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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 9: Es grünt so grün in Munnar

Nach 2 wundervollen Tagen im Periyar Nature Reserve ging unsere Reise weiter nach Munnar. Diese vorletzte Etappe unserer Keralareise sollte uns Stanley, ein von Saji organisierter Fahrer, 3 Tage lang nach und durch Munnar begleiten. (Wer erst hier einsteigt und sich fragt: „Who the hell is Saji? guckst du hier: https://katerwolf2.wordpress.com/2014/12/21/geliebtes-indien-ein-reisebericht-teil-1-kochi-kerala/). Das mit dem private driver ist im Übrigen eine ganz feine Sache und in Kerala sehr geläufig. Viele Reisende in Kerala wählen diese Form des Transports, manche sogar für die gesamte Dauer ihrer Reise. Für eine feste (und durchaus erschwingliche) Pauschale bucht man einen privaten Fahrer mit Wagen, der einen für eine beliebige Zeit begleitet, Sehenswürdigkeiten zeigt und einem in diesem verkehrstechnisch doch sehr anspruchsvollem Land ein ersehntes Gefühl der Sicherheit gibt :-). Wir entschieden uns für eine Mischvariante, fuhren einige Streckenabschnitte mit dem Taxi oder mit der Riksha und für die letzten 3 Reisetage mit einem privaten Fahrer.

Stanley holte uns nach dem Frühstück in Periyar ab und los ging es nach Munnar. Wir wussten, dass der Abschnitt zwischen Periyar und Munnar landschaftlich sehr reizvoll sein sollte, deshalb ließen wir uns Zeit und hielten auf dem Weg unzählige Male an, um zu fotografieren, etwas zu kaufen oder einfach nur die grandiose Landschaft zu bewundern. Was mir bis dahin nicht bekannt war, dass es in Kerala neben Teeplantagen auch Gewürzplantagen riesigen Umfangs gab. Wir fuhren Stunden durch üppig-grüne Gewürzplantagen, in denen alle nur erdenklichen Gewürze angebaut werden. Wer Gewürze nur aus dem Gewürzspender kennt, kommt hier nicht mehr aus dem Staunen heraus. Besonders beeindruckend fanden wir die Kardamonplantagen. Riesenhafte, saftig grüne Blätter mit kleinen Kardamonkapseln, die dick wuchernd bis auf die Straße wachsen. Wir ließen uns die Gelegenheit, unterwegs in einer Gewürzplantage Halt zu machen und „original“ von dort stammende Gewürze zu kaufen, nicht entgehen. Zumal die Kinder, Eltern und Freunde uns auf den Weg mitgaben: „Bringt Gewürze mit!“ Das war ein Erlebnis für sich. Wir waren die einzigen im Shop und wurden von 10 eifrigen, giggelnden Verkäuferinnen bedient und verließen mit ca. 10 kg Gewürzen das Geschäft. Ein wenig raulig im Magen, da wir alle Gewürze auch probiert hatten. Ich zumindest. Die unzähligen Currysorten. Spicy, medium spicy, not spicy usw. Jetzt weiß ich: alle Currys in Kerala sind absolut very spicy 🙂 Und schmecken hervorragend!

Die Straße nach Munnar wand sich serpentinenartig bergauf, bergab, im letzten Teil immer weiter bergauf, in luftige Höhen, bis wir einen kleinen Vorort von Munnar erreichten. Saji hatte uns im Riverrock homestay eingemietet, etwa 13 km vor Munnar, mit den Worten: „A most beautiful place.“ Wie Recht er doch hatte, der gute Saji. Dieses homestay, das über ganze 3 wunderschöne Zimmer mit großer Terrasse verfügt, bietet den wohl schönsten Ausblick, den wir auf dieser Reise vom Zimmer aus hatten. Ihr gebt mir doch Recht, oder?

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Den Rest des Tages verbrachten wir mit Sternchen in den Augen auf der Terrasse, lauschten der vom anderen Ufer kommenden Tempelmusik, beobachteten die Königsfischer und Reiher und sagten alle 10 Sekunden: „Mein GOTT, ist das schön hier. Hast du sowas schon mal erlebt?“ Einmal wagte ich mich hinunter zum Fluß, durch dichtes Bananen-, Kardamondickicht. Die Sichtung eines Riesenfrosches und unzähliger Spinnen trieb mich jedoch flugs wieder hinauf auf die Terrasse.

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Wir verbrachten einen entspannten Abend mit der Gastfamilie und einer ebenfalls zu Besuch weilenden australischen Familie bei exzellentem Essen und dem einen oder anderen Bier. Am nächsten Morgen, pünktlich um 9, stand Stanley, unser Fahrer, vor der Tür, die Sonne strahlte vom blauen Himmel und wir fuhren bestens gelaunt los. Liebe Leser, auch auf die Gefahr hin, dass ich euch mit meiner XXL Begeisterung schon fast ein bisschen nerve, ich sag nur eins: „You must! go to Munnar!“ Was für ein absolut fantastischer, einzigartiger Fleck auf dieser Erde. Neben Varkala und Fort Kochi für mich ein Ort der Wiederkehr. Die 13 km bis Munnar schraubte sich die Straße immer weiter bergauf, bald schon öffnete sich der Blick über Teeplantagen bis zum Horizont, Täler, Berge, kleine Dörfer mit bunten Häusern, farbenfrohe Tempel unter einem strahlend blauen Himmel. Der Kontrast zwischen diesem Himmel und den glänzenden grünen Teeblättern, das ist wunderschön. Ich zeig euch jetzt mal was, all die wunderbaren Bilder, die ich an diesemTag geschossen habe und sag euch schon jetzt: Spätestens jetzt wollt ihr auch nach Kerala reisen 🙂

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Der Tag konnte gar nicht lang genug sein. Nach ein paar Stunden hatten wir das Gefühl, von all dem Grün grüne Augen zu bekommen. Ein paar lustige Dinge haben wir bei dem Tagesausflug auch erlebt. Munnar ist ein beliebter Ausflugsort für indische Touristen. (Überhaupt bekommt in Kerala fast jeder glänzende Augen bei der Erwähnung des Wortes Munnar. ) Vor allem honeymooners kommen gerne hierher, und die Fülle an frisch verheirateten, Händchen haltenden Paaren, die sich allerorts in höchst dramatisch-romantischen Posen fotografieren, rührt ans Herz. Wir besichtigten auch einen sehr bekannten Stausee, schlenderten über den Staudamm, stellten uns mit Horden giggelnder Schulkinder und Hochzeitspärchen an den mobilen Imbissbuden an, futterten zum ersten Mal Ananas mit scharfer Chillisoße (lecker!) und amüsierten uns königlich am berühmten Echo point. Hier drängten sich bereits massenhaft Menschen, riefen alle möglichen Dinge und Laute über den See und freuten sich wie Bolle über das Echo. Vor allem eine große Gruppe betagter Herren hatte einen Mordsspaß. Alle fesch, vielleicht ein 100-jähriges Klassentreffen oder Kriegsveteranen, alte Freunde, wer weiß 😉 Während mein Mann und ich schüchtern ein paar zaghafte „Hohs“ und „Hellos“ über den See riefen, grölte es von der Altherrengruppe neben uns aus vollem Hals; „AAASHOLE!!!“ AAASHOLLLLLLLLE“ schallte es zurück. Brüllendes Gelächter. Wir konnten uns auch nicht zurückhalten. Begeistert wurden wir nun umringt. Es folgte das obligatorische where do you come from and whats your name und nach unserer ausführlichen Antwort verriet uns der Anführer der Gruppe: „I have also been in Germany, Sir. Back in 1937″. Was auch immer das heißen mag, wir bohrten nicht nach und ließen uns stattdessen auf eine ausgiebige Foto-Session ein:

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I Love India. Den Stausee bestaunten wir anschließend von allen möglichen Seiten her, überlegten, ob wir zuvor schon mal irgendwo auf der Welt ein solches Grün gesehen hatten und fuhren dann zum Mittagessen ins Städtchen Munnar. Davon erzähle ich euch aber morgen, hier zum Abschluss noch: es grünt so grün!

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 7: Marari Dreamz

Nein, kein Schreibfehler, so hieß unser homestay in Mararikulam tatsächlich: Marari Dreamz. Ich muss mich aber erstmal bisschen entschuldigen. Vor lauter Varkala-Schwärmerei hab ich glatt eine Station vergessen, die vor Varkala, also zwischen Backwaters und Varkala, das Dörfchen Mararikulam. Schieb ich hier also schnell noch dazwischen. Weil, wär schad drum. Ist nämlich sauschön dort. Mararikulam, auch Marari Beach genannt, liegt nur 15 km von den backwaters in Alleppey entfernt. Taucht in unserem Reiseführer gar nicht auf. Beim Durchblättern der Bordzeitschrift von Air India habe ich über Marari Beach gelesen. Was ich da las, klang sehr nach Paradies.

Umso glücklicher war ich, dass wir 1 Nacht in Marari Beach eingeplant hatten. Insgeheim fragte ich mich, ob es so einen Ort an der Küste, nur einen Steinwurf von den sehr touristischen Backwaters entfernt, überhaupt geben konnte. Einen solchen Geheimtipp, ein kleines Fischerdorf mit nur ein paar Übernachtungsmöglichkeiten und so gut wie gar keinem Tourismus? Klang ein wenig wie ein Märchen: traumhaft und unglaubwürdig. Von unserem Hausboot in den Backwaters nahmen wir eine Riksha nach Mararikulam. Unser Rikshafahrer sprach ein gutes Englisch und erzählte uns allerlei Geschichten von seinem Freund Raj, auf den er eindeutig sehr stolz war. Raj ist nämlich ein richtiger driver, jawohl. International. Fährt nach Dubai und Quatar und so. Ein Held. Und dieser Raj erlebt auf seinen Fahrten die unglaublichsten Dinge. Die nimmt er dann auch mal mit seinem Handy auf und schickt sie seinem Freund – unserem Rikshafahrer. Völlig begeistert reichte er uns sein Handy nach hinten, wir sollten uns unbedingt anschauen, was Raj kürzlich durch die Windschutzscheibe seines Lasters aufgenommen hatte: Enten. Hunderte, ach was, Tausende von Enten, die von rechts nach links die Fahrbahn überquerten. Eine wahre Entenflut quoll über die Fahrbahn. Ich glaube, das Video dauerte 10 Minuten. Anfangs fassungslos und dann amüsiert starrten mein Mann und ich auf das Handydisplay. Vor uns auf dem Fahrersitz: mächtig zufriedenes Kopfwackeln. Indien. Auch ein Grund, warum ich dieses Land so liebe. Inder sind schon ein verspieltes Völkchen 🙂

Jetzt aber zu Marari Beach. Marari Beach ist tatsächlich so, wie ich es in der Beschreibung gelesen hatte: ein Geheimtipp. Ein kleines Fischerdorf. Unglaublich ruhig, entspannt und friedvoll. Man kommt sich fast ein bisschen vor, wie in einer anderen Welt. Einer Welt, in der die Uhr langsamer tickt. In der alte Männer auf dem Boden vor ihren Häusern sitzen und Karten spielen. Frauen ihre Kleinkinder an die Gartenpforte führen wenn man vorbeigeht und ihnen sagen: „Say hello!“ „Hello“ kommt es dann fröhlich aus dem kleinen Kindermund, kleines Patschehändchen winkt. Eine Welt, in der der phänomenal endlose Strand fast menschenleer ist, hin und wieder ein Tourist, überwiegend aber Fischer bei der Arbeit und fast unberührte grandiose Natur. Seht selbst:

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Ja, so sieht es tatsächlich aus dort. Fast schon unwirklich, oder? Und so sieht es auch aus: So und so und so. Schön.

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Marari Beach ist ein noch ungeküsstes Dornröschen, es ist ihm zu wünschen, dass es noch ein Weilchen ungeküsst bleibt. Aber das wird nicht so bleiben, ein paar Jahre noch, dann wird es vermutlich „entdeckt“. Bis dahin aber ist Marari Beach ein Geheimtipp. Wenn ihr mal hinfahrt, können wir euch unser homestay, das Marari Dreamz, wärmstens empfehlen. Geführt von einem jungen, sehr netten Paar, Alwyn and Jency, bietet es geschmackvolle große Zimmer, Naturbäder, in denen Bäume stehen und nach oben wachsen, ganz ohne Decke, die leckeren Mahlzeiten werden auf der Zimmer eigenen Terrasse serviert.

Chill Out XXL 🙂

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 6: Varkala, rote Klippen, Erleuchtete und Bollywood

Varkala hat Flair. Ein ganz besonderes Flair. Egal, ob man „oben“ an der Ladenzeile entlang flaniert, ob man in einem der zahlreichen Cafés sitzt oder ob man „unten“ am Strand abhängt: das rote Cliff beherrscht den Blick, ebenso wie das weite Meer, der Himmel und die Melange des Publikums. Scheint die Sonne, leuchtet das Cliff regelrecht, man kann dann die Augen nicht davon abwenden. Ein echtes Naturwunder! Ich muss das Foto einfach nochmal posten. Ich muss, ich muss, ich muss!

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Genauso spannend ist es, das Varkala-Völkchen zu beobachten. Da wären erstmal die Einheimischen. Erstaunlich viele Tibeter, die in Varkala ihre kleinen Shops eröffnet haben, aber auch Kashmiris und natürlich „echte“ Inder. In allen Farben, alle freundlich, entspannt.

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Als wir dort waren, gab es ein wenig Sorge wegen des für diese Jahreszeit nur spärlichen Tourismus. Was für uns Grund zur Freude war, ist für die Händler natürlich Leid. Es wurde darüber spekuliert, woran das liegen mag. Allgemein lässt sich sagen, dass die Verwirrung über Vogelgrippe und Ebola einen großen Anteil daran trägt – wobei viele das auch verwechseln. Ich traf eine leicht konfuse, junge Schweizerin, die der festen Überzeugung war, Ebola würde durch Enten übertragen.

Lässt mich sich ein bisschen Zeit und plaudert mit den Menschen, erfährt man viel Persönliches und schließt schnell Freundschaften. Die Händler kennen einen nach 1 Tag und wissen ganz genau, ob man ihnen versprochen hat, morgen oder übermorgen im Shop vorbeizuschauen. Man ist überall im Blick. Eines Nachmittags, als ich auf dem Hotelbalkon saß, mit Blick über die Straße aufs Meer, hörte ich plötzlich von unten: „Hello, Mam, hello, remember me? You promised yesterday, to come to my shop today? You come? You look beautiful!“ Wo er Recht hat, hat er Recht 🙂

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Wen auch immer so etwas nervt, ich liebe das. Einfach aus dem Grund, weil die Menschen dabei immer freundlich sind, nie wirklich aufdringlich. Läuft man  freundlich und offen durch die Gegend, schafft meine keine Straße ohne Small-Talk. „Beautiful climate“, „First time Kerala?“ „Nice dress!“ „Very good looking!“

Natürlich waren wir am Strand. Schon Wochen, bevor wir losflogen, hatte ich Strandvisionen. Hach, tat das gut, seine Knochen in den warmen Sand zu betten, sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und sich ab  und an wie eine Robbe in die Fluten zu schmeißen. Neugierig, wie ich bin, war ich jedoch fast die ganze Zeit im Beobachtermodus. Auf dem Strand war aber auch was los. Bollywood, wie es leibt und lebt. Natürlich gab es ein internationales Touristenvölkchen, skurril gemischt: waschechte Freaks, Surfer, die üblichen Indien-Kiffer, junge Rucksackreisende, ältere Individualreisende, Normalos, Rentner und sehr viele Yoga-Lernende oder -Suchende. Letztere erkennt man übrigens an einem überzeugend geraden Rücken und einem wissenden *bling bling* in den Augen. Das Strandbild beherrschten jedoch die indischen Touristen. Und das, liebe Leser, ist Bollywood in Reinform. Die leben ihre Freizeit mit Haut und Haar. Herrlich und so lustig auch, ich hätt´ mir die Augen aus dem Kopf schauen können.

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Mir wurde gesagt, dass viele Inder nicht schwimmen können. Was sie jedoch nicht davon abhält, ins Meer zu springen. War so die Präsenz zweier sehr engagierter Rettungsschwimmer an unserem Strand zu erklären? Das war ein Schauspiel, ich kann euch sagen. Da wir uns ja im Land der Reinkarnation, also der Wiedergeburt, befanden, war im Chef der Rettungsschwimmer mit absoluter Gewissheit Louis de Funès wiedergeboren. Mit seinem Assistenten beherrschte er den Strand, raste cholerisch gestikulierend am Strand umher, pfiff in seine Trillerpfeife und holte einen beleidigten Inder nach dem anderen aus den Fluten. Zum Brüllen 🙂

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Es gibt an den endlosen Stränden von Varkala auch ganz, ganz ruhige, abgelegene Strandabschnitte, aber mir gefiel dieser am besten. Okay, ich schaue auch gerne Bollywoodfilme 😉

Bewegt man sich in Varkala ein wenig vom North Cliff weg, zum South Cliff, wird alles noch ruhiger, beschaulicher, und tappt man dann von dort ein Stück ins Landesinnere, umfängt einen sogleich das ursprüngliche indische Dorfleben.

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Varkala, immer noch ein Fischerdorf, ist auch ein Ort der Gaumenfreuden. Es bereitet ein großes Vergnügen, in den bunt angemalten, terrassenartig ausgelegten kleinen Restaurants die leckersten Dinge zu futtern.

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Typische Kerala-Küche, für die Magenmüden auch Pasta und Pizza, und abends verwandelt sich der Klippenpfad in eine Fisch-Gourmet-Meile. Hier wird der „Catch of the day“ präsentiert, dramatisch ausgeleuchtet und lauthals angepriesen. Man wählt zwischen Tandoori-Style, Lemon-Garlic oder was man sonst für Wünsche hat. Ich bin ja leider Opfer einer lästigen Fischallergie und war abends daher nicht völlig frei von Neid, als ich meinem Mann bei der allabendlichen Fischverspeisung zusehen musste. So geht übrigens Tandoori:

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Aber auch als Fischverächter kommt man auf seine Kosten. Ich habe so gut gegessen, dass ich es am liebsten den ganzen Tag tat.

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Dennoch war das Abendessen immer das Highlight – so schön, der bunt beleuchtete Pfad und die Restaurants, so schön, oben auf der Terrasse zu sitzen, den Blick auf das bunte Treiben unter einem oder auf das nächtliche Meer gerichtet, Cat Stevens im Ohr und einen himmlischen Sonnenuntergang vor den Augen.

Am liebsten bei einem Sundowner, ganz nach dem Motto: Buy 1, get one free 🙂

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Ach Varkala, I very miss you!

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 4: On the road in Kerala :-)

Egal, ob man in Kerala oder sonstwo in Indien on the road ist: on the road ist in Indien ein waghalsiges Abenteuer. Man braucht Nerven wie Stahlseile. Und gesundes Gottvertrauen. In Indien passieren sehr viele Verkehrsunfälle, vor allem gefürchtet sind die zahlreichen Frontalzusammenstöße, leider häufig mit tödlichem Ausgang. Sitzt man in Indien erstmal auf der Rücksitzbank eines Autos oder einer Riksha, fängt man automatisch an zu beten. Ich absolviere die Fahrten meist gebannten Blickes vorne raus durch die Windschutzscheibe und schließe in besonders haarigen Situationen einfach die Augen. Auch diesmal gingen mir bei jeder Fahrt existentialistische Gedanken durch den Kopf. Ich sag es mal so: Der indische Gedanke an verschiedene Widergeburten macht in diesem Land in vielerlei Hinsicht Sinn 😉 Und der Glaube daran, dass die zahlreichen Verkehrspolizisten die Dinge im Griff haben.

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Meist füge ich mich nach einer Weile meinem Schicksal, vertraue darauf, dass ich noch nicht „dran“ bin und gehe dazu über, das indische Leben seitlich heraus aus der Scheibe zu beobachten. Egal wo man rausschaut, vorne, seitlich oder hinten, überall passiert so viel, dass Stunden vergehen wie im Flug. Auf Indiens Straßen ist immer Prime time. Ich liebe dieses Autokino aus ganzem Herzen. In Kerala läuft das Ganze tatsächlich etwas moderater ab als in Nordindien zum Beispiel. Ich erinnere mich noch lebhaft an eine längere Busfahrt in Rajasthan, während der ich erleben durfte, dass Autos, Busse und LKWs ohne jeglichen Einsatz des Blinkers oder sonstiger Verkehrszeichen, mitten auf der Autobahn wendeten, sie kreuzten und ähnliches. Der Höhepunkt war, als uns ein Pferd mit Reiter auf der Autobahn überholte. Im Galopp. Ich glaube, das war der Zeitpunkt, in dem ich meiner Seele kurzfristig einfach Urlaub gab. In Kerala ist das mit dem Verkehr zwar etwas weniger wild, aber für europäische Verhältnisse wild genug. Ihr müsst euch das in etwa so vorstellen: eine zweispurige Straße. Beide Spuren eher schmal als breit. Seitliche Begrenzung Fehlanzeige, denn die Straßen gehen nahtlos in nicht vorhandene Bürgersteige über :-). Auf diesen 2 Spuren fahren in beide Richtungen PKWs, LKWs, Busse, Minibusse, Mopeds, Rikshas und Fahrräder. Jeder überholt jeden zu jeder Zeit in halsbrecherischem Tempo. Aus 2 Spuren werden dann gerne mal 6-7 Spuren. Sehr beliebt ist das Szenario: Dein Taxi überholt ein vor dir fahrendes Fahrzeug. Sofort setzt dein Hintermann an, dich in 3. Spur noch schnell zu überholen. Und nicht selten taucht am rechten Rand Überholer Nummer 4, z. Bsp. ein irrer Mopedfahrer, auf. Das Ganze kommt dir auch im Gegenverkehr entgegen. Es gibt so gut wie keine Ampeln oder Verkehrsregeln, das Einzige, das zählt, ist konstantes Hupen und ein böser, entschlossener Clint Eastwood-Blick. Gehupt wird als Aufforderung (Hau ab!), als Frage (Hallo? Ist da hinter der Kurve jemand?), als Drohung (Weg da, sonst mach ich dich platt!) oder aus Lust und Laune. Den berüchtigten Clint Eastwood-Blick habe ich mehrfach erleben dürfen. Meist im Rückspiegel wahnsinniger Taxi- und Rikshafahrer. Ich weiß nicht, welche Fahrzeuge ich am schlimmsten finde. Sie sind alle schlimm. Aber vielleicht sind die Schlimmsten doch die Busse. Nicht ganz zu Unrecht nennt man eine indische Überland-Busfahrt auch Himmelfahrtskommando.

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Was jetzt nicht heißt, dass dies Fußgänger, Ziegen, Kühe und Hunde davon abhält, zu jeder Zeit spontan die Fahrbahn zu überqueren 🙂

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Auch wenn ihr jetzt denkt, die Katerwolf ist eine Irre, ich sag euch nur: Lasst euch davon nicht abhalten, nach Indien zu fahre. Das Leben ist immer ein Abenteuer und ein totales, unberechenbares Risiko obendrein. Mit dem Unterschied, dass man sich bei uns in scheinbaren Sicherheit wiegt. In Indien ist das pralle Leben auf der Straße, zu jeder Zeit sichtbar. Leben, Tod, Freude, Leid. Nichts wird versteckt. Man kann es lieben oder hassen. Wenn man der Typ dafür ist, liebt man es – für immer. Mitlesende Indienliebhaber werden mir Recht geben. Ich für meinen Teil genieße es immer, wenn sich in mir nach einer Weile Überlandfahrt eine gewisse fatalistische Grundhaltung breitmacht und ich mich dem hingebe, was sich meinem Auge bietet. Das ist grundsätzlich etwas ganz anderes als in meinem Heimatland Deutschland. Denn wenn man im dicht besiedelten Indien unterwegs ist, ständig kleinere und größere Ortschaften passiert, sieht man unter anderem dies: schöne Frauen in farbenfrohen Saris (macht mich immer wieder aufs Neue froh), die im Bundesstaat allseits beliebten Streiks und kleine stolze Jungs in der bemalten Riksha des Vaters 🙂

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Etwas, dass mich in Indien stets fasziniert, ist die unglaubliche Fülle an Schulkindern. In Kerala ist man sehr stolz auf den hohen Bildungsstandard. Tatsächlich findet man in nahezu jeder Ortschaft mindestens 1 Jungen- und 1 Mädchenschule, Internate und Colleges säumen den Weg, Schulen der schönen Künste (College of Music and fine arts), und in Kerala gibt es ein hohes Bestreben, Mädchen auszubilden. Die lachenden, in ihren Schuluniformen so adrett aussehenden Schulkinder zu beobachten, ist einfach nur schön. Zumal man in Indien nie „nur“ Beobachter ist, immer wird man zeitgleich genau so beäugt. In diesem Fall von lachenden Schulkindern, die einem ein fröhliches „Hello“ entgegenrufen:

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Denkt man an Indien, denkt man zumeist auch an Indiens Religionen. Hindus, Buddhisten, Moslems, Sikhs, Christen und einige Unterreligionen leben in Indien dicht beieinander. In einigen Teilen mit heftigen Konflikten, in anderen widerum friedvoll. In Kerala ist man auf eine Sache besonders stolz: auf das friedliche Miteinander der einzelnen Religionen. In Kerala gibt es überwiegend Christen, aber auch sehr viele Hindus und Moslems. Noch nirgends auf der Welt habe ich gesehen, dass in einem Ort eine Kirche neben einer Moschee neben einem Hindutempel stehen. In Kerala ist das die Norm. Das Besondere ist, dass viele Gläubige in alle religiöse Häuser gehen. Mit Erstaunen sah ich Moslems aus Kirchen und Christen aus Moscheen kommen und Hindus vor einer Statue des heiligen Georg niederknien. Wie auch immer, ist man in Indien unterwegs, wird einem die tief verwurzelte Religiosität bewusst. Auch das liebe ich, weil es ein Fest für die Sinne ist. Insbesondere, wenn man zu einer Zeit der religiöser Feste unterwegs ist:

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Ihr seht schon, ich komme wieder ins Schwärmen, aber seht selbst, kennt ihr so etwas aus Deutschland? Ich jedenfalls habe noch nie einen Transporter gesehen, der zur gleichen Zeit Sessel und Passagiere transportiert. Die einen anlachen, mit den Köpfen wackeln und fröhlich „Hello“ rufen 🙂

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Katerwolfs Update

Ich hab euch nicht vergessen, ich bin nicht klammheimlich ausgewandert, ich habe keinen Krebsrückfall bekommen und bin spontan verstorben, ich habe nicht weitere 10 Hunde adoptiert und bin ihre Sklavin geworden, nein, ich habe nur ein kleines Päuschen eingelegt. Von 2 Monaten, wie mich meine liebe Blogleserinfreundin Brigitte kürzlich erinnerte. Danke euch allen lieben Lesern, dass ihr mich in letzter Zeit zaghaft daran erinnert habt, dass ihr gerne mal wieder meine Blogeinträge lesen würdet 🙂

Die Zeit ist eine Schere. Rast dahin. Man will ein bisschen verschnaufen und sich auf ein Bänkchen setzen und wenn man wieder aufsteht, sind 2 Monate vergangen. Obwohl, das mit dem Bänkchen, das ist bei mir so eine Sache. Wer mich kennt, hat bei dieser Metapher vielleicht ein wenig amüsiert die Augenbrauen hochgezogen und sich im Stillen gedacht: „Bänkchen? Katerwolf? Na, die ist doch eher im ICE unterwegs!“

Stimmt.

Aber genug der Vorrede, es wird mal wieder Zeit für ein Update! Die letzten 2 Monate waren turbulent. So viel passiert. Anfang April sind wir kurzentschlossen für 1 Woche nach Ägypten geflogen. In einen Club. Die Sehnsucht nach Meer, Sand, blauem Himmel, Rundum-Verwöhnprogramm und süßem Nichtstun war einfach verlockend. Aber wisst ihr was? So richtig toll war das nicht. Leider flog ich schon erkältet los und schleppte mich die Woche eher matt als flott durch die Gegend. Ich wollte eigentlich alles mögliche unternehmen im Urlaub. Bisschen Yoga, Segeln, Tauchen…Die Erkältung machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung und so verbrachte ich die Woche lesend unterm Sonnenschirm. Aber das Schicksal wird sich schon was dabei gedacht haben. Wenigstens habe ich, am Pool, in der Chill-Out-Zone, spontan an einem Apnoe-Schupperkurs teilgenommen. Apnoe, auch Freediving, heißt: Tauchen ohne Schnorchel, Maske, Flasche, nur mit einer großen Flosse. Einmal Flipper sein, wer träumt schon nicht davon! Außer mir nahmen noch 3 männliche Ehrgeizlinge teil. Beim ersten spontanen Luftanhalten schaffte ich 20 Sekunden, und während ich danach ein wenig in der Gegend herumschaute, hielten die 3 Apnoe-Helden so lange die Luft an, bis sie blau anliefen. Am Ende waren es 3 Minuten. Nach weiteren 2 Durchgängen war ich bei stolzen 80 Sekunden. Die 3 Möchtegern-Flipper sitzen vermutlich immer noch am Pool und halten die Luft an.

Auch sonst kam ich im Urlaub nicht so richtig in Fahrt. Weiß auch nicht warum. Sicher, die Erkältung, aber eine Rolle spielte wohl auch das sehr spezielle Klientel der Clubanlage: Neben benannten Ehrgeizlingen, die unzähligen gestählten Pilates-Elsen mit Waschbrettbauch, Dauerjogger (auch mit Waschbrettbauch), Power-Surfer (dieser Waschbrettbauch!) und wo man hinschaute zumbate jemand herum. Pffft. Zumba! Zumba! Wenn man nicht so gut rauf ist, können einem unkoordinierte Zumbatänzer (hier meist Wampe statt Waschbrettbauch), die zu ohrenbetäubender Musik asynchron ihre Gliedmaßen bewegen, ziemlich auf den Sack gehen. War halt nicht so meine Woche. Vielleicht war es auch keine gute Idee, zu beschließen, just im Urlaub Vegan zu werden. Das brachte mir eine recht einseitige Ernährung (Blumenkohl) ein und am abendlichen Wir-Sind-alle-eine Familie-Gruppentisch die eine oder andere Verstrickung mit militanten Fleischessern:“ Isst du KEIN Fleisch? Warum? Also ich liebe Fleisch am liebsten, wenn es auf dem Teller noch MUH macht!“ Ich revenchierte mich mit lebendigen Schilderungen von Kakerlaken-im Knusperteig-Festmahlen in Mexiko, damals, als ich noch mit dem Rucksack herumreiste. „Rucksack?“ „Igitt!“ „Wir fahren schon in der 5. Generation in diesen Club.“ *von oben herab anschau*

Was gab es noch. Einen neuen Chef. Mister Speedy Gonzales. Der mich mega auf Trab hält. Uff.

Das liebe Viehzeug. Einer süßer wie der andere. Joschi, mein mittlerweile alter Tibet-Terrier-Herr hat einen Energieschub. Kayra, unsere türkischer Strandhund-Findling, die sich als Windhund-Jagdhund-Mix entpuppt hat, ist jetzt 2 und probt das Erwachsensein. „Hey, du Zottel da vorne, komm du mir da her! Isch rempel disch an, ey, du!“ Chikita, die kleine, aus der andalusischen Tötung stammende Chihuahua-Mops-Hündin meiner Eltern, genannte „Die Granate“. Und ab und an Honey, unser Ferienhund, eine Retrieverhündin, die uns liebt und mit Vorliebe in Flüsse springt und versucht, bis zum Meer zu schwimmen. Und natürlich Lola, meine gute, alte Oldenburger Stute, die im April 21 Jahre alt geworden ist und ein wenig in die Jahre kommt. Aber sie wird nach wie vor gerne geritten und liebt es, über die Felder zu galoppieren. Flankiert von Kayra und verfolgt von Joschi.

Das Rudel Kayra, Chiki, Honey  und Joschi (abgehoben)

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Apropos Reiten: Es gibt Wunder. Von einem Wunder will ich euch kurz erzählen. Mein Gatte, der bislang Angst vor Pferden hatte und meine Pferdesucht nicht mit mir teilte, reitet. Ihr lest richtig: reitet. Letztes Jahr haben wir einen kleinen Deal gemacht. und mein Mann willigte ein, dieses Jahr ein Reiter-Schnupperwochenende „Reiten lernen im Gelände“ mit mir zu machen. Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass ein bislang gänzlich unerkanntes Reittalent in ihm schlummerte und, dass es ihm Spaß machen würde. Jetzt nimmt er Reitstunden auf good old Lola und nächste Woche gehen wir zusammen ins Gelände. Jiiieeehaaaaa 🙂 Ich werde berichten.

Beweisfoto: Mein Mann reitet 🙂

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Auch von unserer Vegan-Challenge, die wir seit 4 Wochen machen, die ziemlich überzeugend ist und meinem Mann bislang 8 Kilo weniger auf der Waage gebracht hat, werde ich berichten. Yesss.

So, ihr Lieben, hier mal ein Punkt, sonst wird das ein Roman, ich hoffe, euch geht es allen gut und freue mich aufs „Wiederlesen“ mit euch. Bis bald!

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Kleine Hundewurst

Hier ist sie, die kleine Hundewurst 🙂 Namens Chikita, genannt Chiki, Chika, Chikili, Chikitinchen. Vater Mops, Mutter Chihuahua. Ich finde, man sieht beides. Ein richtiger Sonnenschein, immer gut gelaunt, im Herzen eine große Entdeckerin, völlig angstfrei, sehr mutig und vertrauensvoll und unglaublich lieb. Sie ist aus Spanien, aus der Tötungsstation und über den Tierschutz vermittelt. Seit 4 Wochen ist sie jetzt in unserer Familie und nun 5 Monate alt. Sie ist bereits eng mit Kayra, unserer kleinen Türkin, befreundet, die beiden lieben sich heiß und innig. Joschi, der alte Scherge, ist not very amused, aber gnädig. Ab und an darf sie ihm die Schnauze lecken. Kurz. 🙂

 

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Chiki und Kayra, very much in love.

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Joschi (beleidigt)

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Chiki, die Spülhilfe

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3 Wochen Chile: Abschied

*sniff*

Jede Reise hat ein Ende. Und 3 Wochen Chile ist ja auch eine ausreichende Zeit. Aber so ein bisschen Mehr wäre auch schön gewesen. Noch bisschen ins Weintal, oder an die Westküste, ach was soll´s, Wiederkommen ist ja auch eine gute Option 🙂

Nach 17 Tagen hieß es Kofferpacken. Noch völlig geflashed vom Weltwunder-Sonnenuntergang, schleppten wir am nächsten Morgen wehmütig unser Gepäck zum Reisebus, wo uns eine Überraschung erwartete. Sagte ich schon, dass Fritz der weltbeste Reiseführer ist? Grinsend stand er am Bus und eröffnete uns, wir würden auf dem Weg zum Flughafen noch einen kleinen Abstecher machen. Der Flieger ginge ja erst am Nachmittag und sooo lange muss man ja auch nicht am Flughafen warten. Und da hatte er eben gedacht, uns noch einen besonders schönen, kleinen Salzsee zu zeigen. Laute „jippieejeeejjj“ -Geräusche schallten durch den Bus. Der Weg zum See war idyllisch. Idyllischer geht eigentlich gar nicht. Ein weiteres mal brachte mich die Atacama mit ihrer Fähigkeit trockene, scheinbar tote Landschaftsabschnitte mit fruchtbaren Regionen, manchmal sogar nur kleine Flecken, abzuwechseln.

Trocken:

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Fruchtbar:

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Eben noch rote, trockene Dürre, im nächsten Moment wasser- und tierreiches Tal:

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Verträumt schaute ich aus dem Fenster und nahm die vorbeifließende Schönheit tief in mein Herz auf. So kurz vor der Abreise kam mir jeder Blick vor wie der letzte und ich wollte noch rasch möglichst viel in mir abspeichern. Und da, ganz plötzlich, sah ich etwas, das mir den Atemn nahm. Der Garten Eden, dachte ich, so muss er aussehen! Ich glaube, von allen Fotos, die ich auf dieser Reise gemacht habe, ist dies mein Lieblingsbild.

 

 

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Völlig verzückt gab ich mich meinen Garten-Eden-Fantasien hin und kam erst wieder richtig in die Realität zurück, als der Bus stoppte. Wir waren am Salzsee angekommen. Ein wahrlich tolles Abschiedsgeschenk von Fritz. Und so ließen wir uns nicht lange bitten, die Tragfähigkeit des Salzgehalts im Wasser auszuprobieren. 6-jährige Kinder im Freibad haben sicher nicht mehr Spaß 😉

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Tja, Leute, das wars mit meinem Reisebericht. Bin jetzt selbst wieder ganz wehmütig. Aber es war einfach zu schön. Vor lauter Wehmut mussten wir unseren Abschiedsschmerz am gleichen, unserem verbindlich letztem Abend in Chile, in einer dieser coolen Bars in Santiago de Chile, mit Pisco Sour forte ertränken. Aber der leicht angedickte Kopf am nächsten Morgen hatte sich gelohnt. Wenigstens bekam man den Heimflug nicht richtig mit 😉

 

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3 Wochen Chile: Atacamawüste – der schönste Sonnenuntergang der Welt

Wenn ich jetzt zurückblicke, versetzt es mich immer noch in Erstaunen, was wir alles in den 4 Tagen in der Atacmawüste erlebt haben. Unglaublich. Aber daran sieht man, wie vielseitig die Atacama und wie abwechslungsreich Chile im Ganzen ist. Und wie fantastisch, wundervoll, atemberaubend schön. Kann es nicht oft genug sagen!

Ich schreibe hier den vorletzten Post meines Reiseberichts. Man könnte meinen, das wars jetzt, was die Atacama zu bieten hat. Von wegen. 1 1/2 Tage vor dem Rückflug nach Santiago de Chile erwartete uns noch mehr als ein Abenteuer: Eine schwindeleregende Busfahrt, eine Wanderung durch die Guatinschlucht zu den heißen Thermalquellen von Puritama auf 3.700 m, eine Wanderung durch das Val del muerte und Val del luna , der wohl spektakulärste Sonnenuntergang meines bisherigen Lebens.

Hier seht ihr ein Bild unserer Adrenalinfahrt. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt 😉

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In der Atacama wird es mittags ziemlich heiß. Und auch am vorletzten Tag regte sich in mir ein innerer Widerstand gegen die bevorstehende Wanderung in der Guatinschlucht. Aber wie immer, wich er einer Aufbruchsstimmung, sobald wir die ersten 20 Meter hinter uns gebracht hatten. Und wie schon in den vorangegangenen Tagen in der Atacama waren wir alle sprachlos, als wir am knochentrockenen Straßenrand hielten und kurze Zeit später in eine immer grüner werdende Schlucht, in der ein wilder Fluß gurgelte und gluckerte, hinabstiegen.

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In der Schlucht war es angenehm schattig und wir schritten munter und flott voran. Staunten über die Vegetation und Blumen, die man so nicht erwartet hatte.

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Die Riesenkakteen, die den Weg säumten, regten wundersamerweise unsere Fantasie an, giggelnd entdeckten wir Hasen, Riesenpimmel und was die Gruppendynamik so alles hergibt. Oder was sehr ihr?

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Am Ausgang der Schlucht erwartete uns dann eins der zahlreichen Paradiese, die Chile zu bieten hat. Die Puritama-Thermalwasser. Überglücklich tobten wir ausgelassen wie die Teenager im warmen Wasser herum.

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Nach einer müßigen Lümmelstunde in der Sonne und einem beinharten Aufstieg aus der Schlucht zum Bus *schwitz* teilte uns Fritz lächelnd mit, dass wir nun zum absoluten Highlight der Reise aufbrechen würden: Dem Sonnenuntergang im Val de la luna. Wir mussten bei dieser Ankündigung fast schon müde lächeln. Wo, bitte schön sollte denn noch ein Highlight herkommen, dass die bisherigen toppen könnte? Es kam. Zunächst aber durften wir zu Fuß die großartigen Salzformationen des Val del muerte, dem Tal des Todes, und die mondähnliche Oberfläche des Val de la luna, dem Tal des Mondes, erkunden. Ausgerechnet im Val de la luna ging unser Bus kaputt, so dass es zu einer längeren Spontanwanderung kam. UNd einer kollektiven Urangst, im Mondtal elendig zu verdursten und erst Jahre später mumifiziert gefunden zu werden. Zum Glück sind die chilenischen Busfahrer hervorragende Mechaniker!

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Tja, ihr Lieben, und dann kam es, das absolute Highlight. Nachdem wir uns nach einem harten Marsch und Aufstieg die Poleposition zum Sonnenuntergangschauen gesichert hatten, ein paar gut gelaunte Fotos schossen und den Blick schweifen ließen, begann das Farbenschauspiel des weltberühmten Atacama-Sonnenuntergangs. So schön, dass es einem fast schon in den Augen wehtat. Aber schaut einfach selbst!

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3 Wochen Chile: 100 nackte Russen

Wir sind immer noch in der Atacamawüste. Der Wüste der Extreme. In der unglaublich vielseitigen, faszinierenden, wunderschönen Atacamawüste, in der jeder Augenblick eine neue Facette offenbart und man nicht aus dem Staunen herauskommt. In der Atacama, die die trockenste und dann plötzlich wieder die grünste, wasserreichste Wüste ist, in der es Oasen gibt, warme Quellen, ausgetrocknete Todeszonen, Dünen, Lamas, Wasservögel, Kakteen und Salzseen, die ganz und gar ausgetrocknet sind und dann wieder Wasser haben, in dem man leicht wie eine Feder auf dem Rücken treiben kann. Die Atacama. Und da wir gerade von dem „Jeder Tag ein neues Wunder“-Ding sprechen, es gibt dort auch Geysire. Nicht etwa irgendwelche Geysire, sondern die Geysire El Tatio auf 4.200 m Höhe, die ihre Fontänen nur zu Sonnenaufgang in die Höhe spritzen. Jeden Tag. Ja, solche Sachen gibt es. Und ich durfte das erleben. Glückskind, ich altes 🙂

Um  3 Uhr in der Früh erklang der Weckruf und 5 Minuten später saßen 18 todmüde, wortkarge Deutsche+1 österreichischer Reiseführer im Reisebus. Dick verpackt. Von unserem Reiseleiter wussten wir, dass uns „da oben“ Minusgrad-Temperaturen erwarten würden. Eine echte Extremtour. 4.200 m Höhenmeter und Minustemperaturen. Fritz mahnte uns an, die Sache langsam anzugehen, draußen langsam zu gehen und sich ein wenig Zeit zu lassen, sich an Höhe und Temperatur anzupassen. Sag das mal 17 abenteuergeilen Touris 😉 Kaum öffnete der Bus seine Türen, stürzten 17 abenteuerwütige Menschen nach draußen.

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Wow, dachte ich 2 Minuten später. Mir ist ja mal ganz komisch. Eingepackt wie ein Michelinmännchen mit Stirnband, Mütze und Kapuze drüber lief ich draußen ein wenig umher und hatte das schwindelige Gefühl, auf dem Mond zu sein, kaum von der Stelle zu kommen und nur begrenzt atmen zu können. Und kalt war das.  Alter Schwede, war das kalt. Wir staksten ein wenig umher, und dann kam ein winzig kleines Sonne über einen der Berggipfel. Der Sonnenuntergang kündigte sich an. Ganz zart.

 

 

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Und sofort stürzten gefühlte mehrere Hundert Touris aus aller Welt aus den anderen Reisebussen und strömten über die Ebene. War aber nicht schlimm, wir waren ja auch Teil davon! Und dann, liebe Leute, ging es los. Der Wahnsinn. Der absolute Wahnsinn! Aus allen Löchern und Ecken und Enden explodierte die Erde!

 

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Reichlich durchgefroren, aber ganz und gar glücklich trafen wir uns nach einem ausgiebigen Geysir-Check zum Frühstück am Bus wieder. Ihr glaubt gar nicht, WIE gut eine heiße Schokolade schmecken kann. Saugut. Das Frühstücksprogramm hatten übrigens alle Reisegruppen auf dem Plan und man konnte hier ein wenig Nationalitäten-Forschung betreiben. Auffällig waren die Russen. Es war eine sehr große Gruppe. Und alle sangen. Und klopften sich dabei auf die Schultern. Wie in einem Film. Voll das Klischee. So lustig. Irgendwie ein sympathisches Völkchen auf Reisen. Kurze Zeit später trafen wir sie wieder. An den heißen Thermalquellen. Wo sie alkoholisiert und bester Laune unter Abgesang heiterer Lieder umhertollten. Die russische Volksseele 😉

 

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3 Wochen Chile: Atacama – 1 Wüste, Tausend Gesichter

Wer denkt, eine Wüste ist eine Wüste ist eine Wüste, der kennt die Wüste nicht. Ich kannte sie vorher auch nicht. Auch wenn meine persönliche Reise-Weltkarte nicht mehr allzu viele dunkle Flecken hat, wüstenmäßig war ich bislang ein unbeflecktes Blatt. Durch die gängigen Reise-Vorabinfos wusste ich, dass die Atacama die trockenste Wüste der Welt ist und darüber hinaus auch ziemlich rot und dass es dort diesen riesigen Salzsee gibt. Jou, und so halt. Einfach eine riesige, trockene, rote Wüste mit einem gigantischen Salzsee mittendrin.

Noch nicht oft im Leben wurde Frau Katerwolf derart eines Besseren belehrt. Es begann schon mit der Anfahrt vom Flughafen nach San Pedro de Atacama. Verdächtig schnell preschte der Reisebus über die stockdunkle Wüstenstraße, wir, die Insassen saßen halb müde, halb, dank des waghalsigen Tempos, voller dunkler Todesahnungen. Irgendwo mitten in der Wüste hielt der Bus. Fritz, der beste aller Reiseleiter, forderte uns voller Tatendrang auf, auszusteigen. Zieht euch warm an, sagte er. Warm, wieso, ist doch Wüste? Ihr werdet sehen. Na gut. 10 Sekunden später standen wir bibbernd in frostiger Kälte am Straßenrand und hatten Fantasien nach heißer Badewanne und Kaminofen. Die Wüste ist nachts nämlich arschkalt. Aber die Kälte wich ganz schnell einer ungeahnten Begeisterung, als Fritz unseren Blick gen Himmel lenkte. Dorthin, wo derart viele Sterne waren, dass man fast schon blinzeln musste. Unfassbar. Noch nie, nie, nie vorher so viele Sterne gesehen. Und die Milchstraße erst. Wow. Restlos begeistert.

Als wir nach einer weiteren Stunde endlich in San Pedro de Atacama ankamen, waren alle froh, dass sie noch lebten. Außerdem war es in dem Städtchen deutlich wärmer.  Wir checkten ein und gingen zu vorgerückter Stunde zusammen zum nächsten Laden, um Wasser, Wein etc. einzukaufen. Was für eine coole Stadt, war unser erster Gedanke. man fühlt sich wie im Wilden Westen. Oder besser noch: Wie in einer Oase im wilden Westen. Und genau das ist San Pedro auch: eine Oase. In der sich ein ziemlich ilustres Völkchen versammelt hat. Indios und jede Menge ausgestiegene Flower-Power-Kinder und sonstige bunte Vögel.

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So ganz habe ich es immer noch nicht verdaut. Dass es in der trockensten Wüste der Welt so viel Wasser und Grün gibt. Und gleichzeitig eine fast schon unvorstellbare Trockenheit. Fährt man verschiedene Stationen der Atacama ab, wechseln sich eine knochentrockene, lebensfeindliche Landschaft mit grünen Oasen ab, in denen Feigenbäume wachsen. Der Oasen gibt es nicht viele. Aber es gibt sie. Es gibt in der Atacama auch Geysire, heiße Quellen in fast schon tropischem Dschungelambiente, aber dazu später. An unserem ersten Tag in der Atacama, nachdem wir alle begeistert und endlich in Sommerklamotten (YES!) die Straße auf und ab gelaufen waren, ging es zu unserem ersten Tagesausflug. Auf dem Plan standen die Oase Quebrada de Jerez und die weltberühmte Salar de Atacama. Mit großen Augen starrten wir durch das Busfenster eine Landschaft an, die wir tags zuvor nur im Dunklen gesehen hatten. Also gar nicht. Jetzt sahen wir flaches, trockenes, steiniges Land, grenzenlose Weite auf der einen, Bergkulisse auf der anderen Seite. San Pedro de Atacama liegt auf ca. 1750 m und von dort aus geht es meistens nur noch höher hinauf. Bis auf 4200 Meter, aber auch dazu später. Zunächst sahen wir flächendeckend dies:

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und im nächsten Augenblick das:

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Jo mei, was lugt den da aus dem Boden heraus? Ratlose Blicke im Bus in Richtung Fritz. Na, da vorne vor uns liegt die berühmte Oase Quebrada de Jerez, nichts wie raus aus dem Bus und runter in die Schlucht. Einige aus der Gruppe waren schon in diversen Oasen dieser Welt gewesen, für mich allerdings war es die erste. Oasenmäßig war ich bis dato jungfräulich. Während einige also eher abgebrüht durch die Oase stapften, raste ich umher wie ein Kind, das einem Zauberluftballon hinterherjagt. Ich bin jetzt offiziell Oasenfan.

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Es gab am Ausgang auch einen ziemlich abgefahrenen Friedhof.

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Sehr zufrieden stieg ich in den Bus ein und harrte des nächsten Abenteuers, der Salzwüste. Seit ich mich erinnern kann, träumte ich davon, einmal im Leben in der Salar de Atacama die Arme auszubreiten und zu sagen: Ich bin jetzt hier, juhuuu. Und davon, pinkfarbene Flamingos in Salzwasser herumdümpeln zu sehen. 30 Minuten später hatte ich beides. Und war so mit Endorphin vollgepumpt, dass ich mit meiner Begeisterung ein paar Mitreisende nervte. Mir egal. Meine Salzwüste, meine Flamingos.

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Man, man, man, das war schon ziemlich klasse, an diesem ersten Tag. Als wir am Nachmittag müde, glücklich und erhitzt nach San Pedro zurückkamen, strömten wir alle noch ein bisschen ins Städtchen aus und ich erstand auf dem Markt in euphorischer Post-Salar de Atacama-Stimmung eine hinreißende Alpacamütze. Diese und und unsere allgemein gute Stimmung bescherte uns einen wunderbar beschwipsten Tagesausklang 🙂

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