vorstellen? Nö, ne? Trällernd kam Pedro zu mir und setzte sich beherzt neben mich. Na gut, dann frisch ich halt meine Sprachkenntnisse auf, beschloss ich und stopfte den Krimi in meine Tasche. Eine ganze Weile saßen wir so da und brüllten uns vor dem Hintergrund einer noch lauter brüllenden Shania Twain, im Wechsel mit Enrique, an. Ich erfuhr, dass er aus Punto Arenas kam, zum zweiten mal verheiratet war, 2 Kinder hatte, früher als Pferdeheiler gearbeitet hat und ich lernte sehr viel über Punto Arenas, seine Bewohner und dem großen Glück, in Patagonien leben zu dürfen, einer Region, in der Menschen leben, die Freiheit und Einsamkeit und grenzenlose Weite schätzen und dafür eine Sommer-Durchschnittstemperatur von 6 Grad in Kauf nehmen (den Winter lassen wir jetzt mal weg, brrr). Ich erfuhr auch einiges über Fußball, aber ich muss gestehen, dass meine Spanischkenntnisse nicht ausreichen, um mich über Fußball unterhalten zu können.

Nach etwa 1 Stunde stellte ich fest, dass ich heiser war. Das lag zum einen an der Erkältung, zum andern an dem Versuch, Shania und Enrique zu überbrüllen. Außerdem war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich große Lust hatte, in Enriques Luxusvilla zu fahren, wo er mit Sicherheit lauthals singend mit Shania und der stöhnenden Russin im Pool herumplantschte und alle 3 zu ertränken. Auch wenn die Russin nichts dafür kann. Ich bat Pedro vorsichtig, die Musik etwas leiser zu stellen. „No te gusta Shania?“ fragte er mich ganz offensichtlich enttäuscht und traurig. „Si, si, me gusta mucho! Perro tengo un muy grande Influenzia!“ Ich weiß nicht, ob er mir das abnahm. Ich glaube ehrlich gesagt nicht. Jedenfalls stellte er die Musik ganz ab und stieg aus, um sich ausgiebig einem Pferd zu widmen, das gerade, mit einem Parkranger obenauf, des Weges kam. Ich beobachtete ihn eine Weile, und das, was er mit dem Pferd so machte, ließ tatsächlich seine besondere Beziehung zu Pferden erkennen. Faszinierend.

Gerne hätte ich, selbst Pferdefan und Reiterin, mehr von ihm darüber erfahren, aber schon kam unsere durchnässte, aber zufriedene Gletschergruppe zurück und mein stolzer Gatte brachte diese Fotos mit:

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Den Rest des Tages und Abends verbrachte ich in einem denkwürdigen Zustand, den man ganz gut als Mischmasch zwischen Erkältungsdoping und Rotwein bezeichnen kann. Ich erinnere mich noch, dass ich ziemlich glückselig einschlief. Hatte schließlich Urlaub.

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