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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 10: Good bye Kerala

Jede schöne Reise hat irgendwann ein Ende, leider auch unsere Südindienreise. Uns blieben noch 1 Tag in Munnar und 1 Tag in Fort Kochi, bevor uns Air India wieder in heimische Gefilde bringen würde. Unseren letzten Tag im immergrünen Munnar, der Teeregion Keralas, genossen wir in vollen Zügen. Stanley, unser Fahrer, den wir für 3 Tage gebucht hatten, gab sich alle Mühe, uns die schönen Ecken Munnars nahezubringen. Nach einer ausführlichen Sichtung der schier endlosen Teeplantagen, die mich mit ihren grün glänzenden Teebüschen und den bunten Teepflückerinnen und Teepflückern an längst vergangene Zeiten erinnerten, fuhren wir zur Mittagspause ins Städtchen Munnar.

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Munnar, das in unserem Reiseführer als nicht sehenswerter Ort beschrieben wurde, überraschte uns in seiner bunten Vielfalt und dem quirligen, fröhlichen Straßenleben. Von wegen nicht sehenswert! Wir tauchten ins Gassengewühl ein und speisten anschließend in einem wunderbaren indischen Restaurant, das uns Stanley empfohlen hatte, da es nicht touristisch, sondern typisch indisch war. Drinnen Jubel Trubel und vergnügte Inder, die indische Currys mit der Hand von Bananenblättern aßen. Wenn Inder das machen, sieht das sehr kultiviert aus, ungeübte Europäer sollten das besser lassen. Zumindest dachte ich das beim Anblick zweier spacker Australier, denen das Essen zwischen den Fingern das Kinn hinunter aufs T-Shirt lief 😉 Munnar war an diesem Tag besonders geschäftig, da sich die Stadt auf ein großes, am nächsten Tag stattfindendes religiöses Tempelfest vorbereitete, das wir leider verpassten, da wir am nächsten Tag nach Kochi zurückfuhren.

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Stanley hatte noch eine Überraschung für uns parat, the world famous teamuseum. Meine Befürchtung, es könne langweilig sein, zerschlug sich, sobald wir vor dem Museum ankamen. Kann in Indien überhaupt etwas langweilig sein? Kaum stiegen wir aus dem Auto, kam uns eine Gruppe Schulkinder entgegen – es war Wandertag. Die bunte Horde lachender Mädchen und Jungen, die mich sogleich wie eine zwitschernde Vogelschar umringte, wollte genau wissen, wo ich herkomme und wie ich heiße. Und wollte vor allem eins: picture please! Nichts lieber als das, wenn man so freundlich gefragt wird.

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Das Museum selbst war viel spannender, als ich vermutete. Historische Aufnahmen und Beschriftungen ließen einen schnell in die „alten“ Kolonialzeiten eintauchen und im Rundgang durch das Museum einen Brückenschlag in die Moderne tun. Wir amüsierten uns im Geheimen über einen Dokumentarfilm, der in kraftvollen Bildern zunächst die Kolonialzeit glorifizierte und nahtlos in eine heroische Darstellung des sozialistischen Kerala überging, in dem es vor glücklichen Teepflücker-Kollektiven nur so strotzte. Köstlich. Außerdem hatten wir Manni, einen Mitarbeiter des Museums, der uns unter seine Fittiche nahm und uns in einer privaten Führung en detail erläuterte, wie das denn nun ganz genau funktioniert, mit dem Tee. So nämlich:

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Nach diesem ereignisreichen Tag lieferte uns Stanley in unserem homestay ab, wo wir von unseren lieben Gasteltern schon mit einem wohlmundendem Abendessen erwartet wurden. Wir unterhielten uns an diesem Abend noch lange mit ihnen. Erfuhren, dass sie 2 Kinder hatten, die beide im Ausland lebten, die Tochter in Australien, der Sohn in Malaysia und, dass sie alle 2 Jahre die Kinder besuchen fuhren. Auch erzählten sie uns, in Kerala sei es Sitte, die Kinder ins Ausland zu schicken, zum Studieren, zum Arbeiten und Geld verdienen. Diese Gespräche hatten wir in Kerala öfters, auch mit jüngeren Menschen, die auf unsere Frage, in welchem Teil Keralas sie lebten, antworteten: New York, Sidney, Kuala Lumpur, usw. Ein junges, aus Kerala stammendes und in New York lebendes, Paar, neben dem ich auf dem Heimflug im Flieger saß, erzählte mir folgendes: Kerala ist berühmt für seine ausgezeichnete Ausbildung. Viele verbringen einen Teil des Studiums im Ausland. Noch haben wir in Indien aber das Problem, dass die Wirtschaft nicht so stabil ist, um all diese hoch qualifizierten Fachkräfte adäquat zu beschäftigen. Also gehen wir ins Ausland und arbeiten in der ganzen Welt. Wir machen es so wie unsere Großväter und Väter! Wir verdienen viel Geld und investieren es in Kerala, in Schulen, Krankenhäuser, wir bauen uns ein schönes Haus, und irgendwann kommen wir zurück, in unsere schönes Kerala. Und eines Tages, in nicht mehr allzuweit entfernter Zeit, wird Indien stark genug sein. Dann bleiben wir.“

So unterhielten wir uns über unsere Leben, über Europa, USA, Asien, und ich musste einmal mehr meine europäische Sichtweise gerade rücken. Schaut man vom dynamisch sich entwickelnden Indien, in dem so viele Kräfte nach vorwärts und nach oben drängen, dass diese Energie allgegenwärtig zu spüren ist, wie ein Stromimpuls, der durch dieses riesige Land fließt, nach Europa, dann wirkt Europa plötzlich nicht mehr so bedeutend. Und mein Eindruck, dass unser Europa angesicht der geballten Power aus Asien längerfristig ins Hintertreffen geraten könnte, war am Ende unserer Reise sehr ausgeprägt.

„I have the feeling, one day, India will be much more powerful than Europe. I think, that the relation of power and economical strength will shift from Europe to Asia, what do you think?“ fragte ich meinen Sitznachbar im Flieger. „Well, madame, of course. This is the natural circle of life.“ Entspanntes, wissendes Kopfwackeln. Indien.

Liebe Leser, das war der letzte Teil meines Kerala-Berichts, den ich gerade, im kalten Deutschland, am Kamin sitzend geschrieben habe. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ein wenig den Blick geschärft auf ein Land, das wunderbar aufregend, vielseitig, mit großen Schattenseiten auf der einen und faszinierender Schönheit auf der anderen Seite, ist. Wir werden sicher wieder hinfahren. Und vielleicht, nach dieser Lektüre, die oder der eine oder andere von euch auch, wer weiß 🙂 Meine nächste Reise ist schon eingetütet, Mitte Februar geht es für 2 Wochen nach Südafrika. Und bis dahin melde ich mich hier ab und an mit Abenteuern aus meinem heimischen Leben. Macht es gut, bis bald, eure Katerwolf

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 9: Es grünt so grün in Munnar

Nach 2 wundervollen Tagen im Periyar Nature Reserve ging unsere Reise weiter nach Munnar. Diese vorletzte Etappe unserer Keralareise sollte uns Stanley, ein von Saji organisierter Fahrer, 3 Tage lang nach und durch Munnar begleiten. (Wer erst hier einsteigt und sich fragt: „Who the hell is Saji? guckst du hier: https://katerwolf2.wordpress.com/2014/12/21/geliebtes-indien-ein-reisebericht-teil-1-kochi-kerala/). Das mit dem private driver ist im Übrigen eine ganz feine Sache und in Kerala sehr geläufig. Viele Reisende in Kerala wählen diese Form des Transports, manche sogar für die gesamte Dauer ihrer Reise. Für eine feste (und durchaus erschwingliche) Pauschale bucht man einen privaten Fahrer mit Wagen, der einen für eine beliebige Zeit begleitet, Sehenswürdigkeiten zeigt und einem in diesem verkehrstechnisch doch sehr anspruchsvollem Land ein ersehntes Gefühl der Sicherheit gibt :-). Wir entschieden uns für eine Mischvariante, fuhren einige Streckenabschnitte mit dem Taxi oder mit der Riksha und für die letzten 3 Reisetage mit einem privaten Fahrer.

Stanley holte uns nach dem Frühstück in Periyar ab und los ging es nach Munnar. Wir wussten, dass der Abschnitt zwischen Periyar und Munnar landschaftlich sehr reizvoll sein sollte, deshalb ließen wir uns Zeit und hielten auf dem Weg unzählige Male an, um zu fotografieren, etwas zu kaufen oder einfach nur die grandiose Landschaft zu bewundern. Was mir bis dahin nicht bekannt war, dass es in Kerala neben Teeplantagen auch Gewürzplantagen riesigen Umfangs gab. Wir fuhren Stunden durch üppig-grüne Gewürzplantagen, in denen alle nur erdenklichen Gewürze angebaut werden. Wer Gewürze nur aus dem Gewürzspender kennt, kommt hier nicht mehr aus dem Staunen heraus. Besonders beeindruckend fanden wir die Kardamonplantagen. Riesenhafte, saftig grüne Blätter mit kleinen Kardamonkapseln, die dick wuchernd bis auf die Straße wachsen. Wir ließen uns die Gelegenheit, unterwegs in einer Gewürzplantage Halt zu machen und „original“ von dort stammende Gewürze zu kaufen, nicht entgehen. Zumal die Kinder, Eltern und Freunde uns auf den Weg mitgaben: „Bringt Gewürze mit!“ Das war ein Erlebnis für sich. Wir waren die einzigen im Shop und wurden von 10 eifrigen, giggelnden Verkäuferinnen bedient und verließen mit ca. 10 kg Gewürzen das Geschäft. Ein wenig raulig im Magen, da wir alle Gewürze auch probiert hatten. Ich zumindest. Die unzähligen Currysorten. Spicy, medium spicy, not spicy usw. Jetzt weiß ich: alle Currys in Kerala sind absolut very spicy 🙂 Und schmecken hervorragend!

Die Straße nach Munnar wand sich serpentinenartig bergauf, bergab, im letzten Teil immer weiter bergauf, in luftige Höhen, bis wir einen kleinen Vorort von Munnar erreichten. Saji hatte uns im Riverrock homestay eingemietet, etwa 13 km vor Munnar, mit den Worten: „A most beautiful place.“ Wie Recht er doch hatte, der gute Saji. Dieses homestay, das über ganze 3 wunderschöne Zimmer mit großer Terrasse verfügt, bietet den wohl schönsten Ausblick, den wir auf dieser Reise vom Zimmer aus hatten. Ihr gebt mir doch Recht, oder?

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Den Rest des Tages verbrachten wir mit Sternchen in den Augen auf der Terrasse, lauschten der vom anderen Ufer kommenden Tempelmusik, beobachteten die Königsfischer und Reiher und sagten alle 10 Sekunden: „Mein GOTT, ist das schön hier. Hast du sowas schon mal erlebt?“ Einmal wagte ich mich hinunter zum Fluß, durch dichtes Bananen-, Kardamondickicht. Die Sichtung eines Riesenfrosches und unzähliger Spinnen trieb mich jedoch flugs wieder hinauf auf die Terrasse.

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Wir verbrachten einen entspannten Abend mit der Gastfamilie und einer ebenfalls zu Besuch weilenden australischen Familie bei exzellentem Essen und dem einen oder anderen Bier. Am nächsten Morgen, pünktlich um 9, stand Stanley, unser Fahrer, vor der Tür, die Sonne strahlte vom blauen Himmel und wir fuhren bestens gelaunt los. Liebe Leser, auch auf die Gefahr hin, dass ich euch mit meiner XXL Begeisterung schon fast ein bisschen nerve, ich sag nur eins: „You must! go to Munnar!“ Was für ein absolut fantastischer, einzigartiger Fleck auf dieser Erde. Neben Varkala und Fort Kochi für mich ein Ort der Wiederkehr. Die 13 km bis Munnar schraubte sich die Straße immer weiter bergauf, bald schon öffnete sich der Blick über Teeplantagen bis zum Horizont, Täler, Berge, kleine Dörfer mit bunten Häusern, farbenfrohe Tempel unter einem strahlend blauen Himmel. Der Kontrast zwischen diesem Himmel und den glänzenden grünen Teeblättern, das ist wunderschön. Ich zeig euch jetzt mal was, all die wunderbaren Bilder, die ich an diesemTag geschossen habe und sag euch schon jetzt: Spätestens jetzt wollt ihr auch nach Kerala reisen 🙂

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Der Tag konnte gar nicht lang genug sein. Nach ein paar Stunden hatten wir das Gefühl, von all dem Grün grüne Augen zu bekommen. Ein paar lustige Dinge haben wir bei dem Tagesausflug auch erlebt. Munnar ist ein beliebter Ausflugsort für indische Touristen. (Überhaupt bekommt in Kerala fast jeder glänzende Augen bei der Erwähnung des Wortes Munnar. ) Vor allem honeymooners kommen gerne hierher, und die Fülle an frisch verheirateten, Händchen haltenden Paaren, die sich allerorts in höchst dramatisch-romantischen Posen fotografieren, rührt ans Herz. Wir besichtigten auch einen sehr bekannten Stausee, schlenderten über den Staudamm, stellten uns mit Horden giggelnder Schulkinder und Hochzeitspärchen an den mobilen Imbissbuden an, futterten zum ersten Mal Ananas mit scharfer Chillisoße (lecker!) und amüsierten uns königlich am berühmten Echo point. Hier drängten sich bereits massenhaft Menschen, riefen alle möglichen Dinge und Laute über den See und freuten sich wie Bolle über das Echo. Vor allem eine große Gruppe betagter Herren hatte einen Mordsspaß. Alle fesch, vielleicht ein 100-jähriges Klassentreffen oder Kriegsveteranen, alte Freunde, wer weiß 😉 Während mein Mann und ich schüchtern ein paar zaghafte „Hohs“ und „Hellos“ über den See riefen, grölte es von der Altherrengruppe neben uns aus vollem Hals; „AAASHOLE!!!“ AAASHOLLLLLLLLE“ schallte es zurück. Brüllendes Gelächter. Wir konnten uns auch nicht zurückhalten. Begeistert wurden wir nun umringt. Es folgte das obligatorische where do you come from and whats your name und nach unserer ausführlichen Antwort verriet uns der Anführer der Gruppe: „I have also been in Germany, Sir. Back in 1937″. Was auch immer das heißen mag, wir bohrten nicht nach und ließen uns stattdessen auf eine ausgiebige Foto-Session ein:

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I Love India. Den Stausee bestaunten wir anschließend von allen möglichen Seiten her, überlegten, ob wir zuvor schon mal irgendwo auf der Welt ein solches Grün gesehen hatten und fuhren dann zum Mittagessen ins Städtchen Munnar. Davon erzähle ich euch aber morgen, hier zum Abschluss noch: es grünt so grün!

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 8: Im Reich der Tiger, Blutegel und Maharajas

Der Abschied von Varkala fiel uns schwer. Wir verließen diesen wunderschönen Ort in dem festen Bewusstsein, zurückzukehren, irgendwann. Und in einem Taxi, in das wir viel Vertrauen setzten. 2 Tage zuvor hatten wir bei einem Agent einen „zuverlässigen“ und umsichtigen driver gebucht, was beim Agent selbst ein süffisantes Lächeln auf die Lippen zauberte. Besser Weichei als irgendwo in der Schlucht kleben, sag ich nur. Unser nächstes Ziel, das Periyar Nature Reserve, hieß Abschied vom Meer nehmen, denn Periyar liegt etwa 230 km nordöstlich von Varkala. Pünktlich wie die Eieruhr holte unser driver uns am Hotel ab, in einem wunderbaren, weich gepolstertem, klimatisiertem Gefährt und los ging die Fahrt.

230 km bedeutet in Indien etwa 5 h Fahrt. Unser driver fuhr zwar etwas relaxter als unser Höllenfahrer, der uns von Marari nach Varkala brachte, hatte aber durchaus den Anspruch, als erster anzukommen. Wo auch immer. Wir fühlten uns auf der Fahrt „einigermaßen“ sicher, das eine oder andere waghalsige Überholmanöver unseres Fahrers und entgegenkommender Gefährte ließ uns jedoch auch diesmal wieder das Blut in den Adern gefrieren. Vor allem die Challenge „Taxi versus Riksha“, bei der unser Taxi beim Überholen eine vor uns fahrende Riksha streifte. *kniiiirsch zänggg“ machte es deutlich hörbar. Panisch drehten mein Mann und ich uns um und erblickten eine gut sichtbare Schramme in der Haube der Riksha und einen fluchenden, wild gestikulierenden Rikshafahrer, der uns die Pest auf den Hals fluchte. Unser Fahrer fuhr völlig unbeeindruckt, nicht mal den Hauch eines Unrechtbewusstseins im Gesicht, weiter. Als mein Mann ihm zu verstehen gab, dass da doch wohl was passiert sei, bekam er die typisch indische Antwort für diese Situation: ausgiebiges Kopfwackeln und eine schlangenförmige Handbewegung, die eindeutig sagen sollte: „What the fuck!„, auf indisch eben, ohne Mittelfinger. Dieser Zwischenfall beschäftigte uns noch eine Weile und wir fingen an darüber zu spekulieren, welche Konsequenzen es wohl haben könnte, wenn man in Deutschland irgendein Gefährt rammen und dann mit einer schlangenförmigen Handbewegung kopfwackelnd weiterfuhr. Sehr amüsanter Gedanke 🙂

Die Fahrt indes war traumhaft. Die Straße führte in Serpentinen stets bergauf, durch dichtes Grün, mit famosen Ausblicken in Täler und Schluchten, die Luft wurde kühler, frischer, am Wegesrand boten sich erneut tolle Fotomotive:

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Im Dezember finden in Kerala viele religiöse Feste statt. Leider haben wir es versäumt, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und ein echtes Tempelfest zu erleben (nächstes Mal!). Zum Trost gab es Heerscharen von Pilgern, die die Straßen entlang marschierten, ihr Reisegepäck auf dem Kopf tragend. Alle unterwegs zum gleichen Tempel, dessen Namen ich vergessen habe, manche von ihnen 1 Woche lang, zu Fuß. Auch hier wieder freundliches Winken und Lächeln, wohin auch immer ich meine Kamera schwenkte.

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Ein wenig durchgerüttelt erreichten wir am frühen Nachmittag unser Ziel: die kleine Stadt Thekkady, unmittelbar an den Nationalpark und das Tigerreservat Periyar Nature Reserve angrenzend. Die Regentropfen, die schon den ganzen Tag über ab und an an die Windschutzscheibe tröpfelten, hatten sich zu einem handfesten Wolkenbruch gemausert, und ich war ganz froh, als ich mich im trockenen Taxi verstecken konnte, während die Parkeintritts-Modalitäten geregelt wurden. Wir dachten übrigens die ganze Zeit, wir hätten noch die Ausläufer des Monsuns im Nacken, denn wir bekamen doch den einen oder anderen Regen mit. Dank des in Kerala beliebten Wetter-Small talks erfuhren wir jedoch, dass keinesfalls der Monsun daran schuld war, sondern vielmehr ein Taifun, der erst kürzlich Tamil Nadu streifte. Das mitunter feuchte Klima in Kerala waren Ausläufer dieses Taifuns. Wie auch immer, als wir unseren Fahrer entlöhnen und das Taxi verlassen mussten, regnete es in Strömen.

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War uns in dem Moment aber herzlich egal. Viel zu groß war die Vorfreude und Aufregung auf unsere Unterkunft, die wir zuvor im Internet gebucht hatten. Das KTDC Lake Palace Hotel. Wir beschränkten uns auf unserer gesamten Reise auf homestays der mittleren Preiskategorie, was in Kerala etwa den Preis von 20-30 €/Nacht/DZ bedeutet, in Periyar ließen wir es jedoch 2 Nächte lang krachen. Muss auch mal sein! Das Lake Palace ist eine ehemalige Maharaja-Sommerresidenz, die ein Maharaja aufgrund seiner großen Naturverbundenheit errichten ließ. Er beließ es nicht bei dem Bau seines Palastes, sondern ließ auch einen künstlichen See, den Lake Periyar, anlegen und erklärte ein ca 1000 qkm großes Stück Natur zum Periyar Tiger Nature Reserve. Danke, lieber Maharaja, für dieses wunderbare Geschenk! Das Lake Palace liegt auf einer Halbinsel im See und ist nur mit der Fähre erreichbar. Während wir auf die Fähre warteten, gab es auch diesmal genug Aufregendes zu sehen, das einem die Zeit vertrieb.

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Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass das Lake Palace ein ganz elegantes Anwesen ist. Stilecht gab es bereits am Fähranlegeplatz ein Stationshäuschen des Hotels, in dem man willkommen geheißen und zum Steg geleitet wurde. Wir standen also nicht einfach nur alleine im Regen, sondern hatten vielmehr eine 2-Mann-Regenschirm-Eskorte bei uns, die sich köstlich über mein Regencape amüsierte. Die Fahrt mit der Fähre zum Hotel war sehr reizvoll, wir konnten bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die reichhaltige  Tierwelt des Parks werfen und fuhren an grasenden Sambahirschen und nistenden Kormoranen vorbei.

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Lake Palace ist ein echter Luxus. Allein der Anblick, wenn man sich dem Anwesen vom See aus nähert. Und dann der 1. Eindruck. Wow. Den Charme vergangener, kostbarer Zeiten versprühend, liegt es großzügig gebaut in einem riesigen Park, bietet wahrlich eines Maharaja würdige Zimmer, Liegebänke mit Seeblick, Park eigene wilde Tiere, wie etwa Affen, Schweine, Pfaue und einen einzigartigen Service. Wir kamen uns vor wie der Maharaja selbst, so wurden wir verwöhnt. Ja, ich geb ja zu, ist sicher auch ein bisschen dekadent, aber wir fanden es einfach nur geil. Vor allem die stilecht präsentierte Tea time am Seeufer.

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Und der grandiose Ausblick erst:

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Wir verlebten 2 himmlische Tage in Periyar. Am nächsten Tag brach die Sonne durch und ließ die Natur erstrahlen, wir machten eine Bootstour über den See und kamen in den Genuss eines geführten Nature walks. In Periyar gibt es 45 Tiger und etwa 1000 Elefanten. Natürlich hofften wir, wenigstens 1 davon zu sehen, wussten jedoch, dass die Chance, eins dieser prachtvollen aber extrem scheuen Tiere zu sichten, gegen Null tendierte. So war es dann auch, wir sahen keinen Tiger und waren gar nicht mal sooo enttäuscht. Schließlich waren zu Fuß unterwegs! Die Vorstellung, plötzlich Aug´ in Aug´ einem gestreiften Koloss von Tiger oder einem trompetendem Elefantenbullen gegenüber zu stehen, fand ich nicht besonders verlockend. Wir erlebten auf dem Dschungelspaziergang auch so genug Spannendes. Nachdem wir mit kniehohen Blutegel-Schutz-Stulpen ausgestattet wurden, hatten wir eine sehr abenteuerliche Flussüberquerung zu bewältigen.

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Kaum am anderen Ufer angekommen, erfuhren wir, wie sinnvoll die Stulpen waren. Sofort hefteten sich Heerscharen von kleinen Blutegeln an Schuhe und Stulpen. Hochgradig ekelerregend. Unser Führer streute uns zum Schutz Tabakpulver über Schuhe und Stulpen und zum Glück nahmen die Blutegel schnell reißaus. Unser Naturführer war ein tribal . So nennt man in Indien Angehörige von Stämmen, meist Bergstämmen. Was er uns erzählte, war ungemein interessant. So erfuhren wir, dass es im Periyar Gebiet ursprünglich zahlreiche tribal Stämme gab, die im Zuge der Umwandlung Periyars in ein Naturreservat nach Thekkady umgesiedelt wurden. Dies geschah allerdings nicht, wie in vielen anderen Ländern, mit dem Zeil, diese Volksgruppen auszugrenzen. Etwa, indem man sie in Reservate ansiedelte, in dem ihre Identität gleich dem Sinn ihres Dasein den Bach runterging und meist einen Sinn im Alkoholgenuss wiederfand. Hier gibt es eine andere Regelung. Die tribals werden von der Regierung im Nationalpark beschäftigt. Als Ranger und Fremdenführer zum Beispiel. Das Recht der Jagd, im fischreichen See und wildreichen Wald, liegt ebenfalls bei den tribals. Kluge Sache. Die Regierung profitiert vom fundierten Wissen und Können der tribals, und diese widerum identifizieren sich mit dem Land und sind stolz darauf. Zumindest diejenigen, mit denen wir sprachen. Unser Führer wusste enorm viel. Mit großen Lauschern hörten wir ihm zu, wie er uns den Kreislauf der Natur in Periyar erläuterte und uns geübten Blickes Pflanzen, Wurzeln und Tiere zeigte, die wir selbst nie entdeckt hätten. Spannend wie ein Krimi.

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Am Nachmittag lagen wir wohlig ermattet auf den Panoramabänken unseres Hotels, nahmen eine Tea time zu uns und hatten das sagenhafte Glück, Zeuge einer dramatischen Jagd zu werden: Ein Rudel der gefürchteten wild dogs jagte eine Herde Sambahirsche. 3 der Hirsche versuchten ihr Leben durch einen beherzten Sprung in den See zu retten, 6 wild dogs sprangen hinterher und lieferten sich einen blutigen Kampf mit den Hirschen im Wasser. 1 Hirsch entkam, er schwamm quer über den See ans andere Ufer, 2 Hirsche mussten dran glauben und wurden ans Ufer gezerrt. Puh, eigentlich nichts für meine Nerven, weil mir die Hirsche so unendlich leid taten. Mitfühlend wurde ich vom Hotelchef darüber aufgeklärt, dass das nun mal so ist, in der Natur und, dass die Jäger sehr hungrig gewesen sein mussten, möglicherweise Tage nichts mehr erlegt hatten und auch um das Überleben kämpfen. Wie die Hirsche selbst. So konnte ich in dieser Nacht doch noch beruhigt schlafen.

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 7: Marari Dreamz

Nein, kein Schreibfehler, so hieß unser homestay in Mararikulam tatsächlich: Marari Dreamz. Ich muss mich aber erstmal bisschen entschuldigen. Vor lauter Varkala-Schwärmerei hab ich glatt eine Station vergessen, die vor Varkala, also zwischen Backwaters und Varkala, das Dörfchen Mararikulam. Schieb ich hier also schnell noch dazwischen. Weil, wär schad drum. Ist nämlich sauschön dort. Mararikulam, auch Marari Beach genannt, liegt nur 15 km von den backwaters in Alleppey entfernt. Taucht in unserem Reiseführer gar nicht auf. Beim Durchblättern der Bordzeitschrift von Air India habe ich über Marari Beach gelesen. Was ich da las, klang sehr nach Paradies.

Umso glücklicher war ich, dass wir 1 Nacht in Marari Beach eingeplant hatten. Insgeheim fragte ich mich, ob es so einen Ort an der Küste, nur einen Steinwurf von den sehr touristischen Backwaters entfernt, überhaupt geben konnte. Einen solchen Geheimtipp, ein kleines Fischerdorf mit nur ein paar Übernachtungsmöglichkeiten und so gut wie gar keinem Tourismus? Klang ein wenig wie ein Märchen: traumhaft und unglaubwürdig. Von unserem Hausboot in den Backwaters nahmen wir eine Riksha nach Mararikulam. Unser Rikshafahrer sprach ein gutes Englisch und erzählte uns allerlei Geschichten von seinem Freund Raj, auf den er eindeutig sehr stolz war. Raj ist nämlich ein richtiger driver, jawohl. International. Fährt nach Dubai und Quatar und so. Ein Held. Und dieser Raj erlebt auf seinen Fahrten die unglaublichsten Dinge. Die nimmt er dann auch mal mit seinem Handy auf und schickt sie seinem Freund – unserem Rikshafahrer. Völlig begeistert reichte er uns sein Handy nach hinten, wir sollten uns unbedingt anschauen, was Raj kürzlich durch die Windschutzscheibe seines Lasters aufgenommen hatte: Enten. Hunderte, ach was, Tausende von Enten, die von rechts nach links die Fahrbahn überquerten. Eine wahre Entenflut quoll über die Fahrbahn. Ich glaube, das Video dauerte 10 Minuten. Anfangs fassungslos und dann amüsiert starrten mein Mann und ich auf das Handydisplay. Vor uns auf dem Fahrersitz: mächtig zufriedenes Kopfwackeln. Indien. Auch ein Grund, warum ich dieses Land so liebe. Inder sind schon ein verspieltes Völkchen 🙂

Jetzt aber zu Marari Beach. Marari Beach ist tatsächlich so, wie ich es in der Beschreibung gelesen hatte: ein Geheimtipp. Ein kleines Fischerdorf. Unglaublich ruhig, entspannt und friedvoll. Man kommt sich fast ein bisschen vor, wie in einer anderen Welt. Einer Welt, in der die Uhr langsamer tickt. In der alte Männer auf dem Boden vor ihren Häusern sitzen und Karten spielen. Frauen ihre Kleinkinder an die Gartenpforte führen wenn man vorbeigeht und ihnen sagen: „Say hello!“ „Hello“ kommt es dann fröhlich aus dem kleinen Kindermund, kleines Patschehändchen winkt. Eine Welt, in der der phänomenal endlose Strand fast menschenleer ist, hin und wieder ein Tourist, überwiegend aber Fischer bei der Arbeit und fast unberührte grandiose Natur. Seht selbst:

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Ja, so sieht es tatsächlich aus dort. Fast schon unwirklich, oder? Und so sieht es auch aus: So und so und so. Schön.

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Marari Beach ist ein noch ungeküsstes Dornröschen, es ist ihm zu wünschen, dass es noch ein Weilchen ungeküsst bleibt. Aber das wird nicht so bleiben, ein paar Jahre noch, dann wird es vermutlich „entdeckt“. Bis dahin aber ist Marari Beach ein Geheimtipp. Wenn ihr mal hinfahrt, können wir euch unser homestay, das Marari Dreamz, wärmstens empfehlen. Geführt von einem jungen, sehr netten Paar, Alwyn and Jency, bietet es geschmackvolle große Zimmer, Naturbäder, in denen Bäume stehen und nach oben wachsen, ganz ohne Decke, die leckeren Mahlzeiten werden auf der Zimmer eigenen Terrasse serviert.

Chill Out XXL 🙂

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 5: Welcome to paradise!

Auf Varkala waren wir sehr gespannt. Im Reiseführer, den wir, wie immer, nur oberflächlich durchgeblättert hatten (ich weiß nicht, woran es liegt, aber immer, wenn ich Reiseführer lese, überkommt mich eine bleierne Müdigkeit), stand nicht viel über Varkala. Ich las was von einem North Cliff und einem South Cliff, von tollen Stränden, von Geheimtipp und Hippies, Ayurveda, Natur. Das genügte, um meine Neugierde zu schüren. Die letzten paar Kilometer, die wir im Taxi unseres Kamikaze-Taxifahrers zubrachten, führten uns durch üppigen, grünen Dschungel, der in Kerala fast überall gegenwärtig ist, durch das dichte Blätterwerk erspähte ich prächtig anmutende Häuser, oder besser gesagt, Villen. Villen in Indien? Es gibt sie. In Kerala sind sie prächtig und bunt: türkis, rosa, grün, gelb, pink. Wunderbar. Staunend schaute ich aus dem Fenster und dachte, wie so oft auf dieser Reise, über Klischees, Vorurteile und festgefahrene Denkmuster nach. Reisen hilft enorm, sich über eben Genanntes hinwegzusetzen. Die Straße wand sich in Serpentinen durch das Grün und kleine Ortschaften, unser Fahrer raste hupend, starren Clint Eastwood-Blickes voran und verlangte uns auf den letzten paar Metern noch ein paar Schweißtropfen ab. Ich tippe mal auf Inkarnation eines berühmten Rennfahrers. Wir erreichten Varkala lebend. Das ist immer wieder schön 🙂

Nach einem kleinen, wortreichen Schlagabtausch lernten wir, dass man  in Kerala bei längeren Fahrten stets auch die Rückfahrt eines Taxis bezahlen muss. Das mussten wir erstmal verdauen, aber ehrlich muss man sagen, hätten wir das auch vorher klären können, anstatt uns über den Preis von 14 Rupien/km (1 € entspricht etwa 75 Rupien) zu freuen und ins Taxi zu springen. Unsere Unterkunft, wieder eins dieser typischen homestays, wie es sie in Kerala allerorts gibt, machte einen sehr gepflegten Eindruck. Ein homestay, wie der Name schon impliziert, bedeutet, man wohnt im home des Besitzers. In der Regel sind dies kleinere Unterkünfte mit 3-6 Zimmern, sehr gemütlich, sehr individuell, und man kommt in den Genuss einer Gastfreundschaft und Fürsorge, wie man sie lange suchen muss. Unser homestay lag unmittelbar beim berühmten North Cliff, aber eben nur unmittelbar, was uns veranlasste, nach 2 Nächten eine neue Unterkunft zu beziehen, die direkt am North Cliff lag. Direkter geht nicht. Saß man auf dem Balkon, hatte man das Gefühl, die Beine über das Cliff baumeln lassen zu können, vor dir, unter dir das weite Meer, über dir der Himmel. So hatten wir uns das vorgestellt.

Varkala. *seufz* Wir sind jetzt seit 3 Wochen zurück, und immer noch bin ich im Kopf sehr häufig in Kerala, vor allem in Varkala. Ich glaube, meine Seele bummelt immer noch dort herum und weigert sich zurückzukommen. Ach, liebe Seele, dann bleib halt noch ein bisschen. Ich kann doch ja so gut verstehen 😉 Varkala ist wirklich faszinierend. So etwas hatten wir nie zuvor gesehen. Der kleine Ort liegt auf Klippen, die sich in ein North und ein South Cliff unterteilen. Das South Cliff st kleiner und etwas ruhiger, das North Cliff ist ein wenig größer und belebter. Ein schmaler Pfad schlängelt sich entlang des Cliffs, auf der einen Seite bunte Ladenzeilen mit Cafés, Restaurants, Shops, Ayurveda- und Yogazentren, auf der anderen Seite fällt das Cliff steil ab, unten der weite Strand und das grenzenlose Arabische Meer. Diese Farben! Diese Weite! Ich zeig euch jetzt mal, warum meine Seele nicht zurückkommen will:

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Noch Fragen? Dies ist nur eine Ansicht dieses grandiosen Wunders der Natur. Und das den ganzen Tag – was für ein Luxus fürs Auge, für den Geist und für die Seele. Wir verbrachten Stunden damit, von einem Café zum nächsten zu schlendern und uns auf den, für diesen Ort typischen, Holzterrassen im 1. OG dieser atemberaubenden Optik hinzugeben:

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Ihr könnt mich jetzt ein bisschen verstehen, oder? Varkala ist für mich so ein Ort, den man findet und an dem man gerne ein Weilchen bleibt – darf auch gerne länger sein. An den man wiederkehren will. Und an den man schmerzlich sehnsuchtsvoll zurückdenkt. Als wir dort waren, war es kurz vor Hochsaison und alles war beschaulich und ruhig. Nicht viele Touristen, überwiegend Franzosen, Italiener, Australier, Kanadier, Deutsche, ein paar Russen…wobei ich gestehen muss, dass Russen auf dem Yoga-Tripp für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig sind…aber das mit den Klischees im Kopf hatten wir schon weiter oben 😉 Dafür gab es im gleichen Verhältnis indische Touristen. Und das hat uns gut gefallen. In meinem Kerala-Reiseführer steht: „In Indien wird es nicht gerne gesehen, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen oder zu viel nackte Haut zu zeigen. Auch der Genuss von Alkohol und Rauschmitteln ist verpöhnt.“ Ob die jungen indischen Mädels, Jungs und Paare, die in Tops, Hot-Pants, Hand in Hand, Mund an Mund und mit Joint vor dem Sonnenuntergang am Strand diesen Reiseführer auch gelesen haben? *lach* 

Ich lass euch jetzt mal mit den Varkala-Eindrücken ein bisschen alleine, morgen erzähl ich mehr über diesen traumhaften Ort, see you 🙂

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Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 4: On the road in Kerala :-)

Egal, ob man in Kerala oder sonstwo in Indien on the road ist: on the road ist in Indien ein waghalsiges Abenteuer. Man braucht Nerven wie Stahlseile. Und gesundes Gottvertrauen. In Indien passieren sehr viele Verkehrsunfälle, vor allem gefürchtet sind die zahlreichen Frontalzusammenstöße, leider häufig mit tödlichem Ausgang. Sitzt man in Indien erstmal auf der Rücksitzbank eines Autos oder einer Riksha, fängt man automatisch an zu beten. Ich absolviere die Fahrten meist gebannten Blickes vorne raus durch die Windschutzscheibe und schließe in besonders haarigen Situationen einfach die Augen. Auch diesmal gingen mir bei jeder Fahrt existentialistische Gedanken durch den Kopf. Ich sag es mal so: Der indische Gedanke an verschiedene Widergeburten macht in diesem Land in vielerlei Hinsicht Sinn 😉 Und der Glaube daran, dass die zahlreichen Verkehrspolizisten die Dinge im Griff haben.

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Meist füge ich mich nach einer Weile meinem Schicksal, vertraue darauf, dass ich noch nicht „dran“ bin und gehe dazu über, das indische Leben seitlich heraus aus der Scheibe zu beobachten. Egal wo man rausschaut, vorne, seitlich oder hinten, überall passiert so viel, dass Stunden vergehen wie im Flug. Auf Indiens Straßen ist immer Prime time. Ich liebe dieses Autokino aus ganzem Herzen. In Kerala läuft das Ganze tatsächlich etwas moderater ab als in Nordindien zum Beispiel. Ich erinnere mich noch lebhaft an eine längere Busfahrt in Rajasthan, während der ich erleben durfte, dass Autos, Busse und LKWs ohne jeglichen Einsatz des Blinkers oder sonstiger Verkehrszeichen, mitten auf der Autobahn wendeten, sie kreuzten und ähnliches. Der Höhepunkt war, als uns ein Pferd mit Reiter auf der Autobahn überholte. Im Galopp. Ich glaube, das war der Zeitpunkt, in dem ich meiner Seele kurzfristig einfach Urlaub gab. In Kerala ist das mit dem Verkehr zwar etwas weniger wild, aber für europäische Verhältnisse wild genug. Ihr müsst euch das in etwa so vorstellen: eine zweispurige Straße. Beide Spuren eher schmal als breit. Seitliche Begrenzung Fehlanzeige, denn die Straßen gehen nahtlos in nicht vorhandene Bürgersteige über :-). Auf diesen 2 Spuren fahren in beide Richtungen PKWs, LKWs, Busse, Minibusse, Mopeds, Rikshas und Fahrräder. Jeder überholt jeden zu jeder Zeit in halsbrecherischem Tempo. Aus 2 Spuren werden dann gerne mal 6-7 Spuren. Sehr beliebt ist das Szenario: Dein Taxi überholt ein vor dir fahrendes Fahrzeug. Sofort setzt dein Hintermann an, dich in 3. Spur noch schnell zu überholen. Und nicht selten taucht am rechten Rand Überholer Nummer 4, z. Bsp. ein irrer Mopedfahrer, auf. Das Ganze kommt dir auch im Gegenverkehr entgegen. Es gibt so gut wie keine Ampeln oder Verkehrsregeln, das Einzige, das zählt, ist konstantes Hupen und ein böser, entschlossener Clint Eastwood-Blick. Gehupt wird als Aufforderung (Hau ab!), als Frage (Hallo? Ist da hinter der Kurve jemand?), als Drohung (Weg da, sonst mach ich dich platt!) oder aus Lust und Laune. Den berüchtigten Clint Eastwood-Blick habe ich mehrfach erleben dürfen. Meist im Rückspiegel wahnsinniger Taxi- und Rikshafahrer. Ich weiß nicht, welche Fahrzeuge ich am schlimmsten finde. Sie sind alle schlimm. Aber vielleicht sind die Schlimmsten doch die Busse. Nicht ganz zu Unrecht nennt man eine indische Überland-Busfahrt auch Himmelfahrtskommando.

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Was jetzt nicht heißt, dass dies Fußgänger, Ziegen, Kühe und Hunde davon abhält, zu jeder Zeit spontan die Fahrbahn zu überqueren 🙂

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Auch wenn ihr jetzt denkt, die Katerwolf ist eine Irre, ich sag euch nur: Lasst euch davon nicht abhalten, nach Indien zu fahre. Das Leben ist immer ein Abenteuer und ein totales, unberechenbares Risiko obendrein. Mit dem Unterschied, dass man sich bei uns in scheinbaren Sicherheit wiegt. In Indien ist das pralle Leben auf der Straße, zu jeder Zeit sichtbar. Leben, Tod, Freude, Leid. Nichts wird versteckt. Man kann es lieben oder hassen. Wenn man der Typ dafür ist, liebt man es – für immer. Mitlesende Indienliebhaber werden mir Recht geben. Ich für meinen Teil genieße es immer, wenn sich in mir nach einer Weile Überlandfahrt eine gewisse fatalistische Grundhaltung breitmacht und ich mich dem hingebe, was sich meinem Auge bietet. Das ist grundsätzlich etwas ganz anderes als in meinem Heimatland Deutschland. Denn wenn man im dicht besiedelten Indien unterwegs ist, ständig kleinere und größere Ortschaften passiert, sieht man unter anderem dies: schöne Frauen in farbenfrohen Saris (macht mich immer wieder aufs Neue froh), die im Bundesstaat allseits beliebten Streiks und kleine stolze Jungs in der bemalten Riksha des Vaters 🙂

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Etwas, dass mich in Indien stets fasziniert, ist die unglaubliche Fülle an Schulkindern. In Kerala ist man sehr stolz auf den hohen Bildungsstandard. Tatsächlich findet man in nahezu jeder Ortschaft mindestens 1 Jungen- und 1 Mädchenschule, Internate und Colleges säumen den Weg, Schulen der schönen Künste (College of Music and fine arts), und in Kerala gibt es ein hohes Bestreben, Mädchen auszubilden. Die lachenden, in ihren Schuluniformen so adrett aussehenden Schulkinder zu beobachten, ist einfach nur schön. Zumal man in Indien nie „nur“ Beobachter ist, immer wird man zeitgleich genau so beäugt. In diesem Fall von lachenden Schulkindern, die einem ein fröhliches „Hello“ entgegenrufen:

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Denkt man an Indien, denkt man zumeist auch an Indiens Religionen. Hindus, Buddhisten, Moslems, Sikhs, Christen und einige Unterreligionen leben in Indien dicht beieinander. In einigen Teilen mit heftigen Konflikten, in anderen widerum friedvoll. In Kerala ist man auf eine Sache besonders stolz: auf das friedliche Miteinander der einzelnen Religionen. In Kerala gibt es überwiegend Christen, aber auch sehr viele Hindus und Moslems. Noch nirgends auf der Welt habe ich gesehen, dass in einem Ort eine Kirche neben einer Moschee neben einem Hindutempel stehen. In Kerala ist das die Norm. Das Besondere ist, dass viele Gläubige in alle religiöse Häuser gehen. Mit Erstaunen sah ich Moslems aus Kirchen und Christen aus Moscheen kommen und Hindus vor einer Statue des heiligen Georg niederknien. Wie auch immer, ist man in Indien unterwegs, wird einem die tief verwurzelte Religiosität bewusst. Auch das liebe ich, weil es ein Fest für die Sinne ist. Insbesondere, wenn man zu einer Zeit der religiöser Feste unterwegs ist:

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Ihr seht schon, ich komme wieder ins Schwärmen, aber seht selbst, kennt ihr so etwas aus Deutschland? Ich jedenfalls habe noch nie einen Transporter gesehen, der zur gleichen Zeit Sessel und Passagiere transportiert. Die einen anlachen, mit den Köpfen wackeln und fröhlich „Hello“ rufen 🙂

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3 Wochen Chile: Atacama – 1 Wüste, Tausend Gesichter

Wer denkt, eine Wüste ist eine Wüste ist eine Wüste, der kennt die Wüste nicht. Ich kannte sie vorher auch nicht. Auch wenn meine persönliche Reise-Weltkarte nicht mehr allzu viele dunkle Flecken hat, wüstenmäßig war ich bislang ein unbeflecktes Blatt. Durch die gängigen Reise-Vorabinfos wusste ich, dass die Atacama die trockenste Wüste der Welt ist und darüber hinaus auch ziemlich rot und dass es dort diesen riesigen Salzsee gibt. Jou, und so halt. Einfach eine riesige, trockene, rote Wüste mit einem gigantischen Salzsee mittendrin.

Noch nicht oft im Leben wurde Frau Katerwolf derart eines Besseren belehrt. Es begann schon mit der Anfahrt vom Flughafen nach San Pedro de Atacama. Verdächtig schnell preschte der Reisebus über die stockdunkle Wüstenstraße, wir, die Insassen saßen halb müde, halb, dank des waghalsigen Tempos, voller dunkler Todesahnungen. Irgendwo mitten in der Wüste hielt der Bus. Fritz, der beste aller Reiseleiter, forderte uns voller Tatendrang auf, auszusteigen. Zieht euch warm an, sagte er. Warm, wieso, ist doch Wüste? Ihr werdet sehen. Na gut. 10 Sekunden später standen wir bibbernd in frostiger Kälte am Straßenrand und hatten Fantasien nach heißer Badewanne und Kaminofen. Die Wüste ist nachts nämlich arschkalt. Aber die Kälte wich ganz schnell einer ungeahnten Begeisterung, als Fritz unseren Blick gen Himmel lenkte. Dorthin, wo derart viele Sterne waren, dass man fast schon blinzeln musste. Unfassbar. Noch nie, nie, nie vorher so viele Sterne gesehen. Und die Milchstraße erst. Wow. Restlos begeistert.

Als wir nach einer weiteren Stunde endlich in San Pedro de Atacama ankamen, waren alle froh, dass sie noch lebten. Außerdem war es in dem Städtchen deutlich wärmer.  Wir checkten ein und gingen zu vorgerückter Stunde zusammen zum nächsten Laden, um Wasser, Wein etc. einzukaufen. Was für eine coole Stadt, war unser erster Gedanke. man fühlt sich wie im Wilden Westen. Oder besser noch: Wie in einer Oase im wilden Westen. Und genau das ist San Pedro auch: eine Oase. In der sich ein ziemlich ilustres Völkchen versammelt hat. Indios und jede Menge ausgestiegene Flower-Power-Kinder und sonstige bunte Vögel.

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So ganz habe ich es immer noch nicht verdaut. Dass es in der trockensten Wüste der Welt so viel Wasser und Grün gibt. Und gleichzeitig eine fast schon unvorstellbare Trockenheit. Fährt man verschiedene Stationen der Atacama ab, wechseln sich eine knochentrockene, lebensfeindliche Landschaft mit grünen Oasen ab, in denen Feigenbäume wachsen. Der Oasen gibt es nicht viele. Aber es gibt sie. Es gibt in der Atacama auch Geysire, heiße Quellen in fast schon tropischem Dschungelambiente, aber dazu später. An unserem ersten Tag in der Atacama, nachdem wir alle begeistert und endlich in Sommerklamotten (YES!) die Straße auf und ab gelaufen waren, ging es zu unserem ersten Tagesausflug. Auf dem Plan standen die Oase Quebrada de Jerez und die weltberühmte Salar de Atacama. Mit großen Augen starrten wir durch das Busfenster eine Landschaft an, die wir tags zuvor nur im Dunklen gesehen hatten. Also gar nicht. Jetzt sahen wir flaches, trockenes, steiniges Land, grenzenlose Weite auf der einen, Bergkulisse auf der anderen Seite. San Pedro de Atacama liegt auf ca. 1750 m und von dort aus geht es meistens nur noch höher hinauf. Bis auf 4200 Meter, aber auch dazu später. Zunächst sahen wir flächendeckend dies:

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und im nächsten Augenblick das:

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Jo mei, was lugt den da aus dem Boden heraus? Ratlose Blicke im Bus in Richtung Fritz. Na, da vorne vor uns liegt die berühmte Oase Quebrada de Jerez, nichts wie raus aus dem Bus und runter in die Schlucht. Einige aus der Gruppe waren schon in diversen Oasen dieser Welt gewesen, für mich allerdings war es die erste. Oasenmäßig war ich bis dato jungfräulich. Während einige also eher abgebrüht durch die Oase stapften, raste ich umher wie ein Kind, das einem Zauberluftballon hinterherjagt. Ich bin jetzt offiziell Oasenfan.

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Es gab am Ausgang auch einen ziemlich abgefahrenen Friedhof.

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Sehr zufrieden stieg ich in den Bus ein und harrte des nächsten Abenteuers, der Salzwüste. Seit ich mich erinnern kann, träumte ich davon, einmal im Leben in der Salar de Atacama die Arme auszubreiten und zu sagen: Ich bin jetzt hier, juhuuu. Und davon, pinkfarbene Flamingos in Salzwasser herumdümpeln zu sehen. 30 Minuten später hatte ich beides. Und war so mit Endorphin vollgepumpt, dass ich mit meiner Begeisterung ein paar Mitreisende nervte. Mir egal. Meine Salzwüste, meine Flamingos.

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Man, man, man, das war schon ziemlich klasse, an diesem ersten Tag. Als wir am Nachmittag müde, glücklich und erhitzt nach San Pedro zurückkamen, strömten wir alle noch ein bisschen ins Städtchen aus und ich erstand auf dem Markt in euphorischer Post-Salar de Atacama-Stimmung eine hinreißende Alpacamütze. Diese und und unsere allgemein gute Stimmung bescherte uns einen wunderbar beschwipsten Tagesausklang 🙂

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3 Wochen Chile: Atacama – die rote Wüste

Nach der fantastischen Wanderung im Huerquehue-Nationalpark war die Stimmung nahezu euphorisch. Bei den meisten jedenfalls. Ich muss aber sagen, dass sogar die mitreisenden, in der Minderzahl befindlichen Spaßbremsen einigermaßen beeindruckt waren und lächelnd in der Gegend herumschauten. Vor uns lag die letzte Etappe unserer Chilereise: 5 Tage Atacamawüste. Am nächsten Morgen sollte es via Flieger von Puerto Montt über Santiago nach San Pedro de Atacama gehen. Atacama. Es war dieses Wort, bei dem im Vorfeld unserer Reise jeder, der weiß, was die Atacama ist, einen träumerischen, sehnsüchtigen Blick in die Augen bekam. Die rote Wüste Atacama scheint für viele ein Traumland zu sein. Zugegebenermaßen auch für mich. Mein Mann hingegen war vor der Reise etwas zurückhaltend und nicht so begeistert bei der Vorstellung, 5 Tage in irgendeiner trockenen Wüste zu verbringen, egal ob sie rot, grün oder blau ist. In der Gruppe herrschte eine Art entspannte Vorfreude. Ganz nach dem Motto: Jetzt haben wir schon so unbeschreiblich schöne Dinge gesehen, da macht es nichts, wenn die Atacama jetzt doch nicht soooo rot und dolle ist. Ein bisschen waren wir uns einig, dass das, was wir bislang gesehen hatten, eigentlich nicht mehr zu toppen sei.Wir sollten eines Besseren belehrt werden!

Ich war der Glückspilz der Woche und ergatterte einen Fensterplatz, auf den ich total heiß war, da wir in den Sonnenuntergang hineinfliegen sollten. Aufgeregt saß ich im Flieger und drückte mir die Nase an der Fensterluke platt.

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Würde die Atacama tatsächlich so aussehen, wie ich sie von Fotos und Filmen her kannte? Ja. Sie sieht so aus. Seht selbst!

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Bei solch einem Ausblick bleibt einem einfach die Spucke weg. Ratzfatz. Ich wundere mich, dass ich nach der Reise überhaupt noch Spucke hatte.   Oder dass mein Herz vor so viel Glück nicht mit einem lauten Geräusch zerriss. Die Atacama sollte Überraschungen für uns bereithalten, die wir wir vorher nicht erwarteten. Aber dazu morgen mehr 🙂

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3 Wochen Chile: Jurassic Park lebt

FAST hätte ich es vergessen: unsere fantastische Wanderung im Huerquehue-Nationalpark. Da hättet ihr aber mal was verpasst 😉 Diese Wanderung war nämlich die wundersamste, bezauberndste Wanderung, die ich je gemacht habe. Fast schon unwirklich war das! Und das lag nicht nur an einem der seltensten Bäume der Welt, der Aurakarie, die wir zu Gesicht bekommen sollten. Als wir am Morgen losfuhren, nieselte es ein bisschen vor sich hin und je höher wir mit dem Bus die Serpentinen hochfuhren, desto nebliger wurde es. Kurze Zeit später standen wir abmarschbereit auf dem nebligen Parkplatz und wunderten uns ein wenig über Fritz, unsern Reiseleiter, der uns  aufgekratzt gutgelaunt mitteilte, wir hätten totales Glück mit dem Wetter. Aha. Ungläubiges Starren seitens der Gruppe. Ja, wir hätten Glück, sagte er, denn normalerweise sei es hier brütend heiß und staubig, wahlweise regnerisch und batschig. Aber heute, tätääh, ja, heute, sei es neblig.

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Jawoll, neblig und das sei ein Wunder und Glück, wir würden schon sehen. Wir waren nach 2 Wochen Fritz Scherze gewohnt, aber diesmal wirkte seine Begeisterung authentisch. Erwartungsvoll stapften wir los. Mitten hinein in einen nebligen Dschungel.

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Es war Nebel, ja, aber ein Nebel, den wir in dieser Form nicht kannten. Wie Feenhaare zog er durch den Wald, verhüllte hier etwas vollständig und ließ es dort wieder auftauchen. Fasziniert blieben wir stehen. Immer wieder blieben wir stehen und staunten. Ich glaube, ich hatte bis dato noch nie so oft den Ausruf gehört:„Das gibt es doch nicht. Wie kann das sein. Das ist unglaublich. So etwas Unglaubliches! Schau nur da und da und da! Ohhh!“ Hätten uns irgendwelche Außerirdische beobachtet, hätten sie uns vermutlich für einen Haufen kompletter Idioten gehalten. Die Atmosphäre hatte etwas Unheimliches. Umgeben von gefühlte 100m hohen alten Baumriesen, Farnen, Bambus und diesen urzeitlich anmutenden Aurakieren – wir fühlten uns wie in Jurassic Park. Und machten Witze darüber, dass der Boden und die Pfützen beben, weil der T-Rex schon unterwegs sei. Haha, lustig, aber ob ihr es glaubt oder nicht: Ich drehte mich verdächtig oft um und zuckte bei jedem Knistern im Wald kräftig zusammen;-)

 

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Soll ich euch mal was sagen? Wenn ich mir jetzt die Bilder anschaue, dann zieht sich mein Herz zusammen wie eine Zitrone. So real sind die Erinnerungen noch und ich bin so glücklich, dass ich dort war und das erleben durfte. Und da man soviel Schönheit gar nicht in Worte fassen kann, lass ich euch einfach visuell in diese wunderbar mystische Welt des Huerquehue-Nationalparks im Nebel eintauchen. Und übernehme keine Garantie für akute Fernwehattacken und Herzschmerz 🙂

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