Hab ich euch die überhaupt schon erzählt? Nein? Na, dann wird es aber Zeit.
Joschi, unser kleiner, Verzeihung: mittelgroßer, schwarzer Tibet Terrier, kam im April 2004 zu uns. Wir fanden ihn in einem Tierheim, wo er angeblich wegen spontaner Obdachlosigkeit seiner Vorbesitzer gelandet war. Eigentlich war ich mit meiner völlig verzweifelten Freundin Ulla, deren kleiner Hund unters Auto gelaufen war, ins Tierheim gefahren, um einen neuen Hund für sie zu suchen. Eigentlich wollte ich gar keinen Hund. Aber dann stand ich im Tierheim und entdeckte ihn, Joschi, der zum damaligen Zeitpunkt noch Floggy hieß und nun in seinem Zwinger stand und leise und krächzend vor sich hin bellte, da er in seinen 4 Tierheim-Tagen vor lauter Bellen seine Stimme verloren hatte. Da stand er auf seinen wuscheligen, breiten, schwarzen Pfoten hinter dem Gitter, schaute mich durch seine Stirnfransen hindurch an und machte *krächz krächz krächz*.
Am gleichen Tag rief ich meinen Mann an, der damals noch nicht mein Mann sondern mein pendelnder Lebensgefährte war und hörte ihn am Telefon sagen: „Hol ihn gleich, sonst ist er weg.“ Genau das wollte ich hören. Ich schnappte mir also meinen damals 12-jährigen Sohn, sagte ihm mit verschwörerischem Blick, gleich werde er eine Riesenüberraschung erleben und fuhr los. Meinem Sohn gingen förmlich die Augen über, als er kurze Zeit später völlig ungläubig und überglücklich vor dem Zwinger stand und den krächzenden Hund begutachtete. Ich schickte die beiden auf eine kleine Proberunde in den Wald, um zu schauen, ob Floggy kinderlieb war und sah kurze Zeit später einen euphorischen Jungen samt krächzenden, glücklichen Hund aus dem Waldstück kommen. So kamen wir also zu Floggy, dem laut Tierheimpass etwa 1-jährigem Griffon-Mix, den wir noch auf dem Nachhauseweg in Joschi umtauften und der sich nach dem ersten Tierarztbesuch als reinrassiger, schwarzer Tibet Terrier entpuppte.
Joschi war von Anfang an ein überaus liebenswerter, lustiger, willensstarker und eigensinniger Zeitgenosse, der so viele skurrile Eigenheiten an den Tag legte, dass man Bücher damit füllen könnte. Seine panische Angst vor Stubenfliegen und Mülltüten etwa. Seine verblüffende Sprungkraft. Seine glühende Eifersucht, die ihn im Stall jedesmal zum Pferd mutieren lässt, so dass ich ihn striegeln, Pfoten auskratzen und longieren muss, damit er zufrieden ist. Seine Fähigkeit, sich in dunklen Ecken und auf schwarzen Sofas so perfekt und ausdauernd zu verstecken, dass man nach Stunden verzweifelt, mit Tränen in den Augen glaubt, er sei auf mysteriöse Weise verschwunden. Erst vor ein paar Tagen stürzte mein Mann zu später Stunde panisch ins Schlafzimmer, leuchtete mit seinem Handy herum und sagte immerzu: “ Er ist weg. Ich kann ihn nicht finden. Er ist weg.“ Manchmal findet man ihn und will ihn dann ermorden, manchmal kommt er angewackelt, als sei nichts gewesen und dann will man ihn auch ermorden. Tatsächlich blieb er nur ein einziges Mal verschwunden. Als er einer heißen Hündin nachlief, 2 Hauptverkehrsstraßen überquerte und nachts vom Tierrettungsmobil aufgegriffen und ins Tierheim transportiert wurde. Wo wir ihn am nächsten Tag aus seinem Zwinger abholten, in dem er alleine saß, auf Chihuahua-Größe geschrumpft, da in den angrenzenden Zwingern Kampfhunde saßen, die ihn hungrig anstarrten. Kaum war er aus dem Zwinger, pinkelte er an das Kampfhund-Gitter. Joschi eben. Joschi empfindet unbändige Liebe meinen Eltern gegenüber, die ihn, sobald diese unser Haus betreten, zum Verräter werden lässt, denn er marschiert hocherhobenen Hauptes mit ihnen aus der Haustür und springt ins Auto, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Besuchen wir meine Eltern, versteckt er sich, wenn wir wieder gehen und hofft, dass wir ihn dort vergessen.

Joschi ist ein sehr freundlicher Hund, der seine Liebe aus vollem Herzen denen schenkt, die seiner Liebe würdig sind. So innig, wie er liebt, hasst er auch. Und zwar alle Rüden, die größer sind als er. Und das sind ziemlich viele. Vor allem hasst er Schäferhunde, Dobermänner, große Jagdhunde, große, schwarze Hunde und überhaupt mag er nur Weibchen und kastrierte, kleine, weiße Rüden. Wir kennen im Umkreis von 20 Kilometern alle großen Rüden. Als er zu uns kam, war er so angriffslustig, dass ich 1 Jahr lang mit ihm in die Hundeschule ging, wo er sich nacheinander mit einem Husky, einem Kampfhund, einem Dobermann, einer Dogge und ein paar Jagdhunden anlegte. Er verlor alle Kämpfe. Aus lauter Frust nahm er die kleinen Rüden in der Gruppe ins Visier und bekam schließlich als Erziehungsmaßnahme ein Halsband umgeschnallt, das auf Knopfdruck Wasser unter sein Kinn spritzte. Tja, hab ich schon gesagt, dass Joschi ein überaus intelligenter Hund ist? Innerhalb kürzester Zeit kapierte er: Halsband an, Schnauze halten. Halsband aus, Rampensau raus. Seiner Intelligenz sei auch geschuldet, dass er alle Übungen in der Hundeschule sofort auf der Platte hatte, durch Reifen sprang und Tunnel kletterte und munter Leckerli und Lob kassierte. Nur die Spielrunde nach der Stunde boykotierte er. Wenn alle Hunde ihren Bällchen nachjagten, setze er sich hin, drehte dem Geschehen den Rücken zu und starrte stoisch in den Wald. Manchmal, wenn er „komm“ machen sollte, drehte er mir den Rücken zu und starrte in die andere Richtung. Aber das war nichts im Vergleich zu Max, dem kleinen Jack Russel, der seinem Herrchen beharrlich ans Bein pinkelte, wenn er ein Kommando befolgen sollte;-)
Im Laufe der Jahre, und nach dem einen oder anderen Tierarztbesuch, hat sich Joschi etwas beruhigt, der kleine Rambo, nicht zuletzt durch die Bekanntschaft mit Egon, unserem großen, schwarzen, unkastrierten Stallhofhund, der ihm unmissverständlich gezeigt hat, wo der Hammer hängt. Joschi kann stolz auf 28 Nachkommen zurückblicken, alle gesund und munter, und wer weiß, vielleicht ist nächstes Jahr noch eine Runde angesagt.
Apropos Runde. Ich mach hier mal einen … und erzähle euch das Nächste Mal weiter, hab noch ein bisschen was zu tun heute. Tschüß und bis bald 🙂