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3 Wochen Chile: Atacamawüste – der schönste Sonnenuntergang der Welt

Wenn ich jetzt zurückblicke, versetzt es mich immer noch in Erstaunen, was wir alles in den 4 Tagen in der Atacmawüste erlebt haben. Unglaublich. Aber daran sieht man, wie vielseitig die Atacama und wie abwechslungsreich Chile im Ganzen ist. Und wie fantastisch, wundervoll, atemberaubend schön. Kann es nicht oft genug sagen!

Ich schreibe hier den vorletzten Post meines Reiseberichts. Man könnte meinen, das wars jetzt, was die Atacama zu bieten hat. Von wegen. 1 1/2 Tage vor dem Rückflug nach Santiago de Chile erwartete uns noch mehr als ein Abenteuer: Eine schwindeleregende Busfahrt, eine Wanderung durch die Guatinschlucht zu den heißen Thermalquellen von Puritama auf 3.700 m, eine Wanderung durch das Val del muerte und Val del luna , der wohl spektakulärste Sonnenuntergang meines bisherigen Lebens.

Hier seht ihr ein Bild unserer Adrenalinfahrt. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt 😉

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In der Atacama wird es mittags ziemlich heiß. Und auch am vorletzten Tag regte sich in mir ein innerer Widerstand gegen die bevorstehende Wanderung in der Guatinschlucht. Aber wie immer, wich er einer Aufbruchsstimmung, sobald wir die ersten 20 Meter hinter uns gebracht hatten. Und wie schon in den vorangegangenen Tagen in der Atacama waren wir alle sprachlos, als wir am knochentrockenen Straßenrand hielten und kurze Zeit später in eine immer grüner werdende Schlucht, in der ein wilder Fluß gurgelte und gluckerte, hinabstiegen.

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In der Schlucht war es angenehm schattig und wir schritten munter und flott voran. Staunten über die Vegetation und Blumen, die man so nicht erwartet hatte.

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Die Riesenkakteen, die den Weg säumten, regten wundersamerweise unsere Fantasie an, giggelnd entdeckten wir Hasen, Riesenpimmel und was die Gruppendynamik so alles hergibt. Oder was sehr ihr?

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Am Ausgang der Schlucht erwartete uns dann eins der zahlreichen Paradiese, die Chile zu bieten hat. Die Puritama-Thermalwasser. Überglücklich tobten wir ausgelassen wie die Teenager im warmen Wasser herum.

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Nach einer müßigen Lümmelstunde in der Sonne und einem beinharten Aufstieg aus der Schlucht zum Bus *schwitz* teilte uns Fritz lächelnd mit, dass wir nun zum absoluten Highlight der Reise aufbrechen würden: Dem Sonnenuntergang im Val de la luna. Wir mussten bei dieser Ankündigung fast schon müde lächeln. Wo, bitte schön sollte denn noch ein Highlight herkommen, dass die bisherigen toppen könnte? Es kam. Zunächst aber durften wir zu Fuß die großartigen Salzformationen des Val del muerte, dem Tal des Todes, und die mondähnliche Oberfläche des Val de la luna, dem Tal des Mondes, erkunden. Ausgerechnet im Val de la luna ging unser Bus kaputt, so dass es zu einer längeren Spontanwanderung kam. UNd einer kollektiven Urangst, im Mondtal elendig zu verdursten und erst Jahre später mumifiziert gefunden zu werden. Zum Glück sind die chilenischen Busfahrer hervorragende Mechaniker!

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Tja, ihr Lieben, und dann kam es, das absolute Highlight. Nachdem wir uns nach einem harten Marsch und Aufstieg die Poleposition zum Sonnenuntergangschauen gesichert hatten, ein paar gut gelaunte Fotos schossen und den Blick schweifen ließen, begann das Farbenschauspiel des weltberühmten Atacama-Sonnenuntergangs. So schön, dass es einem fast schon in den Augen wehtat. Aber schaut einfach selbst!

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3 Wochen Chile: 100 nackte Russen

Wir sind immer noch in der Atacamawüste. Der Wüste der Extreme. In der unglaublich vielseitigen, faszinierenden, wunderschönen Atacamawüste, in der jeder Augenblick eine neue Facette offenbart und man nicht aus dem Staunen herauskommt. In der Atacama, die die trockenste und dann plötzlich wieder die grünste, wasserreichste Wüste ist, in der es Oasen gibt, warme Quellen, ausgetrocknete Todeszonen, Dünen, Lamas, Wasservögel, Kakteen und Salzseen, die ganz und gar ausgetrocknet sind und dann wieder Wasser haben, in dem man leicht wie eine Feder auf dem Rücken treiben kann. Die Atacama. Und da wir gerade von dem „Jeder Tag ein neues Wunder“-Ding sprechen, es gibt dort auch Geysire. Nicht etwa irgendwelche Geysire, sondern die Geysire El Tatio auf 4.200 m Höhe, die ihre Fontänen nur zu Sonnenaufgang in die Höhe spritzen. Jeden Tag. Ja, solche Sachen gibt es. Und ich durfte das erleben. Glückskind, ich altes 🙂

Um  3 Uhr in der Früh erklang der Weckruf und 5 Minuten später saßen 18 todmüde, wortkarge Deutsche+1 österreichischer Reiseführer im Reisebus. Dick verpackt. Von unserem Reiseleiter wussten wir, dass uns „da oben“ Minusgrad-Temperaturen erwarten würden. Eine echte Extremtour. 4.200 m Höhenmeter und Minustemperaturen. Fritz mahnte uns an, die Sache langsam anzugehen, draußen langsam zu gehen und sich ein wenig Zeit zu lassen, sich an Höhe und Temperatur anzupassen. Sag das mal 17 abenteuergeilen Touris 😉 Kaum öffnete der Bus seine Türen, stürzten 17 abenteuerwütige Menschen nach draußen.

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Wow, dachte ich 2 Minuten später. Mir ist ja mal ganz komisch. Eingepackt wie ein Michelinmännchen mit Stirnband, Mütze und Kapuze drüber lief ich draußen ein wenig umher und hatte das schwindelige Gefühl, auf dem Mond zu sein, kaum von der Stelle zu kommen und nur begrenzt atmen zu können. Und kalt war das.  Alter Schwede, war das kalt. Wir staksten ein wenig umher, und dann kam ein winzig kleines Sonne über einen der Berggipfel. Der Sonnenuntergang kündigte sich an. Ganz zart.

 

 

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Und sofort stürzten gefühlte mehrere Hundert Touris aus aller Welt aus den anderen Reisebussen und strömten über die Ebene. War aber nicht schlimm, wir waren ja auch Teil davon! Und dann, liebe Leute, ging es los. Der Wahnsinn. Der absolute Wahnsinn! Aus allen Löchern und Ecken und Enden explodierte die Erde!

 

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Reichlich durchgefroren, aber ganz und gar glücklich trafen wir uns nach einem ausgiebigen Geysir-Check zum Frühstück am Bus wieder. Ihr glaubt gar nicht, WIE gut eine heiße Schokolade schmecken kann. Saugut. Das Frühstücksprogramm hatten übrigens alle Reisegruppen auf dem Plan und man konnte hier ein wenig Nationalitäten-Forschung betreiben. Auffällig waren die Russen. Es war eine sehr große Gruppe. Und alle sangen. Und klopften sich dabei auf die Schultern. Wie in einem Film. Voll das Klischee. So lustig. Irgendwie ein sympathisches Völkchen auf Reisen. Kurze Zeit später trafen wir sie wieder. An den heißen Thermalquellen. Wo sie alkoholisiert und bester Laune unter Abgesang heiterer Lieder umhertollten. Die russische Volksseele 😉

 

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3 Wochen Chile: Atacama – 1 Wüste, Tausend Gesichter

Wer denkt, eine Wüste ist eine Wüste ist eine Wüste, der kennt die Wüste nicht. Ich kannte sie vorher auch nicht. Auch wenn meine persönliche Reise-Weltkarte nicht mehr allzu viele dunkle Flecken hat, wüstenmäßig war ich bislang ein unbeflecktes Blatt. Durch die gängigen Reise-Vorabinfos wusste ich, dass die Atacama die trockenste Wüste der Welt ist und darüber hinaus auch ziemlich rot und dass es dort diesen riesigen Salzsee gibt. Jou, und so halt. Einfach eine riesige, trockene, rote Wüste mit einem gigantischen Salzsee mittendrin.

Noch nicht oft im Leben wurde Frau Katerwolf derart eines Besseren belehrt. Es begann schon mit der Anfahrt vom Flughafen nach San Pedro de Atacama. Verdächtig schnell preschte der Reisebus über die stockdunkle Wüstenstraße, wir, die Insassen saßen halb müde, halb, dank des waghalsigen Tempos, voller dunkler Todesahnungen. Irgendwo mitten in der Wüste hielt der Bus. Fritz, der beste aller Reiseleiter, forderte uns voller Tatendrang auf, auszusteigen. Zieht euch warm an, sagte er. Warm, wieso, ist doch Wüste? Ihr werdet sehen. Na gut. 10 Sekunden später standen wir bibbernd in frostiger Kälte am Straßenrand und hatten Fantasien nach heißer Badewanne und Kaminofen. Die Wüste ist nachts nämlich arschkalt. Aber die Kälte wich ganz schnell einer ungeahnten Begeisterung, als Fritz unseren Blick gen Himmel lenkte. Dorthin, wo derart viele Sterne waren, dass man fast schon blinzeln musste. Unfassbar. Noch nie, nie, nie vorher so viele Sterne gesehen. Und die Milchstraße erst. Wow. Restlos begeistert.

Als wir nach einer weiteren Stunde endlich in San Pedro de Atacama ankamen, waren alle froh, dass sie noch lebten. Außerdem war es in dem Städtchen deutlich wärmer.  Wir checkten ein und gingen zu vorgerückter Stunde zusammen zum nächsten Laden, um Wasser, Wein etc. einzukaufen. Was für eine coole Stadt, war unser erster Gedanke. man fühlt sich wie im Wilden Westen. Oder besser noch: Wie in einer Oase im wilden Westen. Und genau das ist San Pedro auch: eine Oase. In der sich ein ziemlich ilustres Völkchen versammelt hat. Indios und jede Menge ausgestiegene Flower-Power-Kinder und sonstige bunte Vögel.

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So ganz habe ich es immer noch nicht verdaut. Dass es in der trockensten Wüste der Welt so viel Wasser und Grün gibt. Und gleichzeitig eine fast schon unvorstellbare Trockenheit. Fährt man verschiedene Stationen der Atacama ab, wechseln sich eine knochentrockene, lebensfeindliche Landschaft mit grünen Oasen ab, in denen Feigenbäume wachsen. Der Oasen gibt es nicht viele. Aber es gibt sie. Es gibt in der Atacama auch Geysire, heiße Quellen in fast schon tropischem Dschungelambiente, aber dazu später. An unserem ersten Tag in der Atacama, nachdem wir alle begeistert und endlich in Sommerklamotten (YES!) die Straße auf und ab gelaufen waren, ging es zu unserem ersten Tagesausflug. Auf dem Plan standen die Oase Quebrada de Jerez und die weltberühmte Salar de Atacama. Mit großen Augen starrten wir durch das Busfenster eine Landschaft an, die wir tags zuvor nur im Dunklen gesehen hatten. Also gar nicht. Jetzt sahen wir flaches, trockenes, steiniges Land, grenzenlose Weite auf der einen, Bergkulisse auf der anderen Seite. San Pedro de Atacama liegt auf ca. 1750 m und von dort aus geht es meistens nur noch höher hinauf. Bis auf 4200 Meter, aber auch dazu später. Zunächst sahen wir flächendeckend dies:

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und im nächsten Augenblick das:

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Jo mei, was lugt den da aus dem Boden heraus? Ratlose Blicke im Bus in Richtung Fritz. Na, da vorne vor uns liegt die berühmte Oase Quebrada de Jerez, nichts wie raus aus dem Bus und runter in die Schlucht. Einige aus der Gruppe waren schon in diversen Oasen dieser Welt gewesen, für mich allerdings war es die erste. Oasenmäßig war ich bis dato jungfräulich. Während einige also eher abgebrüht durch die Oase stapften, raste ich umher wie ein Kind, das einem Zauberluftballon hinterherjagt. Ich bin jetzt offiziell Oasenfan.

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Es gab am Ausgang auch einen ziemlich abgefahrenen Friedhof.

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Sehr zufrieden stieg ich in den Bus ein und harrte des nächsten Abenteuers, der Salzwüste. Seit ich mich erinnern kann, träumte ich davon, einmal im Leben in der Salar de Atacama die Arme auszubreiten und zu sagen: Ich bin jetzt hier, juhuuu. Und davon, pinkfarbene Flamingos in Salzwasser herumdümpeln zu sehen. 30 Minuten später hatte ich beides. Und war so mit Endorphin vollgepumpt, dass ich mit meiner Begeisterung ein paar Mitreisende nervte. Mir egal. Meine Salzwüste, meine Flamingos.

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Man, man, man, das war schon ziemlich klasse, an diesem ersten Tag. Als wir am Nachmittag müde, glücklich und erhitzt nach San Pedro zurückkamen, strömten wir alle noch ein bisschen ins Städtchen aus und ich erstand auf dem Markt in euphorischer Post-Salar de Atacama-Stimmung eine hinreißende Alpacamütze. Diese und und unsere allgemein gute Stimmung bescherte uns einen wunderbar beschwipsten Tagesausklang 🙂

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3 Wochen Chile: Atacama – die rote Wüste

Nach der fantastischen Wanderung im Huerquehue-Nationalpark war die Stimmung nahezu euphorisch. Bei den meisten jedenfalls. Ich muss aber sagen, dass sogar die mitreisenden, in der Minderzahl befindlichen Spaßbremsen einigermaßen beeindruckt waren und lächelnd in der Gegend herumschauten. Vor uns lag die letzte Etappe unserer Chilereise: 5 Tage Atacamawüste. Am nächsten Morgen sollte es via Flieger von Puerto Montt über Santiago nach San Pedro de Atacama gehen. Atacama. Es war dieses Wort, bei dem im Vorfeld unserer Reise jeder, der weiß, was die Atacama ist, einen träumerischen, sehnsüchtigen Blick in die Augen bekam. Die rote Wüste Atacama scheint für viele ein Traumland zu sein. Zugegebenermaßen auch für mich. Mein Mann hingegen war vor der Reise etwas zurückhaltend und nicht so begeistert bei der Vorstellung, 5 Tage in irgendeiner trockenen Wüste zu verbringen, egal ob sie rot, grün oder blau ist. In der Gruppe herrschte eine Art entspannte Vorfreude. Ganz nach dem Motto: Jetzt haben wir schon so unbeschreiblich schöne Dinge gesehen, da macht es nichts, wenn die Atacama jetzt doch nicht soooo rot und dolle ist. Ein bisschen waren wir uns einig, dass das, was wir bislang gesehen hatten, eigentlich nicht mehr zu toppen sei.Wir sollten eines Besseren belehrt werden!

Ich war der Glückspilz der Woche und ergatterte einen Fensterplatz, auf den ich total heiß war, da wir in den Sonnenuntergang hineinfliegen sollten. Aufgeregt saß ich im Flieger und drückte mir die Nase an der Fensterluke platt.

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Würde die Atacama tatsächlich so aussehen, wie ich sie von Fotos und Filmen her kannte? Ja. Sie sieht so aus. Seht selbst!

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Bei solch einem Ausblick bleibt einem einfach die Spucke weg. Ratzfatz. Ich wundere mich, dass ich nach der Reise überhaupt noch Spucke hatte.   Oder dass mein Herz vor so viel Glück nicht mit einem lauten Geräusch zerriss. Die Atacama sollte Überraschungen für uns bereithalten, die wir wir vorher nicht erwarteten. Aber dazu morgen mehr 🙂

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3 Wochen Chile: Jurassic Park lebt

FAST hätte ich es vergessen: unsere fantastische Wanderung im Huerquehue-Nationalpark. Da hättet ihr aber mal was verpasst 😉 Diese Wanderung war nämlich die wundersamste, bezauberndste Wanderung, die ich je gemacht habe. Fast schon unwirklich war das! Und das lag nicht nur an einem der seltensten Bäume der Welt, der Aurakarie, die wir zu Gesicht bekommen sollten. Als wir am Morgen losfuhren, nieselte es ein bisschen vor sich hin und je höher wir mit dem Bus die Serpentinen hochfuhren, desto nebliger wurde es. Kurze Zeit später standen wir abmarschbereit auf dem nebligen Parkplatz und wunderten uns ein wenig über Fritz, unsern Reiseleiter, der uns  aufgekratzt gutgelaunt mitteilte, wir hätten totales Glück mit dem Wetter. Aha. Ungläubiges Starren seitens der Gruppe. Ja, wir hätten Glück, sagte er, denn normalerweise sei es hier brütend heiß und staubig, wahlweise regnerisch und batschig. Aber heute, tätääh, ja, heute, sei es neblig.

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Jawoll, neblig und das sei ein Wunder und Glück, wir würden schon sehen. Wir waren nach 2 Wochen Fritz Scherze gewohnt, aber diesmal wirkte seine Begeisterung authentisch. Erwartungsvoll stapften wir los. Mitten hinein in einen nebligen Dschungel.

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Es war Nebel, ja, aber ein Nebel, den wir in dieser Form nicht kannten. Wie Feenhaare zog er durch den Wald, verhüllte hier etwas vollständig und ließ es dort wieder auftauchen. Fasziniert blieben wir stehen. Immer wieder blieben wir stehen und staunten. Ich glaube, ich hatte bis dato noch nie so oft den Ausruf gehört:„Das gibt es doch nicht. Wie kann das sein. Das ist unglaublich. So etwas Unglaubliches! Schau nur da und da und da! Ohhh!“ Hätten uns irgendwelche Außerirdische beobachtet, hätten sie uns vermutlich für einen Haufen kompletter Idioten gehalten. Die Atmosphäre hatte etwas Unheimliches. Umgeben von gefühlte 100m hohen alten Baumriesen, Farnen, Bambus und diesen urzeitlich anmutenden Aurakieren – wir fühlten uns wie in Jurassic Park. Und machten Witze darüber, dass der Boden und die Pfützen beben, weil der T-Rex schon unterwegs sei. Haha, lustig, aber ob ihr es glaubt oder nicht: Ich drehte mich verdächtig oft um und zuckte bei jedem Knistern im Wald kräftig zusammen;-)

 

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Soll ich euch mal was sagen? Wenn ich mir jetzt die Bilder anschaue, dann zieht sich mein Herz zusammen wie eine Zitrone. So real sind die Erinnerungen noch und ich bin so glücklich, dass ich dort war und das erleben durfte. Und da man soviel Schönheit gar nicht in Worte fassen kann, lass ich euch einfach visuell in diese wunderbar mystische Welt des Huerquehue-Nationalparks im Nebel eintauchen. Und übernehme keine Garantie für akute Fernwehattacken und Herzschmerz 🙂

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3 Wochen Chile: Pucon-Stadt der Abenteuer

Erstmal großes Sorry, dass es hier grad so schleppend läuft, hab aber grad turbo viel zu tun. Ich sag nur: neuer Chef (if you know, what I mean) und ein neuer Babyhund in der Familie (meine Eltern). Drum spute ich mich jetzt mal mit dem Reisebericht, damit ich euch bald schon mit den neusten Hundeinfos versorgen kann 🙂

Wo war ich nochmal stehengeblieben? Ach ja 😉 Nachdem ich also erfolgreich den Vulkan Osorno vollgekübelt habe, ging es am nächsten Tag nach Pucon, ins Herz der chilenischen Seenplatte. Pucon ist der Hammer. Man hat tatsächlich das Gefühl, in Tirol angekommen zu sein. So wundert es auch gar nicht, wenn man an Hotels mit dem Namen „Innsbruck“ vorbeifährt. Passt eben. Nicht, dass ich jetzt ein riesengroßer Tirolfan wäre, aber dieses chilenische Tirol, das nehm ich. Mein Mann und ich waren nicht die einzigen in der Gruppe, die mit akuten „Ich-bleib-jetzt-einfach-hier“-Sehnsüchten schwanger gingen. Mal Hand aufs Herz, würde euch doch auch so gehen, oder?

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Pucon gibt so viel her. Man kann sich einfach gechillt treiben lassen, am See entlangspazieren, mit dem Schiffchen drauf herumfahren, im Städtchen herumbummeln, in einem der unzähligen Cafés  in der Sonne Kuchen futtern oder aber zur verfrühten Happy Hour in einem ganz besonderen Café den stärksten Pisco Sour der Welt trinken und angetüdelt seinen Weg fortsetzen. Sehr nettes Café, muss ich schon sagen. Darüber hinaus ist Pucon ein Adventure-Eldorado, wo man Vulkane besteigen, wilde Pferde reiten oder gar reißende Flüsse im Schlauchboot bezwingen kann. Oder eben dem süßen Nichtstun fröhnen 🙂 Wir hatten in Pucon unseren Tag zur freien Verfügung. Da wir nach unserem, mittlerweile fast schon 2-wöchigem Trekking beachtliche Wanderkilometer in den Waden hatten, lockten uns die zahlreichen Angbeote. Der harte Kern unserer Gruppe machte eine Hardcore-Vulkanbesteigung, ein paar Wenige machten einfach NICHTS und der Rest raufte sich zu einem Water-Rafting zusammen. Sprich: Gatte, ich und 4 weitere Abenteurer.

Ich weiß jetzt eins: Sowas mache ich nicht mehr. Alter Schwede. Da brauchts echt Nerven für. Wir dachten alle, das wär so ein müdes Touri-Rafting. Bisschen Paddeln, 1-2 Stromschnellen, die das Herz höher schlagen lassen und gut ist. Von wegen! Zunächst hatten wir noch gut Lachen, als wir, von Kopf bis Fuß in Neoprenanzüge gehüllt, ein paar einweisende Trockenübungen machten. Vor allem, als mich der Rafting-Guide scharf ins Auge fasste und sagte:“Ok, du da, das Paddel gehört eigentlich aus dem Boot raus!“ Kann doch mal passieren 😉 Ich meine aber gehört zu haben, dass er seiner Kollegin auf spanisch so etwas zuraunte wie: „Idiota…“ oder so. Arsch. Wir lernten, dass wir im Gleichtakt paddeln mussten, vorwärts, rückwärts und auf Kommando ins Bott springen sollten und Köpfe runter. Ohne sich gegenseitig mit dem Paddel die Zähne auszuschlagen. Immer noch lachten wir.

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5 Minuten später war es mit dem Lachen vorbei. Wir paddelten nämlich um unser Leben, ich sags euch. Die Stromschnellen waren nicht nur zahlreich, sie waren auch mega gefährlich. Und im tosenden Wasser auch noch spanische Befehle zu befolgen…und im Gleichtakt zu paddeln….fassen wir es mal so zusammen: Wir haben alle überlebt. Und ich geh nie mehr raften.

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Aber Spaß hat es dann doch gemacht. Und so kam es, dass am Abend viele Helden zusammen am Tisch saßen: Vulkanbesteiger, Stromschnellenbezwinger und Powershopper. Schön wars!

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3 Wochen Chile: Kotzen auf dem Vulkan

Ob ihr es glaubt oder nicht: Ich habe es tatsächlich geschafft, den weltberühmten Vulkan Osorno vollzukotzen. Vermutlich bin ich die Erste. Kriegt man dafür eigentlich eine Auszeichnung oder wird an der Stelle gar eine Plakette installiert? „Hier kotzte am 20.11. Frau Katerwolf in hohem Bogen auf den Vulkan.“?

Nach dem Genuss eines typisch chilenischen Gerichts in einer typisch chilenischen Hafenkneipe ging es mir am nächsten Morgen ausgesprochen schlecht. So schlecht, dass ich vorsichtshalber das Frühstück ausfallen ließ. Auf die Fahrt rauf auf den weltberühmten Vulkan Osorno wollte ich jedoch nicht verzichten. Obwohl mir zugegebenermaßen bei dem Gedanken auf eine 2-stündige Wanderung zum Aussichtspunkt eher mulmig war. Die Fahrt war beeindruckend. Über Serpentinen ging es immer weiter hinauf und noch immer weiter.

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Man hatte das Gefühl von allen Seiten schaue einen der Osorno an. Der Osorno ist wirklich majestätisch. Und aktiv. Sehr sogar. Er gilt als brandgefährlich. Die Wetterumschwünge, die einen beim Aufstieg ereilen können, sind legendär, ihre Opfer sind zahlreich. So mancher kam vom Aufstieg nicht zurück. Wir hatten nur einen kleinen, ungefährlichen Aufstieg zu einem Aussichtspunkt vor uns und das Wetter konnte prächtiger nicht sein. Der Osorno zeigte sich uns an diesem Tag in voller Pracht.

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Die Serpentinen machten meinem Magen zu schaffen, so dass es mir, als wir oben ankamen, eindeutig übel war. Allerdings war die Ankunft im Schnee so beeindruckend, dass ich meine Übelkeit vergaß und mich kurze Zeit später mit der Gruppe auf den Aufstieg machte.

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Ich war noch nicht wirklich weit gekommen, als ein ganz grässliches Gefühl von mir Besitz ergriff. Ich fühlte mich mit einem Mal so schwach und elend, dass ich meine Beine kaum heben konnte. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Tapfer machte ich noch 5 Schritte und blieb, auf meinen Wanderstock gestützt, stehen. „Jetzt komm schon, du Trödel!“ schallte es mir von oben entgegen. Ich wollte noch sagen: „Ich kann nicht“, das ging dann aber nicht mehr. In hohem Bogen erbrach ich mich und dachte noch dabei: „Oh Gott, das gibts doch nicht, jetzt kotze ich tatsächlich den Osorno voll. Wie peinlich ist das denn!“ Spätestens hier wurde der Gruppe bewusst, dass ich nicht trödelte. Mein Mann kam zurück und schleppte mich zurück ins Aussichtscafé, wo ich bei 2 Tassen Schwarztee allmählich wieder Farbe ins Gesicht bekam. Danach ging es mir erstaunlicherweise wieder gut. Das muss mir erstmal einer nachmachen, oder?

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3 Wochen Chile: Shania Twain-Folter

Kennt einer von euch Shania Twain? Mag die einer? Ich kenne sie jetzt sehr, sehr gut. Und ich mag sie nicht. Zumindest nicht 3 Stunden am Stück in ohrenbetäubender Lautstärke, quasi als Gefangene im Bus. Wie es dazu kam? Das erzähl ich euch jetzt 🙂

Nach unserer gigantomanischen, fantastischen Wanderung zum Mirador del Paine und einem komatösen Schlaf ging unsere Reise am nächsten Morgen zurück nach Punto Arenas, von wo wir am nächsten Morgen nach Puerto Mont am Lago Llanquihue (na, wer weiß, wie man das ausspricht, hä? Hä?) weiterfliegen sollten. Das Wetter hatte sich wieder eingetrübt, aber uns störte das nicht. Verwöhnt vom Vortags-Sahnewetter konnte uns wettermäßig nichts in schlechte Laune versetzen. Auf dem Plan stand außerdem ein Abstecher zu den Ausläufern des Grey-Gletschers, noch im Nationalpark Torres del Paine gelegen. Ich selbst wachte leider mit einem Mega-Schnupfen-Rüssel und -Kopf auf. Nach der Anstrengung vom Vortag und der doch eher kühlen Basistemperatur rings um mich herum, setzte mich eine üble Erkältung schachmatt. Fritz bot mir als Sofortmaßnahme ein (mit Sicherheit auf dem Index stehendes) Schnupfenpulver an, ich beschloss jedoch, die Wirkung des Wundermittels im Businnern abzuwarten und die Wanderung zum Aussichtspunkt ausfallen zu lassen. Zumal es anfing zu pieseln. Und in Chile pieselt es nicht nur einfach ein bisschen, das wächst mit der Zeit. Und dauert. Also Bus.

Gemütlich schaute ich dem Aufbruch meiner, von Kopf bis Fuß in wärmende Regenklamotten eingehüllten, Mitreisenden zu und schickte Ihnen ein „Viel Spaß!“ hinterher. Mein Plan war, einfach völlig gechillt im Bus zu sitzen, meinen Krimi zu lesen und ein paar Mandarinen zu futtern (Vitamin C) und mir ansonsten alle paar Sekunden lautstark die Schniefnase zu putzen. Diese Rechnung hatte ich allerdings ohne den Wirt gemacht. In diesem Fall Pedro, unseren Busfahrer. Pedro war ein junger, sympathischer Chilene, der uns schon ein paar Tage zuvor durch sein beeindruckendes technisches Wissen beeindruckte. Bus kaputt? Mitten in der Pampa? Null Problemo! Superpedro sprang in seinen neonfarbenen Overall, schraubte am Bus herum und brummbrumm gings weiter. Außerdem war Pedro einfach süß.

Und auch im Bus. Ohne Krimi. „Kennst du Shania Twain?“ fragte er mich hoffnungsfroh, „und Enrique Iglesias?“ Shania Twain sagte mir nicht wirklich was, aber Enrique hatte ich als extrem schmalzigen, singenden Sohnemann von olle Julio in Erinnerung. Ich glaub, der hatte auch mal was mit dieser russischen Tennisspielerin, die auf dem Tennisplatz immer so gestöhnt hat. „Stört es dich, wenn ich die Musik im Bus laufen lasse?“ Also mal ehrlich, wer von euch hätte in dieser Sekunde nein gesagt. 2 Sekunden später schallte es in ohrenbetäubender Lautstärke aus den leicht scheppernden Buslautsprechern. „Uuuhuuuhuuu jodel quäk, jammer, schmacht, seufz.“ Begleitet von einem lautstark mitsingendem Pedro. Wow, absolut grauenhaft. Das Eine wie das Andere. Andererseits war die Situation auch einfach entzückend. Könnt ihr euch so eine Situation in Deutschland vorstellen? Nö, ne? Trällernd kam Pedro zu mir und setzte sich beherzt neben mich. Na gut, dann frisch ich halt meine Sprachkenntnisse auf, beschloss ich und stopfte den Krimi in meine Tasche. Eine ganze Weile saßen wir so da und brüllten uns vor dem Hintergrund einer noch lauter brüllenden Shania Twain, im Wechsel mit Enrique, an. Ich erfuhr, dass er aus Punto Arenas kam, zum zweiten mal verheiratet war, 2 Kinder hatte, früher als Pferdeheiler gearbeitet hat und ich lernte sehr viel über Punto Arenas, seine Bewohner und dem großen Glück, in Patagonien leben zu dürfen, einer Region, in der Menschen leben, die Freiheit und Einsamkeit und grenzenlose Weite schätzen und dafür eine Sommer-Durchschnittstemperatur von 6 Grad in Kauf nehmen (den Winter lassen wir jetzt mal weg, brrr). Ich erfuhr auch einiges über Fußball, aber ich muss gestehen, dass meine Spanischkenntnisse nicht ausreichen, um mich über Fußball unterhalten zu können.

Nach etwa 1 Stunde stellte ich fest, dass ich heiser war. Das lag zum einen an der Erkältung, zum andern an dem Versuch, Shania und Enrique zu überbrüllen. Außerdem war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich große Lust hatte, in Enriques Luxusvilla zu fahren, wo er mit Sicherheit lauthals singend mit Shania und der stöhnenden Russin im Pool herumplantschte und alle 3 zu ertränken. Auch wenn die Russin nichts dafür kann. Ich bat Pedro vorsichtig, die Musik etwas leiser zu stellen. „No te gusta Shania?“ fragte er mich ganz offensichtlich enttäuscht und traurig. „Si, si, me gusta mucho! Perro tengo un muy grande Influenzia!“ Ich weiß nicht, ob er mir das abnahm. Ich glaube ehrlich gesagt nicht. Jedenfalls stellte er die Musik ganz ab und stieg aus, um sich ausgiebig einem Pferd zu widmen, das gerade, mit einem Parkranger obenauf, des Weges kam. Ich beobachtete ihn eine Weile, und das, was er mit dem Pferd so machte, ließ tatsächlich seine besondere Beziehung zu Pferden erkennen. Faszinierend.

Gerne hätte ich, selbst Pferdefan und Reiterin, mehr von ihm darüber erfahren, aber schon kam unsere durchnässte, aber zufriedene Gletschergruppe zurück und mein stolzer Gatte brachte diese Fotos mit:

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Den Rest des Tages und Abends verbrachte ich in einem denkwürdigen Zustand, den man ganz gut als Mischmasch zwischen Erkältungsdoping und Rotwein bezeichnen kann. Ich erinnere mich noch, dass ich ziemlich glückselig einschlief. Hatte schließlich Urlaub.

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3 Wochen Chile: El Mirador del Paine

Wo war ich stehengeblieben? Richtig, in Torres del Paine. Ihr erinnert euch noch an die schöne Wanderung bei stürmischem Wetter und an das kalte Hotelzimmer mit der kaputten Heizung? Dann habe ich jetzt 2 gute Nachrichten für euch: Numero Uno: Die Heizung war repariert und wir verbrachten eine kuschelig warme Nacht. Numero dos: Als wir am nächsten Morgen erwachten, hatten wir Postkartenwetter. Genau so, wie wir alle uns Patagonien vorgestellt hatten. Stahlblauer Himmel, gestochen scharfe Schneegipfel ringsum, klare Luft. Das ist übrigens ein Phänomen in Patagonien, aber auch im restlichen Chile. Das Wetter wechselt unglaublich schnell. Und ist auch absolut wechselhaft und daher für Wanderer nicht ungefährlich. Ein weiteres Phänomen ist, dass man tagelang im strömenden Regen und Kälte umherwandern kann und kaum kommt die Sonne raus und strahlt vom blauen Himmel, zonk ist das schlechte Wetter vergessen und das innere Kind jubiliert: „Was für ein perfekter Tag!“ So war es auch, als wir am Morgen in den Frühstückssaal mit den Panoramafenstern kamen und sich uns dieser Anblick bot:

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In der Gruppe herrschte an diesem Morgen eine „Entdecker-Stimmung“, zumal uns unser weltbester Reiseleiter Fritz bereits am Abend zuvor heiß gemacht hatte, dass uns heute die größte Wanderung der Tour bevorstehen würde: Ein Aufstieg auf den berühmten Mirador del Paine. Eine Wanderung von 7-8 Stunden, unzählige Kilometer galt es zu bezwingen, beachtliche Höhenmeter zu erklimmen. ein bisschen hatte ich Schiss, da ich nicht genau beurteilen konnte, was da jetzt konkret auf mich zukam. Aber zunächst kam eine der schönsten Busfahrten, die ich je gemacht habe. Schaut selbst!P1020097

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Das gute an Wanderungen, die man nicht kennt, ist, dass man vorher nie so GANZ genau weiß, was auf einen zukommt. Das ist auch gut so. Denn wenn dem so wäre, würde man wohl öfters einfach im Bus oder in der warmen Stube oder am Hotelpool sitzen bleiben. Als wir an diesem Morgen aufbrachen, waren wir zwar alle etwas aufgeregt, aber voller Tatendrang. Fritz war als Reiseleiter ein Realist. Danke dafür, lieber Fritz. So verbreitete er vor einer langen, anstrengenden Wanderung keine Lügen, sondern sagte fast schon brutal Dinge wie:“Heute wird es lange, steil und es wird regnen.“  Vor dieser Wanderung sagte er:“Heute wird es anstrengend. Aber es lohnt sich. Wir werden viel Strecke machen, 7-8 Stunden unterwegs sein, wir werden viele Höhenmeter machen, und die letzten 350 Meter gehen wir steil über Geröll bergauf. Wem das zu viel ist, der kann nach dem 1. Drittel eine Alternativwanderung von 3 Stunden machen.“ So ganz geheuer war mir das nicht, aber ich spürte auch den Kitzel der Herausforderung. Los gings!

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Und es ging bergauf, bergauf und dann nochmal ein Stück bergauf. Nach etwa 1 Stunde bergauf beschlossen 2 aus der Gruppe, die Alternativwanderung zu machen. Sofort. „Ach geh ihr Leit,“ grinste Fritz in breitem, österreichischen Dialekt „Jetzt HABTS euch net so. Kommts halt noch a Stückel mit zum Chilenen, machts dort a Brotzeit und entscheidets dann, ob ihr zurückgeht. Zum Chilenen gehts jetzt eine halbe Sunde gemütlich bergab.“ Und auf dem Rückweg wieder bergauf, flüsterte eine Stimme in mir, der ich gleich einen Maulkorb verpasste. Am Chilenen, einer idyllischer Weghütte, angekommen, machten wir eine kleine Vesper, und schon bald blies Fritz zum Abmarsch. 3 beschlossen zurückzugehen, Gatte inklusive, und Fritz nutzte meine Unentschlossenheit aus, um mich zum Weitergehen zu motivieren. Ich fand mich echt mutig, als ich na gut sagte. Und dann ging es weiter, weiter und weiter und höher und bergauf, bergab und immer so weiter, Stunde um Stunde, der Wahnsinn, ich sags euch. Hier und da gab es eine kleine Minirast, bei der man an klaren Bächen und Flüsschen seine Trinkflaschen mit sprudelnd kaltem Trinkwasser auffüllen konnte. Wie im Schlaraffenland.

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Und schon gings wieder weiter. Ich hielt erstaunlich gut mit, merkte jedoch, wie sich langsam ein etwas bleiernes Gefühl in meine Beine einschlich. Als wir nach gefühlten 10 Stunden am Beginn des letzten Aufstiegs standen, war ich mir nicht sicher, ob ich es bis zum Ende schaffen würde.

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„Na komm schon, du Pinguin, den Rest schaffst du auch noch!“ sprach und verschwand vor mir im Wald, der Fritz. Etwa 30 Minuten ging es auf einem schmalen, Waldpfad steil nach oben, über Baumwurzeln und Steine hinweg, ich hatte das Gefühl, bei jedem Schritt schwerere Beine zu bekommen. Es herrschte ein reger Gegenverkehr von Wanderern, die beschwingt und leichtfüssig den Abstieg herunterhüpften und einem aufmunternde Dinge wie „Almost there!“ zuriefen. „Ich kann nicht mehr, Fritz, ich kehr um!“ rief ich plötzlich. „Aber natürlich kannst du noch. Du wirst doch nicht auf den letzten Metern schlapp machen! Komm, ich helf dir, geh einfach neben mir und in meinem Rhythmus. Na los, linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß! Und schau auf gar keinen Fall nach oben!“ Seht ihr da oben die Männeken auf dem Foto? Ja, das sind wir, die Helden des Mirador del Paine.

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Und tatsächlich, wie ein linker Fuß, rechter Fuß-Roboter schaffte ich mich Meter für Meter hoch und dann hörte ich Fritz sagen:“So, jetzt kannst du hochschauen, jetzt hast du es geschafft!“ WOW. Der Anblick, der sich mir bot, übertraf meine kühnsten Vorstellungen. Unglaublich!

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Da oben herrschte eine Heldenstimmung. Jeder, der es bis hierher geschafft hatte, ließ sich in Siegerpose fotografieren und staunte ansonsten einfach nur glückselig dieses Gipfelparadies an. Wir blieben nicht zu lange, denn vor uns lag ein langer Rückweg, Stunden bergauf, bergab und wieder ein bisschen bergauf, bergab. Aber das machte nichts. Irgendwie waren alle mit Glückshormonen vollgepumpt, und als Fritz uns aufforderte, im eigen Rhythmus zum Bus zurückzumarschieren, er selbst würde den Schlussmann machen, flogen wir buchstäblich den Geröllhang hinab und riefen den schnaufenden Aufsteigern entgegen „Almost there!“ Bald war ich allein, ein wunderbares Gefühl, ich ließ meine Wanderschuhe fliegen und mein Herz hüpfte in meiner Brust herum wie ein junger Vogel. Irgendwann verlor ich das Zeitgefühl und spürte einfach nur meine Beine, die liefen und liefen und ich fühlte mich leicht und frei. „NICHT am Chilenen ausruhen, hörts ihr? Wenns euch ausruht, stehts nie mehr wieder auf!“ gab uns Fritz vor dem Abstieg mit auf den Weg. Tatsächlich schienen mich meine Beine buchstäblich auf die sonnigen Holzbänke zu ziehen wie Magneten, als ich am Chilenen ankam. Aber tapfer widerstand ich der Versuchung und machte nur ein paar Fotos.

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Die größte Herausforderung der Strecke folgte stehenden Fußes. Der staubige, schier endlose Anstieg vom Chilen hoch. Vorher erfolgreich verdrängt, lag er nun vor mir wie ein Schreckgespenst. Ich war allein. Also ließ ich meiner schlechten Laune freien Lauf und bewältigte den letzten Anstieg unter Gebrauch meines gesamten Schimpf-Vokabulars. Und ich sag euch, das ist beachtlich. Was solls, wenns hilft! Irgendwann war ich dann oben. Erleichtert schaute ich ins Tal hinab, nun lag nur noch ein wunderbarer Abstieg vor mir, irgendwo im Tal stand der Bus, und mit mir passierte etwas Sonderbares. Von irgendwoher kam ein Powerschub, den ich so noch nicht erlebt hatte. Ich sauste regelrecht mit Riesenschritten an allen vorbei dem Tal entgegen. Sachen gibts. Einmal blieb ich aber stehen. Sachte drehte ich mich, den Blick auf den Gipfel gerichtet, von dem ich gerade kam und dachte daran, dass ich im Jahr 2010, nach meiner schweren Erkrankung in einer Verfassung war, dass ich mich nur mühsam um den Block schleppen konnte. Und jetzt, 3 Jahre später, habe ich diese Wanderung geschafft. Das Leben ist und bleibt ein wunderbares Abenteuer.

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3 Wochen Chile: Das Wandern ist des Müllers Lust

Wo war ich stehengeblieben? Richtig, kaputte Heizung, kalte Nacht. Aber ich sag euch, Aktiv- bzw. Trekkingreisen zu buchen, hat einen enormen Vorteil. Man trifft in der Regel auf sportliche, unkomplizierte Zeitgenossen, die gruppentauglich sind und nicht wegen jeder Lapalie ein Mordstheater veranstalten. Schlechtes Wetter? Gibt es nicht. Gibt nur falsche Kleidung. Zu heiß? Egal. Zu Hause ist es dann meist kalt. Hotel nicht schön? Egal, Hauptsache Dach über dem Kopf und Bett zum Schlafen. Essen schmeckt nicht? Auch wurscht. Hauptsache was im Bauch. Nervige Mitreisende? Och jo, in der Gruppe findet sich sicher jemand, mit dem man über betreffende Person wunderbar abtratschen kann.

Sagte ich eben Trekkingreise? Haben wir echt eine Trekkingreise gemacht? Jou, man, haben wir. Ohne unser Wissen. Sowas kommt vor, wenn man sich im Vorfeld die Reiseunterlagen nicht wirklich gründlich durchliest und im Kopf „das bisschen Wandern wird doch wohl zu machen sein“ abgespeichert hat. Dann wird man eines Besseren belehrt. Und trekkt. Trekkt sowas von. Hat die falschen Klamotten dabei. Leiht sie sich zusammen. Und dann wird alles gut und hinterher kann man beiläufig in den Raum werfen, dass man eine Trekkingreise gemacht hat. In den Anden. Jawoll ja.

Aber zurück zu besagtem Morgen. Leicht schlotternd saßen wir im Frühstücksraum und schauten durch die Panoramafenster in den Regen. Tja. Da hilft nur Fritz`morgendliche Motivationsrede, ganz nach dem Motto: „Schauts, heut wandern wir. Im Vale de Frances. Die Wanderung wird etwa 5 Stunden dauern. Ziehts euch warm an. Ziehts euch Regensachen an. Es wird heute nass.“ 15 Minuten später saß eine bis an die Zähne mit Trekkingklamotten bestückte Truppe im Bus, zu allem bereit. 

Zum Ausgangspunkt der Wanderung ging es mit der Fähre.

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So sieht übriges ein glücklicher, trockener, warmer wander-Katerwolf aus:

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Der Nationalpark Torres del Paine ist ein Traumziel für Trekker aus der ganzen Welt. Viele machen ein mehrtägiges Trekken, so richtig mit Zelt und Rucksack durch die Gegend schleppen. So kommt es, dass man dort viele wanderlustige Hardcore-Truppen trifft, die meiner Meinung nach nicht beneidenswert sind. Beim Anblick des Basislagers einer solchen Truppe, der windgepeitschen Kugelzelte im kalten Regen, gewinnt auch ein ungeheiztes Hotelzimmer an Charme 🙂

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Unsere erste Wanderung hatte es in sich. Gar nicht mal ob der Distanz und Höhenmeter, vielmehr forderte uns das anstrengende Klima einiges ab. Böiger Wind, Regen, Temperaturen um die 6 Grad. Würde ich so etwas freiwillig zu Hause machen? Nö. Aber Gruppendynamik und sanfte Arschtritte seitens des Reiseleiters machen so etwas möglich. Und siehe da: Auf einmal, angesichts der überwältigenden Landschaft und des stürmischen Wetters, bei dem einem Worte wie  Naturgewalten, Urgewalt, schroff, abweisend, überwältigend, fantastisch in den Sinn kommen, machte es im Hirn plötzlich klick und wir waren angekommen. In Chile. Im fernen Patagonien. Irgendwo da, am Ende der Welt.

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Hier seht ihr eine prachtvolle Magelangans:

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Unsere erste Wanderung war insgesamt toll. Toll. Toller. Am Tollsten. Trotz eines konstanten, eher strammen Tempos gab es genug Zeit zum Innehalten, Staunen, Fotografieren, Müsliriegel verdrücken und sich untereinander ständig, wie die Affen, zuzurufen: „Ist das nicht absolut überwältigend und fantastisch?“ Ist es. 

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Am Abend saß eine sehr müde, sehr glückliche Gruppe vor diversen Flaschen Rotwein 🙂

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