Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 9: Es grünt so grün in Munnar

Nach 2 wundervollen Tagen im Periyar Nature Reserve ging unsere Reise weiter nach Munnar. Diese vorletzte Etappe unserer Keralareise sollte uns Stanley, ein von Saji organisierter Fahrer, 3 Tage lang nach und durch Munnar begleiten. (Wer erst hier einsteigt und sich fragt: „Who the hell is Saji? guckst du hier: https://katerwolf2.wordpress.com/2014/12/21/geliebtes-indien-ein-reisebericht-teil-1-kochi-kerala/). Das mit dem private driver ist im Übrigen eine ganz feine Sache und in Kerala sehr geläufig. Viele Reisende in Kerala wählen diese Form des Transports, manche sogar für die gesamte Dauer ihrer Reise. Für eine feste (und durchaus erschwingliche) Pauschale bucht man einen privaten Fahrer mit Wagen, der einen für eine beliebige Zeit begleitet, Sehenswürdigkeiten zeigt und einem in diesem verkehrstechnisch doch sehr anspruchsvollem Land ein ersehntes Gefühl der Sicherheit gibt :-). Wir entschieden uns für eine Mischvariante, fuhren einige Streckenabschnitte mit dem Taxi oder mit der Riksha und für die letzten 3 Reisetage mit einem privaten Fahrer.

Stanley holte uns nach dem Frühstück in Periyar ab und los ging es nach Munnar. Wir wussten, dass der Abschnitt zwischen Periyar und Munnar landschaftlich sehr reizvoll sein sollte, deshalb ließen wir uns Zeit und hielten auf dem Weg unzählige Male an, um zu fotografieren, etwas zu kaufen oder einfach nur die grandiose Landschaft zu bewundern. Was mir bis dahin nicht bekannt war, dass es in Kerala neben Teeplantagen auch Gewürzplantagen riesigen Umfangs gab. Wir fuhren Stunden durch üppig-grüne Gewürzplantagen, in denen alle nur erdenklichen Gewürze angebaut werden. Wer Gewürze nur aus dem Gewürzspender kennt, kommt hier nicht mehr aus dem Staunen heraus. Besonders beeindruckend fanden wir die Kardamonplantagen. Riesenhafte, saftig grüne Blätter mit kleinen Kardamonkapseln, die dick wuchernd bis auf die Straße wachsen. Wir ließen uns die Gelegenheit, unterwegs in einer Gewürzplantage Halt zu machen und „original“ von dort stammende Gewürze zu kaufen, nicht entgehen. Zumal die Kinder, Eltern und Freunde uns auf den Weg mitgaben: „Bringt Gewürze mit!“ Das war ein Erlebnis für sich. Wir waren die einzigen im Shop und wurden von 10 eifrigen, giggelnden Verkäuferinnen bedient und verließen mit ca. 10 kg Gewürzen das Geschäft. Ein wenig raulig im Magen, da wir alle Gewürze auch probiert hatten. Ich zumindest. Die unzähligen Currysorten. Spicy, medium spicy, not spicy usw. Jetzt weiß ich: alle Currys in Kerala sind absolut very spicy 🙂 Und schmecken hervorragend!

Die Straße nach Munnar wand sich serpentinenartig bergauf, bergab, im letzten Teil immer weiter bergauf, in luftige Höhen, bis wir einen kleinen Vorort von Munnar erreichten. Saji hatte uns im Riverrock homestay eingemietet, etwa 13 km vor Munnar, mit den Worten: „A most beautiful place.“ Wie Recht er doch hatte, der gute Saji. Dieses homestay, das über ganze 3 wunderschöne Zimmer mit großer Terrasse verfügt, bietet den wohl schönsten Ausblick, den wir auf dieser Reise vom Zimmer aus hatten. Ihr gebt mir doch Recht, oder?

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Den Rest des Tages verbrachten wir mit Sternchen in den Augen auf der Terrasse, lauschten der vom anderen Ufer kommenden Tempelmusik, beobachteten die Königsfischer und Reiher und sagten alle 10 Sekunden: „Mein GOTT, ist das schön hier. Hast du sowas schon mal erlebt?“ Einmal wagte ich mich hinunter zum Fluß, durch dichtes Bananen-, Kardamondickicht. Die Sichtung eines Riesenfrosches und unzähliger Spinnen trieb mich jedoch flugs wieder hinauf auf die Terrasse.

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Wir verbrachten einen entspannten Abend mit der Gastfamilie und einer ebenfalls zu Besuch weilenden australischen Familie bei exzellentem Essen und dem einen oder anderen Bier. Am nächsten Morgen, pünktlich um 9, stand Stanley, unser Fahrer, vor der Tür, die Sonne strahlte vom blauen Himmel und wir fuhren bestens gelaunt los. Liebe Leser, auch auf die Gefahr hin, dass ich euch mit meiner XXL Begeisterung schon fast ein bisschen nerve, ich sag nur eins: „You must! go to Munnar!“ Was für ein absolut fantastischer, einzigartiger Fleck auf dieser Erde. Neben Varkala und Fort Kochi für mich ein Ort der Wiederkehr. Die 13 km bis Munnar schraubte sich die Straße immer weiter bergauf, bald schon öffnete sich der Blick über Teeplantagen bis zum Horizont, Täler, Berge, kleine Dörfer mit bunten Häusern, farbenfrohe Tempel unter einem strahlend blauen Himmel. Der Kontrast zwischen diesem Himmel und den glänzenden grünen Teeblättern, das ist wunderschön. Ich zeig euch jetzt mal was, all die wunderbaren Bilder, die ich an diesemTag geschossen habe und sag euch schon jetzt: Spätestens jetzt wollt ihr auch nach Kerala reisen 🙂

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Der Tag konnte gar nicht lang genug sein. Nach ein paar Stunden hatten wir das Gefühl, von all dem Grün grüne Augen zu bekommen. Ein paar lustige Dinge haben wir bei dem Tagesausflug auch erlebt. Munnar ist ein beliebter Ausflugsort für indische Touristen. (Überhaupt bekommt in Kerala fast jeder glänzende Augen bei der Erwähnung des Wortes Munnar. ) Vor allem honeymooners kommen gerne hierher, und die Fülle an frisch verheirateten, Händchen haltenden Paaren, die sich allerorts in höchst dramatisch-romantischen Posen fotografieren, rührt ans Herz. Wir besichtigten auch einen sehr bekannten Stausee, schlenderten über den Staudamm, stellten uns mit Horden giggelnder Schulkinder und Hochzeitspärchen an den mobilen Imbissbuden an, futterten zum ersten Mal Ananas mit scharfer Chillisoße (lecker!) und amüsierten uns königlich am berühmten Echo point. Hier drängten sich bereits massenhaft Menschen, riefen alle möglichen Dinge und Laute über den See und freuten sich wie Bolle über das Echo. Vor allem eine große Gruppe betagter Herren hatte einen Mordsspaß. Alle fesch, vielleicht ein 100-jähriges Klassentreffen oder Kriegsveteranen, alte Freunde, wer weiß 😉 Während mein Mann und ich schüchtern ein paar zaghafte „Hohs“ und „Hellos“ über den See riefen, grölte es von der Altherrengruppe neben uns aus vollem Hals; „AAASHOLE!!!“ AAASHOLLLLLLLLE“ schallte es zurück. Brüllendes Gelächter. Wir konnten uns auch nicht zurückhalten. Begeistert wurden wir nun umringt. Es folgte das obligatorische where do you come from and whats your name und nach unserer ausführlichen Antwort verriet uns der Anführer der Gruppe: „I have also been in Germany, Sir. Back in 1937″. Was auch immer das heißen mag, wir bohrten nicht nach und ließen uns stattdessen auf eine ausgiebige Foto-Session ein:

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I Love India. Den Stausee bestaunten wir anschließend von allen möglichen Seiten her, überlegten, ob wir zuvor schon mal irgendwo auf der Welt ein solches Grün gesehen hatten und fuhren dann zum Mittagessen ins Städtchen Munnar. Davon erzähle ich euch aber morgen, hier zum Abschluss noch: es grünt so grün!

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Kategorien: Reiseabenteuer | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , | 11 Kommentare

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11 Gedanken zu „Geliebtes Indien – Ein Reisebericht, Teil 9: Es grünt so grün in Munnar

  1. Deine schönen Fotos sind eine Wohltat für die Augen…
    Ich wünsche dir und deinen Lieben einen unbeschwerten Rutsch ins neue Jahr! 🙂

  2. Alexandra

    Endlich wieder was wunderschönes über deine Reise zu lesen,bekomme nicht genug!

  3. Frag doch mal beim indischen Tourismusbüro nach, Du machst ja so schön Reklame für das Land. Vielleicht darfst Du das nächste Mal kostenlos dort Urlaub machen und uns begeisterte Leser alle mitnehmen 🙂

  4. Liebe Katerwolf,
    vielen Dank für die unbeschwerten Lesestunden, du bringst uns Indien so nah, dass man fast schon selbst hinreisen möchte… 🙂
    Ich wünsche euch alles Gute für’s Neue Jahr,

    Möget Ihr warme Worte an einem kalten Abend haben,
    Vollmond in einer dunklen Nacht
    und eine sanfte Straße auf dem Weg nach Hause.

    Liebe Grüße und Knutscher für die Vierbeiner
    sendet euch Christina

  5. Wie immer sind Deine Reiseberichte mitreissend ! Man glaubt, dabei zu sein und man öffnet sein Herz für das traumhafte Land.
    Leider hat mir die Doku über Indien ( Stellung der Frau in der Gesellschaft .. mal gelinde ausgedrückt.) gar nicht gefallen. Sicher ist das auch in vielen anderen Ländern so, aber gerade in Indien… das hat mich sehr bedrückt.
    Kannst Du was drüber berichten, wie hast Du das erlebt ? Oder wird das vor den Touristen versteckt?
    LG
    Carina

    • Liebe Carina, sorry für die späte Antwort! Ich kenne und bereise Indien bereits sehr lange und mich erschüttern die Meldungen über Gewalt gegenüber Frauen, die einen leider viel zu häufig ereilen, sehr. Leider, leider ist dies in so vielen Ländern allgegenwärtig – und dazu muss man nicht mal über die Grenzen Europas hinausschauen! In Kerala, in dem ich das erste Mal war, hatten wir keinerlei Konfrontation mit dem Thema, und ich reise immer sehr offenen Auges. Es schien mir, für Indien, Frauen gegenüber aufgeschlossener. Bewusst lenkte ich das Gespräch auch immer wieder auf das Thema „Frauen“ und war positiv überrascht, so häufig von stolzen Vätern zu erfahren, dass ihre Töchter eine gute Schulausbildung genossen und im Ausland Karriere gemacht haben.

      LG, Katerwolf

      • Hallo meine Liebe ! Durch Zufall finde ich (leider erst heute) Deine Antwort… Vielen lieben Dank dafür. Ich kann Deine Liebe zu Indien verstehen, alleine wenn ich die Fotos und die Menschen sehe, die so offen und gastfreundlich ausschauen.
        Gibt es bald mal wieder etwas zu lesen bei Dir ?
        LG, Carina

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