Es geht doch nichts über die richtige Reisebekleidung – egal, ob man sie sich ausgeliehen hat oder sein eigen nennt. Ich jedenfalls sah der Weiterreise nun deutlich entspannter und heiterer entgegen. Auch das immer noch eher trübe Wetter machte mir nichts aus, denn ich bekam eine Ahnung davon, wie das Wetter in Chile ist. Im Sommer. Es regnet viel. Das ist einfach so und man gewöhnt sich dran. Vor allem, wenn einem der liebste Reiseleiter der Welt seine eigene Regen-Überhose ausleiht. Außerdem ist es überwiegend frisch bis kühl und ziemlich kalt. Auch daran gewöhnt man sich. Vor allem dann, wenn man, dank der lieben Mitreisenden Nele, einen kompletten Satz warmer Skiunterwäsche griffbereit hat. Und mit nagelneuen, wasserdichten Wanderschuhen an den Füßen fühlt man sich gegen alles, was nass von oben und unten kommt, bestens gewappnet.
Frohgemut ging es am nächsten Morgen in Richtung des weltberühmten Nationalparks Torres del Paine los. Ein bisschen hatten wir alle darüber gelesen, ein paar Fotos und Berichte von diesem wohl schönsten Teil Patagoniens gesehen, und entsprechend groß war die Vorfreude. Die Busfahrt verlief gut gelaunt, vor allem, nachdem ich mir unterwegs ein Pinguin-Stirnband gekauft hatte, dass bei der Gruppe bestens ankam.
Die lange Busfahrt bot Gelegenheit, sich durch das Busfenster einen Eindruck von der patagonischen Landschaft zu verschaffen. Und die ist wirklich famos. Diese Weite! Und überall schneebedeckte Berge. Die schroffe und wilde Landschaft hat etwas Fremdes und absolut Faszinierendes. Ich lehnte mich im Bussitz zurück, ließ das Neue an mir vorbeiziehen und fing an, in dieses Land einzutauchen. Wir sahen Kondore. Viele Kondore! Wir sahen Guanakos und Gauchos. Wilde Flüsse, tosende Wasserfälle, hohe, schneebedeckte Gipfel und unendlich weite, grüne Wiesen. So viel Landschaft auf einmal, das hatte ich bislang noch nirgends gesehen.
Fritz, unser Reiseleiter, jagte uns nicht per Bus von einem zum nächsten Übernachtungsort, sondern legte viele Stopps ein, ließ uns aussteigen, Fotos machen, schauen, so konnte man sich immer ein Stückchen mehr mit allem vertraut machen. Als wir am Ende eines langen Tages in unserem Hotel im Nationalpark Torres del Paine ankamen, war ich bis zum Anschlag voller neuer Eindrücke. So sollte es mir und uns übrigens die ganze Reise über gehen. So viele neue und wunderbare Eindrücke jeden Tag. Ich glaube, es verging kein Tag, an dem ich nicht dachte oder sagte: „Das ist einfach unglaublich hier. Wie kann etwas nur so schön sein. So etwas habe ich noch nie gesehen!“. So ist Chile, kann ich euch sagen. Jeder Tag hält dem Reisenden Überraschungen bereit, und ehrlich, das Wetter gehört zu Chile, dieser rauen, wunderbaren Schönheit, einfach dazu. Unsere Unterkunft war toll. Das Bild zeige ich euch aber hier noch nicht, denn 2 Tage später sollten wir endlich in den Genuss eines makellosen, tiefblauen Himmels kommen, und unter dem sah das alles viel schöner aus. Ihr müsst euch also noch ein bisschen gedulden. Fürs erste waren wir zufrieden, angekommen zu sein und eine warme Mahlzeit und größere Mengen guten Rotweins genießen zu können. Letzteres erwies sich auch als notwendig, da in einigen Zimmern (z.Bsp. in unserem) die Heizung kaputt war und wir eine sehr kalte, ungemütliche Nacht verbrachten. Ich sag euch, die kalten Nächte in Südchile fördern eindeutig die körperliche Nähe in der Partnerschaft, und ich war ausnahmsweise dankbar für die hohe Körpertemperatur meines Mannes. Leider zog ich mir in dieser Nacht eine ordentliche Erkältung zu, die ziemlich an meinen Kräften zehrte, dank eines chilenischen Erkältungstrunks (Wick Medinait hoch 10) aber nach 2 Tagen wundersam verschwand.
Am nächsten Morgen brachen wir zu unserer ersten, großen Wanderung ins Vale Frances auf. Bei beeindruckend schlechtem Wetter. Warum die Wanderung dennoch einzigartig schön war, erfahrt ihr dann morgen. Ich bin gemein, gell, aber freut euch schon mal auf die tollen Fotos morgen 🙂 UND: Einen superguten Rutsch wünsche ich euch allen!!!!