Und hier ein Foto von unserer Dreierbande: Joschi, Kayra + Luna, unser Ferienhund.
Wir haben seit gestern Abend für 1 Woche einen Gasthund. Luna, eine stattliche Golden-Retriever-Hündin. Kayra, unsere 1 1/2-jährige, türkische Mitbringselhündin (ARME, herrenlose Strand-Straßen-Mausiputzi-Hündin) offenbart völlig neue Seiten. Ihre Aas-Seite: Alles hier ist meins. Mein Teppich, meine Lampe, meine Küche, mein ALLES. Joschi, unser wuscheliger, schwarzer Tibet Terrier, mittlerweile ein älterer Haudegen, ist einfach nur beleidigt. Luna ist ständig gut gelaunt, läuft schwanzwedelnd durchs Haus und will Liebe. Kayra bewacht sie auf Schritt und Tritt und flüstert ihr ins Ohr: „Alles meins!“ Joschi kotzt das an.
Gestern hat Kayra demonstrativ in Luna´s Sichtweite auf den Teppich gepinkelt, im Garten ein Riesenloch gebuddelt und ihr Fressen binnen weniger Sekunden verschlungen. Luna ist aus dem Garten ausgebrochen und hat 2 Jungs den Fußball geklaut. Außerdem ist sie mit ihren 40 Kilo bereits mehrfach auf meinen gebrochenen Zeh gestiegen. Joschi ist beleidigt.
Hier ist es gerade sehr lustig. Aber es wird. Eigentlich sind Kayra und Luna gute Freundinnen. Kayra muss allerdings noch etwas an ihrer Gastfreundschaft arbeiten. Draußen spielen Kayra und Luna, wetteifern im Hören und mobben im Duo andere Hunde, Eichhörnchen und Fahrradfahrer. Joschi trottet beleidigt hinterher und knurrt alles an.
Jetzt liegen sie hier alle zu meinen Füßen und schmachten mich an. Die süßen Spacken 🙂
Ich bin berühmt für meine Spontanideen. Darüber nachdenken tu ich meist hinterher. Richtig nachdenken, meine ich, so mit allen Konsequenzen und all dem Kram. So schrie mein Hirn vor 1 Monat gleich: „Jaaa, suuuper, nix wie ran an die Buletten!“ , als ich in einem Flyer das Angebot entdeckte, mein Französisch aufzufrischen. Ich bin an der französischen Grenze aufgewachsen, lernte in der Schule schnell und gut Französisch, und enge Freundschaften zu Schülern Deutsch-Französischer Schulen in der Stadt sowie diverse Liebeleien mit charmanten Jung-Franzosen aus Frankreich (Stephan, Olivier, Gregory, Marc, Jean, Didier, Jacques, noch mehr Oliviers…) vertieften meine Sprachkenntnisse unkonventionell und effektiv. So kam es, dass ich mit 18, 19 Jahren nahezu fließend Französisch sprach. Nach dem Abi ging es nach Berlin, zum Studieren, Leben, Erwachsenwerden und zum Französisch-Vergessen. Als ich nach 18 Jahren Berlin überraschenderweise lebenserfahren, alleinerziehend und fast frei von französischen Sprachkenntnissen wieder in heimischen Gefilden landete, wo mich nicht nur meine Familie und alte Freunde sondern ein neuer, verlockender Job erwarteten, merkte ich recht schnell, dass es hier ohne Französisch nicht wirklich gut geht. Vor allem nicht, wenn man einen Job hat, in dem man es viel und oft mit Franzosen zu tun hat. Die Tatsache, dass man fast alles versteht, reicht irgendwann nicht mehr. Auch nicht, wenn man Kolleginnen hat, die Muttersprachlerinnen sind und an die man unauffällig Telefonate und Gespräche weiterleiten kann. Seit geraumer Zeit schon ist es mir im Geheimen peinlich, Meetings still lächelnd und beifällig nickend zu absolvieren.
Und dann tauchte der Flyer auf. Mit dem verlockenden Angebot, sein eingerostetes Französisch aufzufrischen. 1 Woche lang, allabendlich 2 1/2 Stunden. Wie anstrengend das sein könnte, verdrängte ich erfolgreich. Und so kam es, dass ich vor 2 Wochen, nach stressigem Arbeitstag, Hunde ausführen, Pferd versorgen, einkaufen und was man halt so tut, die Schulbank drückte. Mit 5 anderen Opfern. Und einer ungemein gut gelaunten, sympathischen Französischlehrerin. Der erste Abend war das blanke Entsetzen. Wie, wir sollen wirklich Französisch sprechen? Wie jetzt? Völlig von der Rolle stellte ich mich mit den Worten vor: „Bonjour, je m`appelle Madame Katerwolf et je cherche une cravatte pur mon oncle Serge.“ Ungläubiges Mich-Anstarren. Nun ja, das war der einzige Satz, der sich in meinem Hirn an die Oberfläche bahnte. Ein längst verborgener Satz aus meinem ersten Französisch-Schulunterricht. Sehr peinlich das Ganze. Nach der vollständigen Vorstellungsrunde war es mir schon deutlich weniger peinlich, weil sich meine Nachbarin auf Spanisch vorstellte, die nebendran in perfektem Schwäbisch-Französisch (sehr drollig), eine weitere Schülerin schwieg und starrte panisch auf die Schulbank, eine Streberin war auch dabei und KONNTE das (erntete böse Blicke) und eine sprach so langsam, dass wir anderen derweil hätten das olympische Feuer nach Athen bringen können. Tja, das war dann die Stunde der Wahrheit.
Madame Mirabelle, unsere Dozentin, ließ sich dadurch in keinster Weise beirren und plapperte munter auf uns ein. Bewarf uns mit Subjonctif, Konditional I und II, Adverben, Adjektiven und so ging das munter weiter. Vor ihr saßen 6 überforderte, dehydrierte Schülerinnen, deren Gehirne man förmlich ächzen und knarren hörte. Es gab eine erste richtige Sprachübung: Jede von uns erhielt ein Blatt Papier, auf dem oben eine kleine, simple Bildergeschichte abgebildet war, unter jedem Bild standen ein paar Wörter. Ziel der Übung war es, unter Einbezugnahme der Wörter die jeweiligen Bildkästchen nachzuerzählen. Ich durfte anfangen. Panik. Ich starrte auf das Bild, auf dem 3 gezeichnete Menschen abgebildet waren. Ein Pärchen, Mann und Frau, auf der einen Seite einer geöffneten Tür und ein einzelner Mann, auf der anderen Seite der Tür. Die zur Verfügung stehenden Wörter waren Jacques, Ferdinand, Rosalie, porte (Tür), fete (Feier), inviter (einladen) und amis (Freunde). Ich starrte weitere 5 Minuten auf das Bild, das vor meinen Augen verschwamm und stammelte schließlich etwas. Madame Mirabelle schaute mich irritiert an. „Bon. Also, ich glaube, Sie verwechseln da etwas. Wer lädt hier wen ein? Ich meine, Jacques ist der Gastgeber und er hat seine Freunde Rosalie und Ferdinand eingeladen. Oder, was meinen Sie?“ Was ich meine? ALTER! Was weiß ICH denn, wer jetzt wen wo eingeladen hat? Herr, schick bitte Hirn. Trotz freundlicher Unterstützung seitens Madame Mirabelle und meiner Mitschülerinnen war es mir nicht zu vermitteln, wer Jacques, wer Ferdinand und Rosalie waren und was zum Henker sie da auf dem Bild machten. Tja, ein klassischer Fall von Black-Out würde ich sagen. Ein Totalausfall. Peinlicherweise bekam ich einen hysterischen Lachanfall. Wie früher, in der Schule, mit 13. Ich bekam mich nicht mehr unter Kontrolle, entschuldigte mich, ging vor die Tür, spritze mir auf der Toilette bisschen Wasser ins Gesicht. Half nichts. Sobald jemand im Kurs Rosalie, Ferdinand oder Jacques sagte, brach es wieder aus mir heraus. Zum Glück nahmen es alle mit Humor.
Tja, das war also meine erste Auffrischungsstunde. Ich kann euch aber beruhigen. Trotz fortschreitender Erschöpfung (jeden Abend fast 3 Stunden Rosalie, Ferdinand und Jacques SIND anstrengend!) löste sich tatsächlich nach und nach der Rost in unseren Birnen und wir kamen immer mehr ins Plaudern. Es gab noch ein paar Totalaussetzer, so etwa, als ich eine Geschichte nacherzählen sollte, in der es um Pilgern nach Lourdes und hohlen Jungfrauen ging, okay, da verlor ich etwas die Orientierung. Auch meine Mitschülerinnen erzählten mitunter wirres Zeug von Katzen, die Autofahren, Urlaubsreisen unter Wasser und solche Sachen 😉 Aber alles in allem war der Kurs unterm Strich doch von Erfolg gekrönt. Und weil es so schön war, mache ich jetzt weiter. Jeden Montag Abend 1 1/2 Stunden Konversationskurs bei Madame Mirabelle, ich halte euch auf dem Laufenden!
Auch in Ungarn ist es so, dass die Menschen auf dem Land irgendwie gastfreundlicher sind als in der Großstadt. In der Puszta sind die Menschen sehr herzlich (bis auf die Nationalpark-Trappe-Schutztruppe ;-)). Sie winken einem beim Vorbeireiten zu, freuen sich, und die Autofahrer hupen beim Vorbeifahren spontan und laut. Letzteres war mit wiederholtem Fast-vom-Pferd-fallen verbunden 😉 In unserem Dorfgasthof waren sie besonders nett. Wir wurden essensmäßig so verwöhnt, dass sogar die elastische Reithose eng wurde. An einem Abend hatte der Rotwein Kork. Als wir Arpad baten, dies dem Wirt zu sagen, gab es eine große Sache deswegen. Zuerst der Wirt und dann der Rest der Küchenbesatzung kamen einer nach dem andern dazu, probierten den Wein, redeten gefühlte Stunden darüber, gestikulierten und schleppten schließlich mehrere Weinflaschen zur Probe an. Ein Mordsspektakel. Generell fiel mir in Ungarn auf, dass Ungarn sehr redselig sind. Sehr sehr redselig. Jedes kleine Ding wird wortreich und ausgiebig durchdiskutiert. Wenn man nichts versteht, steht man fassungslos daneben und fragt sich, was es da so viel zu reden gibt. Fragten wir Arpad, erhielten wir erstaunliche Antworten: „Der Mann wollte wissen, wie viel Uhr es ist.“
Kein Wunder, dass die Menschen auf dem Land so freundlich sind, es ist ja auch so schön dort 🙂
In der Großstand Budapest hingegen sind die Menschen auffallend unfreundlich. Warum auch immer. Jedenfalls wurde ich in einem dieser Hop on Hop off Busse das erste mal im Leben von einem Busfahrer als Idiot beschimpft. Ich saß im Oberdeck des Busses und stützte meine Füße vor mir auf der Ablage ab. Nur so ein bisschen. Plötzlich kam der Busfahrer hochgeschossen, mit einer riesigen Sprühflasche bewaffnet und beschimpfte mich völlig unvorbereitet und sehr laut: „Du Füße Scheibe! Warum du Füße Scheibe? Steht hier Füße Scheibe? Steht hier nix Füße Scheibe!“ Dann folgte eine ungarische Schimpfkanonade und, begleitet von einem mörderischen Blick, das Wort „Idiot!“ Ich war echt fassungslos. Zum Einen hatte ich meine Füße nix an Scheibe gehabt und zum Andern, weil ich in einem öffentlichen Verkehrsmittel noch nie als Idiot beschimpft wurde. Spontan wollte ich ihn hauen, mich mit ihm zeternd durch den Bus rollen, da mich meine Mädels aber am Ärmel festhielten und meinten, sie hätten null Bock aus dem Bus zu fliegen, begnügte ich mich mit einem ebenso verächtlichen: „Du total komplett blöder Idiot. Scheiße Eier von Trappe!“ Aber wie gesagt, auf dem Land sind sie nett, die Ungarn.
Tja, ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich eine traumhaft schöne Woche hatte, einmal mehr froh war, eine Reiterin zu sein und die Puszta auf dem Pferderücken erkunden zu dürfen und einmal mehr feststellte: Mädels unter sich haben ganz schön viel Spaß 😉
Bye-bye Ungarn, bis zum nächsten Mal! Mein Reisebericht ist hier zu Ende. Wenn es euch gefallen hat, dürft ihr euch schon auf meinen nächsten Reisebericht freuen, denn Mitte November geht es für 3 Wochen nach Chile 🙂
Fas hätte ich es vergessen: eins der vielen Highlights meiner Ungarnwoche! Ich hatte Glück, auf einem der Übernachtungs-Reithöfe eine Darbietung der Reitkünste der ungarischen Csikos erleben zu dürfen. Just in time kamen wir auf dem Hof an, als die Vorstellung los ging. Der absolute Wahnsinn! Weil ich gerade eine faule Feiertags-Katerwolf bin, bediene ich mich hier einer kleinen aber feinen Beschreibung aus Wikipedia:
Als Csikós (kroat. und serb. čikoš), vereinzelt auch Tschikosch, bezeichnet man einen ungarischen Pferdehirten. Pferdehirten waren einst im gesamtenungarischen Königreich unterwegs. Die ungarische Puszta gilt als Heimat der Pferdehirten. Sie sind bekannt für ihre Dressurleistungen und Reitkünste. Heute noch kann man bei Hortobágy oder Tahitótfalu Vorstellungen der Reitkünste besuchen.
Ein Beispiel für die artistischen Leistungen der Pferdehirten ist die Formation ungarische Post, bei welcher der Csikós auf dem Rücken zweier Pferde steht, während er drei weitere Pferde als Gespann vor sich traben lässt.
Der Csikós ist nach dem Rinderhirten (ung. gulyás) der angesehenste unter den ungarischen Hirten.
Diese Pferdehirten sind übrigens schnatze Bürschchen. Hier ein paar Fotos, die für sich sprechen:
Abends ging in der Pension die ungarische Post übrigens weiter 😉 Nicht, dass ihr denkt, die Katerwolf ist jetzt ein Alki, aber in der Puszta kein Alkohol trinken, det jeht nich, wa? Jedenfalls fühlte ich mich zu den Klängen einer typisch ungarischen combo zu einer spontanen tänzerischen Tanzeinlage verleitet, die mir viel Beifall brachte. Die Musiker waren sehr von mir begeistert. Als Dank kamen sie zu unserem Tisch und befiedelten uns ziemlich lange direkt ins Ohr, was mir den Unmut meiner kleinen Reisetruppe einbrachte *grins*
Wo ich bin, sind Hunde. Natürlich auch, wenn ich einen Wanderritt durch Ungarn mache. In Ungarn gibt es tolle Hunde. Wenn man an Bauernhöfen und durch kleine Dörfer reitet, wird man von Hunden begrüßt, verjagt, beschmust und beobachtet. In Ungarn gibt es tonnenweise Pumis, Pulis und Puli-Pumi-Mix und alle möglichen Mischlinge. Auf dem Land am Verbreitetsten sind die Pumi, Puli und Pumi-Pulis 🙄 Ich liebe seitdem Pumis. Für immer. Das sind unglaublich drollige Hunde. Sehen fast genauso aus wie mein Joschi (Pumi und Tibet Terrier sind genetisch verwandt), sind aber hochbeiniger und das Fell ist etwas verknoddelter. Die Pulis haben regelrechte Dreadlocks und sehen aus wie Mini-Bob Marleys. Ich denke mal, einen Pumi oder Puli zu bürsten gleicht einer Folter. Für beide Seiten. Jedenfalls steht für mich fest, dass ich irgendwann einmal unbedingt einen Pumi haben möchte. Sie sind sehr lustig und liebenswert. Hier ein Pumi-Exemplar:
Hundemäßig ging für mich in Ungarn einer meiner Träume in Erfüllung. Einen Komondor zu sehen und anfassen zu dürfen. Auf einem der Reiterhöfe, auf dem wir einkehrten, lebt einer. Der Komondor ist ein Hund, dessen Beschreibung allein respekteinflößend ist. Den Komondor ließ man früher und auch heute noch, wenn auch seltener, zum Schutz gegen Wölfe und Bären bei der Herde. Man sagt ihm nach, dass er hochintelligent ist, seine Entscheidungen selber fällt und unbestechlich ist. Auf die Frage, ob er erzogen ist und in der Hundeschule war, lachte die ganze Familie: „Hundeschule? Komondor in Hundeschule? Das geht nicht. Überlebt weder Hundetrainer, noch andere Hunde!“ Das hört sich jetzt so an, als sei er eine Bestie. Ist er nicht. Er passt halt auf. Und er mag keine Fremden in seinem Revier, wenn sein Herrchen weg ist. Er übernimmt die Verantwortung für Haus, Hof und Vieh dann in aller Konsequenz. Man sagt auch, der Komondor greift lautlos aus dem Nichts an. Das durfte ich selbst erleben. Als ich zur Toilette hinters Haus ging, schaute ich mich ausgiebig nach allen Seiten um, ob der Komondor in der Nähe ist. Weit und breit kein Komondor. Ich machte einen winzigen Schritt vorwärts. Komondor am rechten Knie. Wie eine Statue. Keine Ahnung, wo diese Masse an Tier so plötzlich herkam. Gruselig. Das demonstrierte er gleich mehrfach. Wenn ein Komondor ohne Herrchen in der Nähe ist, möchte man weder Wolf, Bär, noch sonst wer sein. Wir aber erlebten den Komondor im Beisein seiner Familie. Und erlebten einen Komondor, der sich von der Tochter des Hauses sowie einer Katze reiten ließ, wilde Sprünge machte und meinen Schmeicheleien erlag (Gesamtvorrat an mitgebrachten Leckerlis) und mir am Ende unzählige Hundeküsse auf die Nase gab. Ich habe einen Komondor angefasst, gestreichelt, mit ihm gespielt und wurde von ihm geküsst. Ich bin glücklich.
Dennoch würde ich für den Hausgebrauch einen Pumi vorziehen. Hat man einen Komondor lebt man sehr einsam. Ein Pumi hingegen ist gesellig und ein echter Kumpel
Mit einem Pumi kann mann übrigens auch wunderbar Sonnenuntergänge schauen und dabei ein Bier trinken. Wenn niemand Sonnenuntergang gucken mitkommen will, weil es zu kalt, zu heiß, zu spät, zu wasauchimmer ist, ein Pumi kommt mit. Setzt sich neben dich und schaut ernsten Gesichtes, wie die Sonne untergeht. Das hat was. Und hier einer der schönsten Sonnenuntergänge, die ich je sah. Sonnenuntergang über der Puszta.
War einer von euch schon mal in Ungarn? Ungarisch gehört zu einer der unlernbaren Sprachen dieser Welt. Etwa so wie finnisch und tibetisch. So wundert es nicht, dass die Sprachen verwandt sind (soweit ich jedenfalls weiß). Ungarisch versteht man einfach gar nicht. Null. Nada. Nix. Sogar das Wort nein heißt igen (oder so). Ich gelte gemeinhin als sprachbegabt, lerne Sprachen schnell, aber bei ungarisch versagt mein Sprachlernzentrum komplett. Ich bin halbe Ungarin *flüster*, habe die Sprache aber leider nie gelernt. Ich habe mich wirklich bemüht, in dieser Woche etwas zu lernen, aber das einzige Wort, dass mir am Ende hängengeblieben ist, ist mocucz, was soviel bedeutet wie Eichhörnchen. Was sich übrigens als sehr wertvolles Wort erwies, wie ich beim Besuch eines Budapester Weinkellers erfuhr. Ich wollte mit meiner Freundin eine kleine Weinprobe machen, soff mich mit dem Weinkellerbesitzer mächtig fest, und da weder englisch, noch deutsch als gemeinsame Kommunikationsebene möglich war, stießen wir einfach an (sehr oft) und sagten mokucz! Übrigens hieß ich auch mocucz, kam aus mocucz, war mit mocucz verheiratet und meine Kinder und Hunde hießen auch alle mocucz. Ein sehr lustiger Abend war das 🙂
Arpad, unser Reitführer, sprach recht gut deutsch. Es machte großen Spaß, ihm zuzuhören. Er erinnerte mich in gewisser Weise an meinen Vater. Wie er teilte Arpad Menschen in 2 Kategorien ein. Kategorie 1: Freund. Kategorie 2: Total blöder Idiot (kein Freund). Steigerung: Komplett total blöder Idiot. Unvergesslich bleibt auch Arpads emotionale Darlegung, warum man in einem bestimmten Nationalpark nicht galoppieren darf. Hier eine kurze Zusammenfassung: In dem Park gibt es einen Vogel. So wie ein Truthahn. Mit bunten Federn. Genannt Trappe. Diese Trappe legt kreuz und quer, einfach überall, Eier. Und deshalb darf man dort nicht galoppieren. Oder, um es in Arpads Worten zu sagen: „Alles nur wegen Scheiße Eier von Trappe!“ Dieser Ausruf gefiel uns übrigens so gut, dass wir in prekären Situationen seitdem alle 4 sagen: „Scheiße Eier von Trappe!“ Beim Einparken die Mauer mitgenommen? „Scheiße Eier von Trappe!“ Vergessen, Klohpapier zu kaufen? „Scheiße Eier von Trappe!“ Entsprechend sind alle möglichen Leute, die einem auf den Sack gehen, jetzt total blöde Idioten. Macht Spaß 🙂
Im Übrigen haben wir in den 5 Tagen nicht eine einzige Trappe gesehen und vermuten, dass es gar keine gibt und die Trappe Teil einer ungarischen Verschwörungstheorie ist. Jawoll.
Hab ich jetzt ganz das Reiten vergessen. Geritten sind wir nämlich sehr viel, durch die Puszta, fast 220 km. Ich war total begeistert, wie vielseitig und abwechslungsreich die Puszta ist. Ich dachte immer, Puszta ist Puszta. Von wegen. Jeden Tag entdeckte ich die Puszta aufs Neue und kam aus dem Staunen nicht raus. Seht selbst. Puszta ist nicht = Puszta.
Puszta 1
Puszta 2
Puszta 3
Puszta 4
Puszta 5
Puszta 6
Auf dem letzten Bild sieht man den Silberbaum. Ich weiß nicht, wie er richtig heißt, ich nenne ihn Silberbaum. Der baum hat grüne Blätter auf der einen Seite, und silberne auf der anderen Seite. Wenn der Wind hindurchrauscht, und das tut er in der Puszta ziemlich oft, zeigt der Baum seine Silberseite und kann es kaum fassen, wie unglaublich schön das ist. Arpas machte uns die Nase lang, dass die Puszta Ende April, Anfang Mai blüht und wir unbedingt wiederkommen müssen. Tja, das werde ich dann wohl tun müssen *seufz* Kommt ihr mit?