Wir sind immer noch in der Atacamawüste. Der Wüste der Extreme. In der unglaublich vielseitigen, faszinierenden, wunderschönen Atacamawüste, in der jeder Augenblick eine neue Facette offenbart und man nicht aus dem Staunen herauskommt. In der Atacama, die die trockenste und dann plötzlich wieder die grünste, wasserreichste Wüste ist, in der es Oasen gibt, warme Quellen, ausgetrocknete Todeszonen, Dünen, Lamas, Wasservögel, Kakteen und Salzseen, die ganz und gar ausgetrocknet sind und dann wieder Wasser haben, in dem man leicht wie eine Feder auf dem Rücken treiben kann. Die Atacama. Und da wir gerade von dem „Jeder Tag ein neues Wunder“-Ding sprechen, es gibt dort auch Geysire. Nicht etwa irgendwelche Geysire, sondern die Geysire El Tatio auf 4.200 m Höhe, die ihre Fontänen nur zu Sonnenaufgang in die Höhe spritzen. Jeden Tag. Ja, solche Sachen gibt es. Und ich durfte das erleben. Glückskind, ich altes 🙂
Um 3 Uhr in der Früh erklang der Weckruf und 5 Minuten später saßen 18 todmüde, wortkarge Deutsche+1 österreichischer Reiseführer im Reisebus. Dick verpackt. Von unserem Reiseleiter wussten wir, dass uns „da oben“ Minusgrad-Temperaturen erwarten würden. Eine echte Extremtour. 4.200 m Höhenmeter und Minustemperaturen. Fritz mahnte uns an, die Sache langsam anzugehen, draußen langsam zu gehen und sich ein wenig Zeit zu lassen, sich an Höhe und Temperatur anzupassen. Sag das mal 17 abenteuergeilen Touris 😉 Kaum öffnete der Bus seine Türen, stürzten 17 abenteuerwütige Menschen nach draußen.
Wow, dachte ich 2 Minuten später. Mir ist ja mal ganz komisch. Eingepackt wie ein Michelinmännchen mit Stirnband, Mütze und Kapuze drüber lief ich draußen ein wenig umher und hatte das schwindelige Gefühl, auf dem Mond zu sein, kaum von der Stelle zu kommen und nur begrenzt atmen zu können. Und kalt war das. Alter Schwede, war das kalt. Wir staksten ein wenig umher, und dann kam ein winzig kleines Sonne über einen der Berggipfel. Der Sonnenuntergang kündigte sich an. Ganz zart.
Und sofort stürzten gefühlte mehrere Hundert Touris aus aller Welt aus den anderen Reisebussen und strömten über die Ebene. War aber nicht schlimm, wir waren ja auch Teil davon! Und dann, liebe Leute, ging es los. Der Wahnsinn. Der absolute Wahnsinn! Aus allen Löchern und Ecken und Enden explodierte die Erde!
Reichlich durchgefroren, aber ganz und gar glücklich trafen wir uns nach einem ausgiebigen Geysir-Check zum Frühstück am Bus wieder. Ihr glaubt gar nicht, WIE gut eine heiße Schokolade schmecken kann. Saugut. Das Frühstücksprogramm hatten übrigens alle Reisegruppen auf dem Plan und man konnte hier ein wenig Nationalitäten-Forschung betreiben. Auffällig waren die Russen. Es war eine sehr große Gruppe. Und alle sangen. Und klopften sich dabei auf die Schultern. Wie in einem Film. Voll das Klischee. So lustig. Irgendwie ein sympathisches Völkchen auf Reisen. Kurze Zeit später trafen wir sie wieder. An den heißen Thermalquellen. Wo sie alkoholisiert und bester Laune unter Abgesang heiterer Lieder umhertollten. Die russische Volksseele 😉