Ihr wollte jetzt sofort wissen, was es mit der Philosophie des Kackhaufens auf sich hat? Ha! Da müsst ihr erstmal den ganzen Text hier lesen, ich hab das nämlich hinten versteckt. Gemein, ich weiß. Aber ohne das ganze Geschreibsel vorneweg macht es keinen Sinn, dann fehlt sozusagen der logische Hinführpfad:
Irgendwie komme ich nicht richtig in die Pötte, seit ich wieder zu Hause bin, was daran liegen mag, dass mir Einiges auf der Seele liegt. Deshalb schreibe ich es mir jetzt einfach mal von der Seele.
Wie ihr wisst, war meine diesjährige Reha nicht sehr zielführend. Der Streik, der während meines gesamten Aufenthaltes in der Nordseeklinik tobte, machte jegliches Rehavorhaben zunichte. Das war ganz schön frustrierend, zumal es meine letzte Reha war und ich mich so sehr darauf gefreut hatte. Natürlich habe ich vor Ort das Beste daraus gemacht, Sylt ist ja eine wunderschöne Insel, die sehr viel zu bieten hat, und ich habe mitgenommen, was geht. Aber die Reha war kacke, und insgesamt habe ich die Insel mit einem schalen Gefühl verlassen und war ganz froh, wieder wegzufahren. Schade, nach meiner ersten Reha 2010 wollte ich die Insel gar nicht wieder verlassen.
Nun hatte ich das Riesenglück, direkt nach meiner Reha 10 Tage Urlaub in Irland machen zu können. Diesen heiß ersehnten Wanderritt mit meiner Freundin Tara hatte ich bereits vor der Rehagenehmigung gebucht, und als später der Bescheid mit dem Rehatermin kam, musste ich schon grinsen: Er lag direkt vor meinem Urlaub. Schlechtes Gewissen? Ein klitzekleinwenig. Der Irlandurlaub war wunder-, wunderschön, einfach perfekt, das pure Glück. Leider erfuhr ich aber schon am Tag meiner Anreise, dass meine Mutter erkrankt war und 2 Tage später ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Ich war hin- und hergerissen, ob ich den Urlaub abbrechen sollte, entschloss mich dann jedoch zu bleiben, da meine Mutter im Kreis der Familie gut versorgt, im Krankenhaus gut betreut und ihr Zustand insgesamt nicht lebensbedrohend war, nachdem man die zunächst vermuteten, ernsthaften Erkrankungen, wie etwa Tuberkulose, ausgeschlossen hatte. Dennoch trieb mich die Sorge um, und die Tränen flossen unbemerkt so manches Mal. Als ich zurückkam, durfte ich meine Mutter nicht im Krankenhaus besuchen, da sie auf der Infektionsstation lag und mir meine Ärzte aufgrund meines eigenen, angeknacksten Immunsystems verboten hatten, auf die Station zu gehen. So blieb das Telefon und die Sorgen, die sich jedoch von Tag zu Tag und mit jedem weiteren Ausschluss möglicher Diagnosen verringerte. Am Ende wurde meine Mama gestern entlassen, wie erwartet, ohne Diagnose. Ist das jetzt gut oder schlecht? Gut, weil man nichts Ernstes gefunden hat. Schlecht, weil es nun das dritte Mal war, dass sie diese Symptome (hohes Fieber, irre Kopfschmerzen, Erschöpfung, starker Husten) hatte, die jedesmal ohne eine Diagnose wieder abgeklungen sind. Ihr dürft euch meine Mama nicht als gebrechliche, alte Frau vorstellen. Im Gegenteil. Mit ihren 67 Jahren sieht sie aus wie das blühende Leben, strotzt vor Energie, reitet, unterrichtet Yoga, streitet leidenschaftlich mit meinem Vater und hält ihre gesamte Umgebung auf Trab. Vielleicht ist dies der Grund, dass sie sich so oft übernimmt, vielleicht zu sehr. Erinnert euch das an irgendwas? Hm? Ja, vermutlich an die kleine Katerwolf, die genauso ist. Jetzt bin ich erstmal froh, dass sie wieder zu Hause ist, gut aussieht und schon wieder Pläne schmiedet. Mein Papa ist so erleichtert, sie wieder zu Hause zu haben, und als ich gestern bei ihnen war, haben sie schon munter gestritten 😉 Mama Katerwolf wird also bald schon wieder durch die Gegend schwirren, Papa Katerwolf wird versuchen, ihr zuzureden und damit keinen Erfolg haben. Es gibt Menschen, die lassen sich einfach nicht anbinden. 😆
Unmittelbar, als ich aus Irland zurückkam, überfiel mich durch den Klimawechsel meine blöde Allergie mit einer Heftigkeit, die mich echt anödete. Bereits im Mai hatte mein Arzt den Verdacht, dass meine Bronchitis in Wahrheit allergisches bronchiales Asthma sein könnte. Ich hatte dies in meiner Jugend mit einer Heftigkeit, deren Schrecken mir heute noch im Nacken sitzt. Also verdrängte ich das einfach mal. Nachdem mein Husten die letzten Tage immer schlimmer wurde, musste ich mich doch wieder damit auseinandersetzten und bin gestern brav zum Pneumologen getappt, der meinen Verdacht leider bestätigte. Oberscheiße. Ich werde nun 6 Monate lang Medikamente nehmen, zum Physiotherapeuten gehen und danach sehen wir weiter. Die Symptome sind jetzt erstmal weg, die Angst, dass es nächstes Jahr zur Pollensaison mit Wucht wieder ausbricht, bleibt. Ich war gestern echt total demoralisiert und dachte mir den ganzen Tag nur: „So eine blöde Scheiße! Jetzt habe ich einigermaßen diesen Scheiß-Brustkrebs verknuspert und jetzt bekomme ich dieses beschissene Asthma. Das gibt es doch nicht, ich habe es so satt, satt, satt. Vermutlich krieg ich jetzt auch noch Metastasen in die Lunge.“ Naja, solche Dinge denkt man dann halt, wenn man so eine Diagnose wie ich hinter sich hat. Man hält die Ängste in Schach, nach fast 3 Jahren schafft man es, fast wieder „normal“ zu leben, und dann kommt irgendwas, wie z. Bsp. eine weitere Erkrankung, die alleine an sich zu bewältigen ist und schon denkt man sofort: „Oh Gott, was ist, wenn ich jetzt einen Rückfall bekomme!“ So ist das dann. Ich denke gerade an die Worte meines Psychoonkologen, mit dem ich kurz nach meiner Diagnose über meine Ängste sprach und der mir seitdem so sehr geholfen hat, „fast“ wieder angstfrei zu leben. Er sagte damals:“Die Angst ist Ihr Preis fürs Überleben.“ Es gibt Sätze, die prägen sich ein und tauchen immer wieder an die Oberfläche, wenn man sie braucht. Dies ist so ein Satz. Danke, Dr. Fuchs.
Soll ich euch mal was sagen? Jetzt geht es mir schon viel besser. Das von der Seele schreiben hilft einfach. Ich wollte nach meinem Urlaub dieses neue blog starten und nur noch von meinen tollen, neuen Abenteuern berichten und den ganzen Kack hinter mir lassen. Und dann war ich total blockiert. So ist das nun mal, man besteht zu einem Anteil eben auch aus all dem Kack, den man während seines Daseins so erlebt. Nicht nur aus all den wunderbaren Dingen, die einem zuteilwerden. Und umso älter man wird, desto größer wird auch der Kackhaufen. Ihn zu ignorieren, klappt auf Dauer nicht, dann fängt er nämlich an zu stinken, bis man es nicht mehr ertragen kann und dann muss man ihn ein bisschen wegschippen und lüften. Dann ist die Luft erstmal wieder klar und man sieht all die schönen Dinge des Lebens wieder. Das war jetzt echt philosophisch, oder? Die Philosophie des Kackhaufens. Ha ha 😆
Bei der Gelegenheit fällt mir noch ein, dass der liebe Joschi sich letzte Woche Flöhe eingefangen hat, aber das ist eine andere Geschichte, die ich auch ein anderes Mal erzählen werde. Ganz ohne Kackhaufen 😉