Auf Varkala waren wir sehr gespannt. Im Reiseführer, den wir, wie immer, nur oberflächlich durchgeblättert hatten (ich weiß nicht, woran es liegt, aber immer, wenn ich Reiseführer lese, überkommt mich eine bleierne Müdigkeit), stand nicht viel über Varkala. Ich las was von einem North Cliff und einem South Cliff, von tollen Stränden, von Geheimtipp und Hippies, Ayurveda, Natur. Das genügte, um meine Neugierde zu schüren. Die letzten paar Kilometer, die wir im Taxi unseres Kamikaze-Taxifahrers zubrachten, führten uns durch üppigen, grünen Dschungel, der in Kerala fast überall gegenwärtig ist, durch das dichte Blätterwerk erspähte ich prächtig anmutende Häuser, oder besser gesagt, Villen. Villen in Indien? Es gibt sie. In Kerala sind sie prächtig und bunt: türkis, rosa, grün, gelb, pink. Wunderbar. Staunend schaute ich aus dem Fenster und dachte, wie so oft auf dieser Reise, über Klischees, Vorurteile und festgefahrene Denkmuster nach. Reisen hilft enorm, sich über eben Genanntes hinwegzusetzen. Die Straße wand sich in Serpentinen durch das Grün und kleine Ortschaften, unser Fahrer raste hupend, starren Clint Eastwood-Blickes voran und verlangte uns auf den letzten paar Metern noch ein paar Schweißtropfen ab. Ich tippe mal auf Inkarnation eines berühmten Rennfahrers. Wir erreichten Varkala lebend. Das ist immer wieder schön 🙂
Nach einem kleinen, wortreichen Schlagabtausch lernten wir, dass man in Kerala bei längeren Fahrten stets auch die Rückfahrt eines Taxis bezahlen muss. Das mussten wir erstmal verdauen, aber ehrlich muss man sagen, hätten wir das auch vorher klären können, anstatt uns über den Preis von 14 Rupien/km (1 € entspricht etwa 75 Rupien) zu freuen und ins Taxi zu springen. Unsere Unterkunft, wieder eins dieser typischen homestays, wie es sie in Kerala allerorts gibt, machte einen sehr gepflegten Eindruck. Ein homestay, wie der Name schon impliziert, bedeutet, man wohnt im home des Besitzers. In der Regel sind dies kleinere Unterkünfte mit 3-6 Zimmern, sehr gemütlich, sehr individuell, und man kommt in den Genuss einer Gastfreundschaft und Fürsorge, wie man sie lange suchen muss. Unser homestay lag unmittelbar beim berühmten North Cliff, aber eben nur unmittelbar, was uns veranlasste, nach 2 Nächten eine neue Unterkunft zu beziehen, die direkt am North Cliff lag. Direkter geht nicht. Saß man auf dem Balkon, hatte man das Gefühl, die Beine über das Cliff baumeln lassen zu können, vor dir, unter dir das weite Meer, über dir der Himmel. So hatten wir uns das vorgestellt.
Varkala. *seufz* Wir sind jetzt seit 3 Wochen zurück, und immer noch bin ich im Kopf sehr häufig in Kerala, vor allem in Varkala. Ich glaube, meine Seele bummelt immer noch dort herum und weigert sich zurückzukommen. Ach, liebe Seele, dann bleib halt noch ein bisschen. Ich kann doch ja so gut verstehen 😉 Varkala ist wirklich faszinierend. So etwas hatten wir nie zuvor gesehen. Der kleine Ort liegt auf Klippen, die sich in ein North und ein South Cliff unterteilen. Das South Cliff st kleiner und etwas ruhiger, das North Cliff ist ein wenig größer und belebter. Ein schmaler Pfad schlängelt sich entlang des Cliffs, auf der einen Seite bunte Ladenzeilen mit Cafés, Restaurants, Shops, Ayurveda- und Yogazentren, auf der anderen Seite fällt das Cliff steil ab, unten der weite Strand und das grenzenlose Arabische Meer. Diese Farben! Diese Weite! Ich zeig euch jetzt mal, warum meine Seele nicht zurückkommen will:
Noch Fragen? Dies ist nur eine Ansicht dieses grandiosen Wunders der Natur. Und das den ganzen Tag – was für ein Luxus fürs Auge, für den Geist und für die Seele. Wir verbrachten Stunden damit, von einem Café zum nächsten zu schlendern und uns auf den, für diesen Ort typischen, Holzterrassen im 1. OG dieser atemberaubenden Optik hinzugeben:
Ihr könnt mich jetzt ein bisschen verstehen, oder? Varkala ist für mich so ein Ort, den man findet und an dem man gerne ein Weilchen bleibt – darf auch gerne länger sein. An den man wiederkehren will. Und an den man schmerzlich sehnsuchtsvoll zurückdenkt. Als wir dort waren, war es kurz vor Hochsaison und alles war beschaulich und ruhig. Nicht viele Touristen, überwiegend Franzosen, Italiener, Australier, Kanadier, Deutsche, ein paar Russen…wobei ich gestehen muss, dass Russen auf dem Yoga-Tripp für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig sind…aber das mit den Klischees im Kopf hatten wir schon weiter oben 😉 Dafür gab es im gleichen Verhältnis indische Touristen. Und das hat uns gut gefallen. In meinem Kerala-Reiseführer steht: „In Indien wird es nicht gerne gesehen, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen oder zu viel nackte Haut zu zeigen. Auch der Genuss von Alkohol und Rauschmitteln ist verpöhnt.“ Ob die jungen indischen Mädels, Jungs und Paare, die in Tops, Hot-Pants, Hand in Hand, Mund an Mund und mit Joint vor dem Sonnenuntergang am Strand diesen Reiseführer auch gelesen haben? *lach*
Ich lass euch jetzt mal mit den Varkala-Eindrücken ein bisschen alleine, morgen erzähl ich mehr über diesen traumhaften Ort, see you 🙂
Paradiesisch schön… 😀
Du sagst es 🙂 🙂 🙂
Also wenn ich dann mal nach Indien schaffen sollte, da will ich auf jeden Fall hin.
Dann fahren wir zusammen, ich will auch hin :-))))
Dieser Post veranlasste mich gerade dazu, zum Mann „Vielleicht müssen wir DOCH mal nach Indien … “ zu sagen. Wow.
Liebe Rebekka, ich drücke dir die Daumen, dass ihr es macht. Es ist toll. Toll. Toll 🙂