Thailand: Die Todeseisenbahn und die schlechteste Performance der Welt

Die zweite Etappe unserer Thailandreise war ein großes Abenteuer. Sie brachte uns mit der berühmten Todeseisenbahn über die Brücke am Kwai in den Dschungel. Das soll nun nicht bedeuten, dass es sich um eine Horror-Eisenbahnfahrt handelte,  nein, die Bahn heißt tatsächlich Todeseisenbahn und wurde im Zweiten Weltkrieg von den Japanischen Besatzern von Thailand bis nach Burma gebaut. Wer mehr darüber erfahren will, kann das gerne hier nachlesen. Sie heißt Todeseisenbahn, da sie in nur 17 Monaten unter schwersten Bedingungen von Kriegsgefangenen gebaut wurde. Bei dem Bau starben über 100.000 Menschen. Ein schreckliches Kriegskapitel, bei dem sich die Japaner nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Umso mehr wunderte es uns, dass sich die unzähligen japanischen Touristen, die mit uns im Zug saßen, benahmen wie die Hottentotten. So gab es eine große, sehr angetrunkene Reisetruppe, die gröhlend durch den Zug zog und junge Rucksacktouristen mit den Worten anpöbelte: „Beautiful, beautiful, fuck fuck!“ begleitet von den entsprechenden Gesten. Wahlweise versuchten sie über unsere Köpfe hinweg mit gefühlten Millionen von Handykameras aus dem Fenster heraus zu fotografieren und fielen dabei auf uns. Bäh. Ich war kurz vor Schlägerei, besann mich aber noch rechtzeitig der japanischen Greueltaten im Krieg und beließ es bei Todesblicken in ihre Richtung.

 

 

Burmabahn1

Burmabahn3

Burmabahn4

BrückeKwai

Burmabahn2

 

 

Die Fahrt war sehr beeindruckend, und man denkt viel nach, über Kriege, über Menschen, über Macht und welcher Grausamkeiten Menschen im Krieg fähig sind. Nachdenklich verließen wir die Bahn und fuhren mit einem Minivan zum Pier, der uns auf dem wilden Dschungelfluss, den ihr hier oben seht, zum nächsten Abenteuer brachte: In unser schwimmendes Dschungelhotel. Die Fahrt mit einem hochgetunten Lomgboat an sich war schon abenteuerlich.

 

Jungle2

 

Je weiter wir flußaufwärts in den Dschungel vordranken, umso mehr kamen Assoziationen mit dem Film Apokalypse Now auf. Fast meinte man, im nächsten Moment den völlig abgefuckten Marlon Brando aus dem Film am Ufer auftauchen zu sehen. Stattdessen tauchte nach der nächsten Flussbiegung unser schwimmendes Dschungelhotel auf.

 

 

Jungle3

Jungle5

Jungle4

 

 

Ein tolles Ding. Alles schwankt und blubbert vor sich hin, es gibt keine Elekrizität, nur Öllampen, ein herrlich wilder romantischer Ort, an dem ich schlief wie eine Tote. Ich glaube, so gut wie dort, habe ich seit Jahren nicht mehr geschlafen. Nur zu gerne würde man ein paar Tage bleiben und gehörig an der Jungle Bar versacken. Mit Unmengen Meckong (Thai-Whiskey) und irgendwelchen schaurigen Dschungelgeschichten zuhören. Apropos schaurig. Am Abend wurden die etwa 30 anwesenden Hotelgäste mit einer folkloristischen Performance überrascht. Oberhalb des Dschungelhotels gibt es eine Siedlung, in der ca. 100 Angehörige der ethnischen Minderheit Mon leben. Viele von ihnen arbeiten in dem Hotel. Und abends bieten sie den Gästen ihren folkloristischen Reichtum an. Versteht mich jetzt nicht falsch. Ich bin studierte Ethnologin, ich weiß so etwas echt zu schätzen und respektiere es aus vollem Herzen. Aber wie in Europa, so gibt es auch in Asien gute und schlechte Künstler. Und die Truppe, die wir an diesem Abend erleben durften, war mit Abstand die schlechteste, die ich jemals in meinem Leben erlebt habe. Jemals. Ich schwör. Die Musiker spielten die für Südostasien übliche Gamelanmusik, die sich, auch wenn sie gut gespielt wird, immer ein bisschen wie Katzenmusik anhört. An diesem Abend wurde sie nicht gut gespielt. Ich weiß nicht, ob die ihre Instrumente nicht gestimmt hatten, egal, es war grauenhaft. Dazu tanzte eine ganz und gar unhomogene Gruppe auf der Bühne herum, jeder in eine andere Richtung. Das Schlimmste aber war der Gesang. Mein lieber Herr Gesangsverein. Wenn man ein Rudel Katzen mit heißem Teer übergießt und dann ihren Schwanz in der Tür einklemmt, ja, der Vergleich hat was. Der Anstand verbot uns, vorzeitig zu gehen, aber als es zu Ende war, flohen wir alle regelrecht an die Junglebar und ertränkten unser Trauma lachend in Alkohol. Aber wie gesagt, ich schlief himmlisch gut unter meinem Moskitonetz und am nächsten Morgen, als ich auf die winzige Terrasse unseres kleinen Zimmers trat, erlebte ich eine wunderbare Überraschung.

 

 

Jungle6 Jungle7

Kategorien: Reiseabenteuer | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | 29 Kommentare

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29 Gedanken zu „Thailand: Die Todeseisenbahn und die schlechteste Performance der Welt

  1. Das hier wird doch kein Freudscher Verschreiber sein 🙂 „Je weiter wir flußaufwärts in den Dschungel vordranken, …“

  2. Ein schwimmendes Dschungel Hotel! Wie geil ist das denn, dachte ich, bis ich zur Folkloretruppe kam. Da bieten sich ja wenig Fluchtmöglichkeiten, auf so einem Boot. Im Dschungel

  3. Dieses schwimmende Dschungelhotel, das wäre was für mich… 🙂 Allerdings würde ich – dank deiner Warnung in deinem sehr spannenden Post – Ohropax mitnehmen, und vor der Folkloregruppe kneifen. 😉

  4. Brigitte

    Toll und dann morgens noch die Elefanten!!!!
    You made my day. DANKE
    Brigitte

  5. Tolle Bilder!!!!

  6. thymi

    Tip für daheim: Wasserbett 😉

  7. Hallo Kater, deine Geschichten habe ich vermisst… gottseidank ist die Zeit jetzt wieder vorbei. Gruß kunstecht

  8. So schöne Bilder und weißt du was – vor ungefähr 10 Jahren bin ich doch glatt mit dem Zug genau über die gleiche Brücke gefahren…war ein tolles Erlebnis, Gott sei Dank waren bei mir keine betrunkenen Japaner an Bord…nach Thailand muss ich wohl doch noch mal, wenn ich mir die Bilder anschaue…Viel Spaß noch!!!

    • hey 🙂 die Bilder vom Dschungelhotel, die mit den Elefanten, sind besonders schön, gell? Ich vermisse das Rumgeschlappe in Flip-Flops, in kurzer Box und T-Shirt ganz schön….

      Liebe Grüße, Flip Flop-Wolf

  9. ist das mit einem Handy oder einem I-Pad geschrieben?
    Dann kann ich diesen Fehler gut nachvollziehen, diese Dinger können ganz schön eigensinnig sein.
    Was ihr so alles erlebt!
    Die Brücke am Kwai ist ja legendär.
    Dass die Japaner sich lieber besoffen haben, wer weiß, warum???
    Prima, dass du so gut schlafen kannst.
    Viele Grüße Bärbel

    • Liebe Bärbel 🙂

      In die Richtung (mit der Sauferei im Zug) habe ich noch gar nicht gedacht. Interessanter Gedanke!

      Liebe Grüße, Katerwolf 🙂

  10. Die Bilder!!! und das Kopfkino nach deiner Regie 😀 DANKE!

  11. Herzlich willkommen zurück. Ich weiß, ich hinke hinterher. Habe jetzt aber alles fleißig nachgelesen! Hach, dein Bericht ist soooo lebendig (wie immer). Als wäre man direkt dabei. Die Bilder geben den Rest!

    Alles Liebe zum 3. Advent, die Emily 🙂

    • Liebe Emily, mensch, wir haben lange nichts mehr voneinander gehört. Ich vermute, du bist genauso am wuseln wie ich. schön, dich zu lesen, und hier geht es bald weiter mit Thailand 🙂

      • Das stimmt, meine Liebe. Aber ich verfolge dich immernoch. Blogmäßig versteht sich 😉 Ich wusle nur noch. Schrecklich ist das! Daher kommt das Netz auch gerne mal zu kurz. Geht einfach nicht anders.
        Drück dich, du 🙂

  12. Wie geil ist das denn?? Ein schwimmendes Dschungel Hotel – auch eine Art zu reisen 😆 .
    Faszinierend, was ich bisher lesen durfte 🙂 .

  13. Nicht schlecht so ein schwimmendes Dschungelhotel. Und ich hoffe doch, Ihr habt diese Folkloredarbietung ohne bleibenden, psychischen Schaden überstanden. 🙂

    Und leider gibts bei allen Völkern Leute, die sich einfach nicht zu benehmen wissen.

    lg Gabi

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