Jedes Land hat seine Pferde. In Ungarn sind sie, je nach Anteil des Blutes, groß und schmal, etwas kleiner und kräftiger, oder klassisch vollblütig, mittelgroß, athletisch, mit feinem Kopf. Es zeugt von der Erfahrung jedes Reitführers, den Reiter so gut einzuschätzen, dass er ihm das für ihn optimale Pferd zuordnet. In der Regel gibt es einen Proberitt, bei dem Reiter und Reitführer prüfen, ob Pferd+Reiter zusammenpassen, so dass man noch tauschen kann, bevor man sich auf den Wanderritt aufmacht. Arpad teilte uns jeweils zielsicher das richtige Pferd zu. Tara, selbst klein und leicht bekam einen ehemaligen Galopper, Vollblut durch und durch und durchaus flott unterwegs. Tara, die direkt vor mir und direkt hinter dem Reitführer ritt, hatte am Anfang etwas zu schaffen und aus ihrer Richtung kam überwiegend: „Ru-hi-g! Fei-n-es Pferd!“ Aber nach kürzester zeit waren sie ein Herz und eine Seele.
Nikki, die eine Schweizerin fand in ihrem Pferd einen Seelenverwandten und verliebte sich so sehr in das Pferd, dass sie es spontan kaufte und im April abholen geht. Ratet mal, wer sie dabei begleitet? 😉
Ihre Schwester Manu hatte das Vergnügen mit einem eigensinnigen Schimmel, mit dem sie ab und an Diskussionen hatte. Alle schmunzelten darüber, dass sich da Zwei gefunden hatten 😉
Und schließlich mein Pferd: Szellö, was zu Deutsch Brise bedeutet. Szellö war eine süße, liebenswerte und typisch zickige Stute. Riesig groß, mit endlos langen Beinen und einem langen Hals, die mit ihren langen Beinen im Galopp stets die Poleposition suchte, riesige Angst vor Kühen hatte, „verdächtige“ Unebenheiten im Boden einfach übersprang und eine Mega-Schmusebacke war. Zum Fressen. SIe hatte etwas von einem Baby, man wollte sie ständig herzen. Und ich lernte einmal mehr, was es heißt, die Knie am Sattel zu lassen 😉
Der erste Reittag war traumhaft schön. Wir ritten den ganzen Tag durch den berühmten Kiskunsag Nationalpark und kehrten abends zum Hof zurück. Der erste Tag war auch der Eingewöhnungstag und jede von uns lernte, wie ihr Pferd „tickt“. Vor allem der erste Galopp, querfeldein durch die Puszta, ließ zunächst das Herz flattern, bis man merkte, dass die Pferde keine Absichten hegten, das Weite zu suchen und bis nach Sibirien zu laufen. Schon der zweite Galopp ließ das Herz fliegen und innerlich rief man: „Mehr davon! Schneller!“ Abends fielen wir nach dem Abendmahl glückselig in die Heia und schliefen wie die Toten 🙂